0239 - Der Höllenwurm
schleuderte die Waffe!
***
Daß Belphégor die Flammenpeitsche besaß, erwies sich für Suko als Vorteil. Ihre zuckenden Feuerlanzen markierten den Weg, den der Dämon nahm.
Er lief tiefer in das Tal hinein, um irgendwo im Schutze der Dunkelheit Deckung finden zu können. Suko blieb ihm auf den Fersen. Trotzdem verringerte sich die Distanz nicht, weil der Chinese nicht mit voller Kraft laufen konnte, denn er mußte zu sehr auf die Unebenheiten des Bodens achten, sein Lauf war nicht rhythmisch, sondern sprunghaft, und er mußte auch immer wieder sehr großen Steinen ausweichen. Allzu weit wollte sich der Inspektor auch nicht entfernen, denn er wußte nicht, wie es John Sinclair erging, und deshalb griff Suko zum letzten Mittel.
Im Laufen holte er seinen magischen Stab hervor. Wenn er ein bestimmtes Wort rief, dann stand die Zeit für fünf Sekunden still. Und kein Lebewesen konnte sich innerhalb der Rufweite mehr bewegen.
»Topar!«
Suko schmetterte das magische Wort in den Rücken des laufenden Dämons. Belphégor mußte es einfach hören, und das tat er auch.
Der Chinese sah, wie die Peitsche plötzlich in der Luft verharrte.
Die Flammen schienen regelrecht zu erstarren, auch Belphégor konnte nicht mehr weiter, und das war Sukos Chance.
Nur mußte er sich noch mehr beeilen als zuvor, denn sonst waren die fünf Sekunden um, und er hatte das Nachsehen. Der Inspektor setzte alles ein, und er schaffte es tatsächlich, innerhalb des Zeitraums den Dämon zu erreichen. Noch im Sprung packte er zu.
Suko riß dem erstarrt dastehenden Belphégor die Peitsche aus der Hand. Sofort schleuderte er sie weg. Als sie zu Boden prallte, erwachte Belphégor aus seiner Erstarrung. Er schlug zu.
Es war eine automatische Bewegung. Eigentlich hätte Suko lachen können, doch die Situation war viel zu ernst, und erst jetzt ging dem Dämon auf, daß er die Peitsche nicht mehr in der Hand hielt.
Ein irrer Schrei drang unter der Maske hervor, und die Augen schienen zu tödlichen Kristallen zu werden, so sehr strahlten sie auf.
Suko aber ließ sich davon nicht beeindrucken. Er hatte seine Taktik längst gewechselt und verabreichte Belphégor abermals einen Hieb mit der Dämonenpeitsche. Er hatte ihn einmal schwach getroffen, diesmal war der Schlag jedoch härter, und er traf auch mit allen drei Riemen.
Sie klatschten quer durch das Gesicht des Belphégor, und was Suko bei seiner ersten Attacke schon aufgefallen war, worauf er allerdings nicht so geachtet hatte, das stach ihm diesmal ins Auge.
Die Peitsche hatte die seltsame ›Haut‹ zerstört. Sie war an einigen Stellen in Streifen gerissen. Aus diesen langgezogenen Lücken quoll etwas hervor, womit Suko nicht gerechnet hatte. Es war Schleim.
Die Farbe konnte er in der Dunkelheit nicht genau feststellen, aber dieser Schleim schien ihm mit dem identisch zu sein, den auch Izzi absonderte.
Belphégor wankte, doch er war nicht erledigt, deshalb schlug Suko ein drittes Mal zu.
Der Dämon riß die Arme hoch, doch schützen konnte er sich nicht.
Er krachte auf den Rücken, schleuderte das magische Pendel weg, und seine Gestalt begann sich plötzlich seltsam zu bewegen.
Suko wunderte sich darüber, wollte etwas Genaueres wissen und holte eine Taschenlampe hervor. Den Schein richtete er auf den am Boden liegenden Belphégor. Die Nackenhaare stellten sich dem Chinesen auf, als er sah, was sich da vor ihm abspielte. Mit vielem hatte er gerechnet, damit allerdings nicht.
Die Hiebe hatten den Körper des Dämons in mehrere Teile gerissen. Suko sah einen halben Kopf mit einem jetzt blasser werdenden Auge. Er sah auch einen Arm, ein Stück Bein, einen Teil der Brust, aber jedes einzelne Stück bewegte sich und wanderte sogar. Wieso?
Um das zu sehen, mußte Suko in die Knie. Wie ein zerstörtes Puzzle wirkte Belphégor. Und Suko wurde klar, weshalb er diese seltsame Kleidung getragen hatte. Belphégor sah nicht mehr so aus wie noch vor Jahren. Sein Körper hatte sich verändert. Er bestand jetzt aus unzähligen kleinen Würmern.
Das also war der Tribut an Izzi und die Großen Alten. Sie hatten einen neuen Belphégor aus Würmern erschaffen. Suko hatte ihn in Stücke geschlagen, aber nicht töten können, denn die einzelnen Körperteile drängten voneinander fort. Auf Suko kroch ein aus Würmern bestehender Fuß zu. Mit der Hacke trat der Chinese hinein, obwohl er sich davor ekelte. Er spürte einen weichen, glitschigen Widerstand, doch völlig zertreten konnte er die Würmer nicht.
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