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0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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von dieser eigenartigen Ersatzreligion gehört und waren auch oft genug von den unheimlichen Trommeln aus dem Schlafe geschreckt worden. Aber sie hatten sich nie besonders dafür interessiert.
    Mumpitz! Aberglaube! Irgendeine Art Hokus-Pokus und Abrakadabra für alte Weiber. Wenn man auch auf einer Estancia weit draußen in der Provinz, in den Sümpfen des Orinoco lebte, so war die Zeit doch immerhin das zwanzigste Jahrhundert - das Jahrhundert der Atombomben und der Mondlandung. Hexen, Gespenster und Dämonen! Daran mochten Wilde glauben oder Geistesschwache, aber nicht sie.
    Doch die Worte des Professors waren eindringlich. Der beschwörende Klang in seiner Stimme ließ erahnen, daß er wußte, wovon er sprach.
    Zamorra wußte, daß die Situation zu gespannt war, um hier unnötige Panik zu verbreiten.
    »… es sind Riten, in denen sich die Naturreligionen der schwarzen Seele Afrikas mit den Mysterien des katholischen Glaubens vermengt haben und eine seltsame Einheit bilden«, erklärte der Meister des Übersinnlichen. »Denn die Negersklaven konnten damals ihr Los verbessern, wenn sie den Christenglauben annahmen. Und das taten viele. Aber wie sehr man sich auch bemühte, sie zu vollendeten Christmenschen zu machen, es war vergeblich. Denn sie stellten fest, daß der weiße Mann, der wie sie an den Gott des Erbarmens glaubte, selbst kein Mitleid kannte. Und dann riefen sie die Tom-Toms, die Trommeln, welche die Stimme der Heimat sprachen, zum Dienst der alten Götter in den Busch. Hier, ja, hier wurde der alte Zauber lebendig. Bei Voodoo-Zeremonien holten sich die aus ihrem Land gerissenen Schwarzen die Kraft, die Fesseln der Sklaverei zu ertragen.«
    »… aber die Zeit der Sklaverei ist längst vorbei«, gab Don Emilio zu verstehen. Seine Frau nickte zur Bestätigung.
    »Ja«, gab Zamorra zu. »Aber nicht die Zeit der Unterdrückung für die Schwarzen. Sie fühlen sich noch heute als Gottes zweite Garnitur. Nur langsam erstarkt das Selbstbewußtsein in den Seelen der Farbigen. Aber im Kult des Voodoo finden sie ihre Seele. Es gibt unzählige Unterarten davon. Die meisten davon sind relativ harmlos und haben mit Geisterbeschwörung nichts Besonderes gemein. Nur das Gefühl der Zusammengehörigkeit und der nervenpeitschende, montone Rhythmus treibt die Kultisten zur Exstase!«
    »Jetzt weiß ich auch, warum alles so verrückt auf die Disco-Musik ist«, murmelte Roger B. Stanton. »Die Trommeln, der eintönige Rhythmus und auch die immer wiederkehrenden Melodien…«
    »Stimmt, Roger!« bestätigte Zamorra. »Die Idee ist neu, aber nicht von der Hand zu weisen. Denn die Disco-Musik ist eine abgewandelte Form des Reggae und diese Musik ist aus dem Voodoo entstanden. Der Kult der Rasta-Männer, denen zum Beispiel auch ein Bob Marley angehört hat, ist eine Abart des positiven Voodoo.«
    »Was hat das alles mit uns zu tun?« fragte Don Emilio ungeduldig. »Laß sie tanzen, laß sie singen, was kümmert das uns. Aber das, was Dolores sagte…«
    »Wir haben es in diesem Falle sicherlich mit einer der furchtbaren Varianten dieses Glaubens zu tun«, sagte Professor Zamorra düster. »Und dann erwähnte die Negerin den Kult des Ju-Ju. Was ich hierüber bisher in Erfahrung bringen konnte, ist zum größten Teil Spekulation. Wir werden vorsichtig sein müssen.«
    ***
    »Eine weiße Frau. Zauberbruder, bringe mir eine weiße Frau!«
    Immer wieder drang der Ruf des Ollam-onga in Amun-Res Bewußtsein. Wie von einer unsichtbaren Gestalt geleitet, schritt der Magier durch das dichte Unterholz des Urwaldes voran, den keuchenden Morena wie ein Kind an der Hand hinter sich herziehend.
    »Eine weiße Frau, Zauberbruder! Ich brauche eine weiße Frau. Folge dem Geist, der dich leitet!« Immer wieder hörte Amun-Re die Stimme des Hungan. Über welche Kräfte mußte dieser Wilde aus dem Busch verfügen?!
    Zauberbruder! So nannte er ihn, den Gewaltigen von Atlantis. Ah, daß er doch für einen kurzen Moment seine volle Magie beherrschen würde. Wie eine lästige Fliege würde er den zahnlosen Alten beiseite wischen. Wie man einem Hund ein Stück Brot vorwirft, so würde er die Seele des Hungan den Dämonen der unteren Hierarchie zum grausigen Spiel überlassen.
    Zauberbruder! Nicht Meister, Herr oder Gebieter! Denn durch den Stab war dieses häßliche Mischlingswesen, das sicher nicht nur das Blut von Negern und Indios, sondern auch von Weißen in sich trug, ihm gleichgestellt. Und die Kräfte, die dem Stab innewohnten, sie hatten sich

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