0237 - Mit Mörderblick und Todeslächeln
brannte auch Licht, und ich entdeckte einen etwas seltsamen Gegenstand, der auf dem Tresen stand, konnte allerdings noch nicht genau erkennen, was es war.
Irgendwie hatte er die Form eines Kegels. Ich wollte näher heran, als ich Schritte hörte.
Dumpf klangen sie auf. Allerdings nicht im Lokal, sondern vor und gleichzeitig unter mir.
Da stieg jemand aus dem Keller hoch.
Nur, wo befand sich die Luke, durch die er an die Oberfläche kommen würde?
Eigentlich gab es nur eine Möglichkeit. Hinter der Bar mußte das sein.
Meine Vermutung war berechtigt. Es tauchte tatsächlich jemand hinter der Bar auf. Sogar eine Stimme hörte ich. Sie schimpfte über irgend etwas. Auch vernahm ich ein Knirschen, als würde Glas zertreten. Der Alkoholgeruch war mir zuvor schon aufgefallen. Wahrscheinlich waren irgendwelche Flaschen zu Bruch gegangen.
Ich hatte hinter einem Tisch Deckung gefunden, verhielt mich sehr still und beobachtete nur. Über die Tischplatte peilte ich hinweg in Richtung Bar.
Es dauerte nicht einmal lange, als ich die schattenhafte Gestalt sah.
Hinter dem Bartresen hob sie sich ab. Dabei bewegte sie sich auf den Gegenstand zu und mußte auch den schwachen Lichtschein durchqueren. Der Mann war einer der Angestellten des Restaurants, zu erkennen an seiner Kleidung.
Dann packte er den Gegenstand an dem sich oben befindlichen Griff und hievte ihn hoch.
Danach ging er den gleichen Weg zurück. Abermals passierte er den Lichtschein. Für einen Moment konnte ich genau erkennen, was der Mann da in der Hand hielt.
Meine Augen wurden weit. Plötzlich klopfte mein Herz wie verrückt. Das durfte doch nicht wahr sein.
Der Mann hielt einen Käfig in der Hand.
In ihm befanden sich zwei Köpfe. Einer gehörte einem Mann, der andere einer Frau.
Stella Benson!
***
Das durfte nicht wahr sein!
Leider stimmte es. Meine Augen betrogen mich nicht. Der Frauenkopf gehörte Stella Benson.
In diesen Momenten durchtobten mich regelrechte Gefühlswellen. Zorn, Verzweiflung, Angst und das Bewußtsein, versagt zu haben, vereinigten sich zu einer wahren Sinfonie der Enttäuschung.
Die aber ging schnell vorbei. Haß und Wut stiegen in mir hoch. Okay, sie hatten die Frau getötet, und der zweite Kopf im Käfig gehörte sicherlich dem Mann, den Stella so sehr gesucht hatte. Aber der Typ an der Bar würde mir nicht entkommen. Wahrscheinlich wußte er nicht, daß ich hier in der Nähe lauerte. Hätte er mich bemerkt, wären seine Reaktionen anderes gewesen.
Inzwischen hatte er mir den Rücken zugedreht, und ich wartete, bis er sich duckte, um wieder in dem Loch hinter der Bar zu verschwinden.
Diese Chance durfte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. So rasch es ging, kam ich wieder hoch, und möglichst lautlos sprintete ich hinter dem Kerl her.
Mit wenigen Sprüngen hatte ich die Theke erreicht, stieß mit dem Knie dagegen, und das dabei entstehende hohl klingende Geräusch warnte den anderen, denn er drehte sich blitzschnell um.
Wir starrten uns an.
Er schaute nicht nur in mein Gesicht, sondern auch in die Mündung der Beretta, die ich auf dem Weg zur Bar gezogen und über die Theke gekantet hatte.
»Bleib nur so stehen!« zischte ich.
Er rührte sich tatsächlich nicht, aber vor meiner Waffe mußte er sich fürchten, denn ich sah es seinem unruhigen Blick an. War er ein Mensch oder ein Schwarzblütler? So genau konnte ich dies nicht feststellen, doch er verstand mein Zeichen mit der linken Hand, denn er kam die Stufe wieder hoch und blieb hinter der Bar stehen.
Mit dem Waffenlauf dirigierte ich ihn in eine Ecke. »Setz den Käfig wieder ab!« verlangte ich.
Er tat es und stellte ihn auf die Bar.
»So ist es gut«, lobte ich ihn und freute mich, daß er zusätzlich noch seine Arme hob.
Ich aber ging um die Bar herum und ließ ihn auch weiterhin nicht aus den Augen, wobei die Mündung der Waffe genau auf ihn gerichtet war.
Am Ende der Bar existierte eine Klappe. Sie mußte ich hochheben, um hinter den Tresen zu gelangen.
Dann stand ich wieder vor ihm.
Meine Waffe zielte auf seine Brust. Einen Schritt ging ich noch weiter.
Abermals knirschte es unter meinen Füßen, als ich die Glasreste zertrat.
»So«, sagte ich leise »und nun kommen wir zur Sache. Wo wolltest du mit den beiden Köpfen hin?«
»In den Keller.«
»Und dann?«
»Nichts, ich sollte sie nur bringen.«
»Zu wem?«
»Den anderen«, antwortete er. »Ich sollte die Köpfe den anderen bringen. Da ist der Horror-Keller, und dort wartet Jorge Shury,
Weitere Kostenlose Bücher