Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0238 - In der Voodoo-Hölle

0238 - In der Voodoo-Hölle

Titel: 0238 - In der Voodoo-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
wahr sind, werden wir dem, den du nanntest, und dir dienen!«
    Unablässig sprach dazu die hohle Stimme der Voodoo-Trommel unter den Händen des alten Zauberers. Und ihre Stimme wurde von anderen Trommeln weitergetragen in den Busch. Sie tönte über die kultivierten Pflanzungen und Plantagen, drang durch die dschungelar tigen Wälder an den Ufern des Flusses und wehte über die Sümpfe und Moore im Delta, in deren trüben Gewässern träge Alligatoren auf Beute lauerten.
    Der Gesang der Trommeln wurde gehört. Die Botschaft des Hungan wurde verstanden.
    Überall regte es sich. Wie die Schatten der Abgeschiedenen huschte es heran, in Richtung auf die Hütte des greisen Hungan zu. Da kamen sie, die Urenkel jener Schwarzen, die von gewissenlosen Sklavenhändlern ihrer Heimat jenseits des großen Wassers entrissen wurden, um hier in der Neuen Welt für den weißen Mann zu fronen. Sie kamen aus Lehmhütten, aus rohgezimmerten Bretterbuden oder aus Wellblechbaracken. Hohläugige, ausgemergelte Gesichter, durch ihre dunkle Hautfarbe in der Schwärze der Nacht kaum erkennbar. Nur das Weiße der Augäpfel schimmerte in der Dunkelheit. Die Gläubigen des Hungan strömten hin zur Versammlungsstätte, um eins zu werden mit ihren Göttern. Und mehr als das!
    Verkündeten nicht die Trommeln, daß heute geschehen würde, um was sie stets aufs neue ihre dunklen Götzen anflehten? Daß die Macht der Weißen gebrochen würde?
    »Heute nacht stirbt jeder im Delta, dessen Haut bleich ist…« wummerte es aus den Trommeln. »Denn es ist der erschienen, der uns führen wird. Der Tag der Rache ist da…«
    Aus allen Richtungen der Windrose kamen sie heran. Sie fürchteten nicht die Tücken des Sumpfes und die Gefahren des Waldes in der Dunkelheit. Und es schnappte nicht der Kiefer des Alligators nach einem der schwarzen Füße, die das kniehohe Gewässer der Sümpfe durchwateten. Der Jaguar schnürte vorbei an denen, deren Weg durch die Wälder führte.
    »… er wird uns führen und die Geister, die wir anbeten!« sangen die Trommeln. »Die Gräber werden sich öffnen, die Leichen derer, die ihr betrauert habt, ziehen auf den Pfaden der Rache voran…«
    ***
    »Ich… ich fühle mich nicht wohl!« stöhnte Christiana. »Erlaubt, daß ich mich zurückziehe!«
    Keiner erhob Einwände. Es war nur logisch, daß ein junges Mädchen nach einem solchen Schock Ruhe benötigte. Langsam erhob sie sich und ging, als trüge sie eine Last, die Stiege nach oben, wo ihr Zimmer lag. Auf die Wünsche der Anwesenden schien sie überhaupt nicht zu reagieren.
    Professor Zamorra konnte sich nicht erklären, was ihn mißtrauisch machte. Während er mit Don Emilio die Verteidigungsmöglichkeiten der Estancia durchsprach, fingerte er unauffällig nach dem Amulett.
    Nach seinen Erfahrungen konnte hier nur das Böse am Werke sein. Gewiß, ein unvoreingenommener Mensch hätte alle Vorfälle als natürlich angenommen. Aber der Meister des Übersinnlichen hatte mehr als einmal Leben und Seligkeit gerettet, daß er sich auf seine inneren Gefühle verlassen hatte.
    Ganz sicher - die dunklen Kräfte hatten ihre Hände im Spiel.
    Aber warum erwärmte sich das Amulett nicht? Die Silberscheibe hatte nur die Temperatur, die sie auf natürlichem Wege von seiner eigenen Körperwärme gesammelt hatte. Nichts deutete im entferntesten darauf hin, daß Satan und seine Getreuen ihre Aktivitäten auf die Estancia de Santa Cruz verlegt hatten.
    Betrog ihn das Amulett? Hatte Merlins Stern seine Wirkung eingebüßt? Oder hatte - der Himmel verhüte es - Amun-Re hier seine Kreise gezogen? Wollte der Herrscher des Krakenthrones hier ein erstes Bollwerk errichten?
    Der Meister des Übersinnlichen konnte sich darauf keine Antwort geben. Aber sie waren in Gefahr - in großer Gefahr.
    Mit ein paar hingeworfenen Brocken in französischer Sprache unterrichtete er Nicole über seine Befürchtungen, ohne daß es von den anderen verstanden wurde. Meisterhaft überspielte die hübsche Französin ihr Entsetzen. Ihr Lächeln glich dem einer Stewardeß, die den Passagieren eines Flugzeuges mitteilen muß, daß die Maschine mitten im Atlantik abstürzen wird.
    Nur Stanton hatte den Kopf erhoben. Zwar sprach er nur einige Brocken von Zamorras Muttersprache, aber es genügte. Man würde in dieser Nacht die Augen aufhalten müssen.
    »Wir nehmen besser eine Mütze voll Schlaf!« gähnte Don Emilio. »Wer weiß, wann der Zauber losgeht. Unsere Peones werden uns früh genug wecken!«
    »Eine sehr gute

Weitere Kostenlose Bücher