0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln
aus dem Lautsprecher drang eine uns sehr bekannte Stimme. Sir James Powell, unser Chef, wünschte, uns zu sehen. Er teilte uns auch mit, wo wir ihn finden konnten.
»Das ist ganz in der Nähe, Freunde«, sagte Alan Hale. Er erklärte uns den Weg.
Wir zogen ab. Suko war sehr nachdenklich. Er hatte den Kopf gesenkt und schaute zu Boden.
»Hast du was?« fragte ich.
»Ja. Das gibt Ärger. Ich habe das Gefühl, daß uns noch einiges ins Haus steht.«
Suko sprach aus Erfahrung. Ich wollte ihm da nicht widersprechen. Ein besonders gutes Gefühl hatte ich allerdings auch nicht bei der Sache. Da war ich ehrlich genug, dies zuzugeben.
Sir James erwartete uns in einem kleinen Büro. Er hockte hinter einem Mini-Schreibtisch, auf dem ein Monitor stand. Zum Glück gab es noch zwei Stühle. So brauchten wir nicht stehen zubleiben.
Er forderte uns auf, Platz zu nehmen, und schaute uns dann aus seinen großen Eulenaugen an. Gut schien es ihm nicht zu gehen, denn er machte einen müden Eindruck.
»Während Sie in Rio waren, haben wir hier gearbeitet«, erklärte er zur Einleitung.
Das konnte ich nicht auf uns sitzenlassen. »Sir, ich soll Sie aus Rio grüßen.«
»Wirklich? Von wem?«
»Von den Bikini-Mädchen an der Copa Cabana. Die haben immer nach Ihnen gefragt, während wir uns mit den braunen Schönheiten vergnügt haben. Rio war tatsächlich toll.«
Der Alte zog einen Flunsch. Er wußte genau, daß wir in Rio hart geschuftet hatten. Wahrscheinlich hatte er sich darüber geärgert, daß hier in London während unserer Abwesenheit etwas passiert war, wofür wir wirklich nichts konnten.
»Kommen wir zu dem Kopf«, sagte er und schaute uns dabei an, als würde er von Suko und mir sofort die Lösung des Falles erwarten.
»Wir haben ihn zerschossen«, stellte ich fest.
»Ja, das sah ich. Ihnen wird auch nicht entgangen sein, daß es sich dabei um einen künstlichen Schädel gehandelt hat.«
»So ist es, Sir.«
»Leider müssen wir davon ausgehen, daß dieser Kopf nicht der einzige ist, der in London existiert. Vielleicht gehört dazu noch ein künstlicher Körper. Wer kann das wissen? Ihre Aufgabe ist es, alle Köpfe und auch Körper zu finden. Das einmal grob gesagt.«
»Gibt es Hinweise?« schaltete sich Suko ein.
»Kaum. Dieser künstliche Kopf wurde in der Küche eines Restaurants gefunden.«
Ich schluckte und nahm mir vor, dort nie zu essen, wenn ich den Namen erfahren hatte.
»Zuerst dachte man wirklich, es mit einem echten zu tun zu haben. Das erwies sich als Irrtum. Dieser Kopf ist künstlich, und es drängt sich eine gewisse Parallele zu einem Fall auf, der nicht einmal sehr lange zurückliegt.«
»Destero«, sagte Suko.
»Genau. Ich glaube, daß der Kopf kein Erbe des vernichteten Mr. Mondo ist, der ja auch künstliche Menschen hergestellt hat, sondern auf Destero zurückgeht.«
Damit war ich nicht einverstanden. »Das, Sir, glaube ich wieder nicht. Destero war auch nur ein Handlanger von Asmodina. Dies sollten wir nicht vergessen.«
»Aber sie existiert auch nicht mehr.«
Ich nickte. »Richtig, Sir. Vielleicht ihr Erbe. Es kann doch sein, daß sie jemanden angeheuert hat, der für sie die Köpfen herstellt, und nicht nur das, sondern auch künstliche Menschen. Er hat so lange gewartet, bis die Zeit reif war, um nun zuzuschlagen.«
»Das befürchte ich auch. Deshalb müssen wir unbedingt etwas tun.«
»Wie hieß denn das Lokal, in dem der Kopf gefunden worden ist?« fragte Suko. »Pußta-Mühle.«
»Ein Balkan-Restaurant?«
»Ja.«
»Und wo liegt es?«
Mein Chef schaute mich an. »Etwas außerhalb von London. In einer alten Mühle.«
Ich blickte Suko an. »Schätze, daß wir uns dort einmal genauer umsehen!«
Der Meinung war mein Partner auch. Ich wollte noch wissen, ob man das Personal und die Gäste unter die Lupe genommen hatte.
»Wir haben natürlich Nachforschungen angestellt«, erklärte mein Chef, »aber die sind so ziemlich im Sand verlaufen. In der Pußta-Mühle verkehren meistens Einheimische und auch Emigranten. Ein seltsames Volk, das sehr verschlossen ist.«
»Das ist schon schlecht«, erwiderte ich und sprach dabei aus Erfahrung.
Ich dachte nämlich an den Fall mit dem grünen Dschinn, der in einem türkischen Café begonnen hatte. Dort hatte ich auf meine Fragen auch keine Antworten bekommen.
»Sonst gibt es keine Spuren?«
»Nein. Wir haben auch nicht genauer nachgeforscht. Mich wunderte es sowieso, daß man die Polizei gerufen hat. Aber es waren auswärtige Gäste
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