0239 - Der Höllenwurm
Die meisten von ihnen entwischten dem Inspektor und krochen in Ritzen und Spalten. Zudem fanden sie unter den Steinen Deckung. Die Flammenpeitsche war erloschen. Belphégor brauchte sie nicht mehr. Aber Suko war nicht davon überzeugt, ihn endgültig erledigt zu haben. Jeder einzelne Wurm konnte die dämonischen Erbanlagen enthalten, um einen neuen Belphégor zu schaffen. Aber Suko hatte das Pendel.
Er wandte sich um, wollte es aufnehmen, als ihn ein zweiter Schock traf. Das magische Pendel war verschwunden!
***
Der Bumerang flog.
Ich verfolgte ihn genau, setzte Wünsche und Hoffnungen in ihn, zitterte und bebte, daß er sein Ziel erreichte. Izzi war hochgekommen. Eigentlich hatte er unbewußt eine ideale Position für den Bumerang eingenommen, denn die Waffe war von mir etwas schräg geworfen worden und flog in einem von unten nach oben steigenden Winkel. Treffer!
Wie ein Band, so rasend schnell wickelte sich das halbmondförmige Gebilde um den Körper des Riesenwurms. Für einen Moment dachte ich, es würde standhalten, dann fiel mir ein Stein vom Herzen, als ich erkannte, wie der Bumerang Izzi zerteilte.
Er haute ihn mittendurch!
Vielleicht drei oder vier Meter maß das obere Ende, das nun kippte und zu Boden platschte, während der Bumerang weiterflog, einen Halbkreis schlug und wieder zu mir zurückkehrte.
Mit der offenen Hand, die ich ihm entgegenhielt, fing ich die Waffe auf. Ich hatte es geschafft. Und Xorron?
Er war verschwunden. Ich lief einige Schritte vor, um ihn zu suchen. Im gleichen Augenblick geschahen zwei Dinge. Lady X erschien auf dem Felsen, und über mir hörte ich ein gewaltiges Brausen.
Dann fegte ein Sturmwind heran, packte mich, riß mich mit, und die Scott drückte ab…
***
»Ich habe ihn!«
Erst jetzt, als er die Stimme hörte, sah Suko auch die wuchtige Gestalt, die sich aus dem Dunkel des Tals löste und langsam näherschritt. Die Gestalt war sehr groß, sie überragte Suko, und ihre Haut glänzte metallen. Es war der Eiserne Engel!
»Du bist es!« Suko stöhnte auf. Er wischte über sein Gesicht. »Ich dachte, alles wäre verloren.«
»Nein, Suko, es ist nichts verloren. Wir haben gewonnen. John, du und ich. Endlich halte ich das in den Händen, wonach ich so lange suchen mußte.« Der Eiserne Engel sprach nicht mehr weiter. Er hob statt dessen seinen Arm und zeigte dem Chinesen das magische Pendel. »In meiner Hand ist es sicher, und ich schwöre dir, daß ich es niemals einsetzen werde, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Ich will die Kräfte dort lassen, wo sie sind. Niemand soll die furchtbaren Erdgeister beschwören können, und wenn es jemand versucht, wird er das magische Pendel nicht finden, das ich nun an mich genommen habe.«
Suko hatte den Worten genau gelauscht. Nun nickte er und sagte:
»Ja, es ist vielleicht besser, wenn du es an dich nimmst. Wir brauchen es nicht. John nicht…« Plötzlich stutzte er. »Verdammt, John, der ist mit Izzi, Xorron …« Da hatte der Eiserne schon reagiert.
Gedankenschnell breitete er die Flügel aus und erhob sich vom Boden. Suko hörte nur noch ein Brausen, dann hatte die Dunkelheit das Wesen verschluckt…
***
Es riß mich von den Füßen in den nachtdunklen Himmel. Ich schrie, aber meine Schreie gingen im Stakkato der Schüsse unter. Vor der MPi blitzte es für einen Moment auf, dann sah ich nichts mehr, denn die Dunkelheit des Himmels hatte mich verschluckt.
Und eine Stimme erklang über mir.
»Sei ruhig, John Sinclair, wir haben genug erreicht!« Der Eiserne Engel. Mein Gott, wo kam er denn so plötzlich her? Ich erfuhr es später, als wir wieder gelandet waren und von Xorron sowie Lady X keine Spur mehr fanden. Tanith war indirekt meine Retterin gewesen. Sie hatte ohne unser Wissen die Kugel mitgenommen, und es war ihr in der Einsamkeit der Berge gelungen, mit dem Eisernen Engel Kontakt aufzunehmen.
Diesmal war er dem Ruf gefolgt, und er stand nun als großer Sieger da, denn jetzt besaß er das, wonach er so lange gesucht hatte.
Wir hatten es ihm ermöglicht. Zum Abschied sagte er: »Das werde ich euch nie vergessen, Freunde, niemals…«
Danach erhob er sich in die Lüfte und flog davon.
Suko und ich schauten uns an, was von Izzi übriggeblieben war.
Schleim!
Mehr nicht. Nur widerlicher Schleim, der allmählich im Boden versickerte.
»Den können wir abhaken«, sagte ich. »Leider nicht Belphégor«, erklärte Suko und teilte mir seinen Verdacht mit.
Im Tal hier hielt uns nichts mehr. Wir gingen den Weg
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