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0239 - Das Erbe des Zauberers

0239 - Das Erbe des Zauberers

Titel: 0239 - Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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menschlicher Geist durch die magische Wirkung der Trommeln aus dem Innersten vertrieben ist; sondern auch seine physische Gestalt, seine Gesten und sein Verhalten.
    Manche der Tänzer wirkten, obwohl von jugendlichem Alter, wie lahme Greise. Professor Zamorra wußte, daß diese jungen Männer von Papa Legba, dem Hüter des Tores in die andere Welt und Gott der Kreuzwege, der stets als uralter Mann erscheint und dessen Symbol die Krücke ist, besessen waren.
    Eine Frau drehte sich in katzenhaften Bewegungen. Ihre Finger öffneten und schlossen sich wie die Klauen eines Jaguars. Professor Zamorra wußte, daß hier Agassa, eine Verbindung zwischen Göttin und Panther eingefahren war. Mehrere Menschen jeglichen Alters und Geschlechts krümmten sich als Zeichen des Schlangengottes Dambella über den Boden. Ein anderer Mann führte einen Stab wie ein Schwert; ein Zeichen, daß der Geist des Götzen Petro Simbi hier die Herrschaft ergriffen hatte.
    Professor Zamorra schreckte auf. Er bemerkte, daß die magische Wirkung des Trommelrhythmus auch nach ihm griff. Auch er konnnte sich anscheinend nicht dem Zauber dieser Nacht entziehen. In Gedanken begann er, das kleine Einmaleins aufzusagen. Er durfte nicht unter die Herrschaft dieses Naturzaubers kommen. Insgeheim hoffte Zamorra, daß Stanton sich nicht von dieser Stimmung anstecken ließ. Wenn diese Art von Euphorie schon auf ihn Übergriff, warum nicht auf den Südamerikaner. Und der würde sicher wie John Travolta über den Tanzplatz wirbeln.
    Der Parapsychologe hoffte, sich grundlos Sorgen zu machen.
    Wann war es endlich soweit? Diese Warterei zerrte an seinen Nerven. Es lag ihm nicht, untätig auf der Lauer zu liegen. Er war ein Mann der Tat.
    Da! Er war gerde bei »Sieben mal neun«, angekommen, als es geschah. Der Vorhang vor der Hütte, die durch die häßlichen-abstrakten Schnitzereien schon darauf schließen ließ, daß sie den Hohenpriester des Geheimkults selbst barg, wurde zur Seite gerissen. Ollam-onga erschien in seiner makellos weißen Robe. Über seinem Gesicht lag eine Art hoheitsvolle Weihe. Nichts mehr war von dem schlurfenden Schritt und der vom Alter gebückten Haltung des Uralten zu spüren.
    Der Oberpriester schritt zum Altäre dessen, den er verehrte.
    Und dann erschien, - Zamorra hätte fast vor Erstaunen durch die Zähne gepfiffen, - Gonzales Morena. Der selbe Mann, der in seinem Büro in Caracas fast seine Seele dem Teufel verschrieben hatte.
    Aber Amun-Re hatte mehr geboten. Und es verwunderte den Parapsychologen nicht mehr, daß nun der Herrscher des Krakenthrones hinter dem gewissenlosen Waffenhändler die Hütte verließ.
    Zamorra wunderte sich nur, daß ein Zauberkönig wie Amun-Re hier mit einem Wilden aus dem Busch gemeinsame Sache machte. Er ahnte nichts von der wahren Macht des Ju-Ju-Mannes…
    ***
    Roger Benjamin Stanton hatte den gesamten Tonelle umrundet. Die Nacht war sein Verbündeter gewesen, niemand hatte ihn bemerkt. Beide Gewehre über die Schulter gehängt, erklomm er zügig einen Baum mit starken Ästen.
    Er wußte, daß Eile Not tat. Obwohl er nicht besonders geübt im Klettern war, schaffte er es doch, eine genügend große Astgabel zu finden, von der aus er die ganze Angelegenheit überblicken konnte.
    Das Schicksal meinte es gut mit ihm und ließ ihn sofort einige lang herabhängende Lianen finden. Er riß mehrfach versuchsweise daran. Sie schienen stabil genug zu sein. Na, etwas Glück würde Zamorra sicherlich brauchen. Hauptsache, es gelang ihm, die Schlingpflanzen zu ergreifen, wenn Stanton sie ihm zuwarf.
    Der Südamerikaner war ein vorsichtiger Mann. Und er war gerade dabei, dafür zu sorgen, daß seine Bedenken unbegründet blieben, da begann es.
    Auch er sah Ollam-onga, Amun-Re und Morena aus der Zauberhütte kommen. Und obwohl er die Gegner nie gesehen hatte, ahnte er doch, wen er vor sich hatte. Schade, er hätte gerne noch mehr Lianen gegriffen. Aber für den Notfall mußte es genügen.
    Hoffentlich trat dieser Notfall nicht ein.
    Stantons geschickte Finger versahen eines der Gewehre mit einem Zielfernrohr, daß er sicherheitshalber mitgeführt hatte. Es war bei dem blakenden Schein der Fackeln und der Lohe des hochaufprasselnden Feuers ohnehin schwierig, ein Ziel zu treffen. Der Plan konnte aber nur dann gelingen, wenn die Schüsse für echte Verblüffung unter den von dieser fieberglühenden Atmosphäre Besessenen sorgten.
    Mit einem fast lautlosen Klacken rastete die Arretierung des Zielfernrohres ein. Stanton

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