Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0239 - Das Erbe des Zauberers

0239 - Das Erbe des Zauberers

Titel: 0239 - Das Erbe des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
diese Tage erhalten haben? Amun-Re hätte dem Hungan, dessen brabbelnde Worte in einen eigentümlichen Singsang überglitten, während seine beiden fleischlosen Hände die unterarmlange Opferklinge hob, gern darüber Fragen gestellt. Aber er hütete sich, die Zeremonie zu unterbrechen.
    Wenn es nämlich wirklich der Geheimritus von Weridar war, dann wurden auch sicherlich die Götzen dieses Sternendeuterreiches aus der Zeit, da Amun-Re noch auf dem Krakenthron von Atlantis saß, verehrt und beschworen.
    Und diese Götzen waren Amun-Re bekannt. Nicht nur das! Er hatte aus den Tagen seines vorherigen Lebens einen Pakt mit dem Götzen abgeschlossen, den man in Unkenntnis seines Namens als den »Wahnsinnigen Gott« bezeichnet.
    Es war wirklich interessant festzustellen, ob sich das Geisterwesen noch seines Schwures erinnern würde. Und - wem es sich dann unterordnete.
    In den Augen Amun-Re’s blitzte es gelblich. In seinem bösen Hirn reiften schon wieder finstere Pläne.
    Ha, man würde sehen, ob man diesen dunkelhäutigen Narren noch brauchen würde, wenn die Machtverhältnisse geklärt waren.
    ***
    Sie waren da.
    Unsichtbar umlagerten sie die Stätte, wo zu ihren Ehren ein junges Mädchen sein Leben lassen sollte. Sie kümmerten sich nicht um die rasende Menge. Sie lagerten sich nur um den Altar. Jeder wollte der erste an der Blutquelle sein.
    Nur Ollam-onga und Amun-Re verspürten mit ihren feinen Gefühlen ihre Anwesenheit. Und das Mädchen, dessen schlanker Körper auf dem Altar wie rasend hin und her zuckte.
    Langsam senkte sich die Klinge auf die Brust des Mädchens herab, berührte sie und drang langsam, ganz langsam in sie ein.
    Obwohl die Klinge nur wenige Millimeter eingedrungen war, stürzten sich die Blutdämonen aus dem gestaltlosen Nichts darüber her. Jedes der Wesen aus der Jenseitswelt war begierig, an das rote Blut zu kommen, das vorerst zögernd und träge ausfloß.
    Mit fast unsichtbarer Langsamkeit senkte Ollam-onga das Messer tiefer. Christianas Leben sollte erst nach langem Todeskampf entweichen.
    Fast konnte sich Zamorra nicht mehr zurückhalten. Jetzt, jetzt mußte Stanton doch was tun! Er sah doch auch, was los war. Er konnte doch nicht…
    In diesem Moment geschah es…
    ***
    Das Aufpeitschen des Schusses war in dem Hexenkessel nicht zu vernehmen. Der bellende Laut ging unter im Geheule und Gekreische der Neger, die sich in Besessenheit wanden.
    Aber einer der Schwarzen, die mit Trommeln, Tom-toms und Bongos zu dieser Orgie des Wahnsinns schlugen, schrie auf. Ein reflexartiges Zucken des Körpers ließ die Trommel, die er zwischen die Beine geklemmt hatte, davonrollen. Die rechte Hand, die einen menschlichen Unterarmknochen statt eines Trommelstockes umkrallte, öffnete sich.
    Blut sickerte zwischen den Fingern.
    Ein Geheul, wie es ein in Weihwasser badender Teufel ausstößt, kam aus seinem Mund. Wild rollten die Augen vor Schmerz.
    Im nächsten Moment griff sich der wie wahnsinnig die Bongos Bearbeitende an die rechte Schulter und wurde halb herumgerissen. Die Trommel des Mannes sang ihr Lied nicht weiter. Unverständlich beäugte der Neger das Loch in seiner Schulter, aus der das rote Blut wie aus einem Springbrunnen sprudelte.
    Roger Benjamin Stanton hatte meisterhaft geschossen. Klackend repetierte er die Winchester.
    Normalerweise hätte er schon früher eingegriffen. Aber beim ersten Abdrücken hatte es, wie konnte es anders sein, Ladehemmung gegeben. Wieder einmal gratulierte sich Stanton zu seiner eisernen Beherrschung. Ein anderer hätte in solchen Momenten die Nerven verloren und durchgedreht. Aber er handelte kaltschnäuzig.
    In letzter Sekunde war der »Engelmacher« wie er das Gewehr genannt hatte, schußbereit.
    Zwei Trommeln waren ausgefallen. Aber es waren zu wenige, um die Feier wirklich zu stören.
    Nur wenige hatten es bisher gemerkt. Genau genommen nur zwei. Ruckartig war Amun-Re’s Kopf herumgewirbelt. Seine scharfen Augen versuchten, die Urwaldschwärze zu durchdringen.
    Ollam-onga hatte, als der erste Schuß den Lauf verließ, den Opferdolch zurückgezogen. Geduckt wie ein Jaguar ging er in Angriffsstellung.
    Wer immer der Frevler war, der die unheilige Liturgie des Ju-Ju gestört hatte; er würde es bitter büßen. Denn der Ju-Ju-Mann wußte Todesarten, bei denen der Delinquent um den Tod wimmerte und die Stunde seiner Geburt verfluchte.
    Ollam-onga kreischte Befehle. Aber niemand aus seiner im höchsten Grade der Hysterie rasenden Gemeinde hörte darauf. Noch immer

Weitere Kostenlose Bücher