0240 - Totentanz im Dollar-Club
Polizei, nämlich bei mir, und äußerte Bedenken. Ihm, so sagte er, käme die Sache mit Chetnut nicht ganz geheuer vor. Wollte er vielleicht damit Vorbeugen? Sollten wir ihn von vornherein für unverdächtig halten, weil er es selbst der Polizei gemeldet hatte? Sie wissen, Jerry, dass es oft vorkommt, dass der Mörder selbst den Mord meldet, weil er dadurch glaubt, für die Polizei unverdächtig zu sein.«
»Ja, ich weiß«, nickte ich. »Und damit wären wir ja bei dem Mann angekommen, der mich im Augenblick interessiert. Towell besitzt eine Jacht, und der Steuermann dieser Jacht gehört zu den Opiumlieferanten der Opiumhöhle, die wir in der letzten Nacht ausgehoben haben. Jetzt lautet die Frage: Weiß Towell von den dunklen Wegen seines Steuermanns oder nicht?«
»Wie heißt dieser Steuermann?«
»Port Jackson.«
»Haben Sie schon nachgeprüft, ob er in unserer Verbrecherkartei enthalten ist?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Nein, .Chef. Als ich seinen Namen erfuhr, war es halb vier heute Nacht. Da war ich so müde, dass ich nichts weiter unternahm. Ich fuhr nach Hause, um noch ein paar Stunden Schlaf mitzukriegen.«
»Selbstverständlich«, nickte der Chef. »Sie hätten heute auch erst mittags ins Office kommen sollen, Jerry. Wir werden das gleich feststellen lassen.«
Mr. High telefonierte mit dem Archiv. Eine knappe Viertelstunde später wussten wir bereits, dass Jackson bereits vier Jahre wegen Rauschgiftschmuggels abgesessen hatte. Mr. High ließ in den alten Akten nachsehen, die in unserem Besitz waren, weil Jackson damals in New York verurteilt worden war. Das Archiv telefonierte ihm das Ergebnis durch.
»Das ist wirklich merkwürdig«, sagte der Chef. »Jackson arbeitete damals schon für Joseph D. Towell. Towell muss ihn also nach der Zuchthausstrafe wieder eingestellt haben. Finden Sie das nicht sehr großzügig von Towell, Jerry?«
»O ja«, nickte ich. »Ich finde das so großzügig, dass ich mal ein bisschen in die sonstigen Beziehungen Jackson-Towell hineinleuchten werde. Er wäre nicht der erste reiche Mann, der krumme Sachen dreht…«
***
Die Vorstellung lief seit mehr als einer Stunde.
»So, bitte, Sie haben eine Karte gezogen!«, stellte Orselli fest und verbeugte sich zum unzähligsten Mal. »Nehmen Sie die Karte mit! Ich komme später darauf zurück.«
McPorton nickte, steckte die Karte ein und ging die kleine Treppe von der Bühne hinab, um sich wieder in seinem Sessel niederzulassen. Inzwischen hatte der Zauberer das Kartenspiel beiseitegelegt und zog ein Tuch aus seiner Hosentasche.
»Verzeihen Sie, meine Herren«, sagte er. »Aber ich bin erkältet!«
Umständlich schnäuzte er sich. Als er das Tuch wieder zurück in die Hosentasche stecken wollte, fiel ein weißer Ball heraus. Orselli stutzte, hob den Ball auf und legte ihn auf den Tisch. Kaum hatte er das getan, da ergoss sich eine wahre Sintflut von Bällen aus dem Taschentuch.
Die Herren zu seinen Füßen schmunzelten. Natürlich waren das alles nur Tricks, aber es war nicht zu bestreiten, dass sie noch nie derart vollendete Tricks gesehen hatten. Als der reiche Ballsegen endlich aufhörte, lagen mindestens zwei Dutzend der Bälle auf der Bühne.
»Das ist mir sehr peinlich«, erklärte Orselli. »Wirklich, meine Herren, ich stehe vor einem Rätsel. Ich hatte doch nur drei kleine Bälle in mein Taschentuch geknotet. Ich möchte wissen, wie so viele daraus werden konnten.«
Er zog sein Taschentuch und schwenkte es hin und her. Es war eindeutig, dass sich nichts, aber auch gar nichts in dem Tuch befinden konnte. Dennoch prasselte eine neue Serie von Bällen in dem Augenblick aus dem Tuch heraus, da Orselli es zurück in die Hosentasche schieben wollte.
Die Männer zu seinen Füßen lachten. Niemand achtete auf den Margarinekönig, der bleich und mühsam atmend in seinem Sessel saß.
Die Herren klatschten. Orselli verbeugte sich dankend. Als der Applaus verklungen war, sagte er: »Damit, meine sehr verehrten Herren, habe ich meine Darbietungen beendet. Ich hoffe, dass ich Ihren Beifall verdient habe.«
Orselli bekam seinen verdienten Applaus. Er bedankte sich durch besonders tiefe Verneigungen und verließ den Raum. Die reichen Zuschauer erhoben sich aus ihren Sesseln. In lebhafte Gespräche vertieft, verließen sie gruppenweise den Vorführraum, um sich in den Rauchsalon zu begeben.
Unterwegs blieb Towell auf einmal stehen und brummte: »Wo steckt denn Gordon?«
Die anderen sahen sich suchend um.
»Er muss
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