0240 - Totentanz im Dollar-Club
Vormittag fuhr Ben Lindser,der Klub-Manager, mit einem grünen Mercury von einer Bank zur anderen. In der City Bank begann er seine Tour.
Er trat an den Schalter für Auszahlungen und legte einen Scheck über 640 000 Dollar vor, ausgestellt von Joseph Donald Towell.
»Guten Morgen, Mr. Lindser«, sagte der Angestellte hochachtungsvoll. »Was können wir heute für Sie tun?«
Lindser schob den Scheck über den Tisch.
»Mr. Towell bat mich, diesen Scheck einzulösen«, sagte er wie nebenbei.
»Selbstverständlich, Mr. Lindser«, erwiderte der Bankclerk, noch bevor er den Scheck betrachtet hatte. Als er die Höhe der Summe sah, entfuhr ihm doch ein leises »Oh!«
»Ja, es ist allerhand Geld«, brummte Lindser gleichmütig. »Wir beide werden wohl nie über so ein Konto verfügen können.«
Der Clerk grinste zustimmend.
»Wohl kaum, Sir«, gab er zu. »Gedulden Sie sich einen Augenblick. Der Scheck geht den üblichen Weg.«
»Natürlich«, nickte Lindser und setzte sich auf die Bank, die für wartende Kunden bereitstand.
Der übliche Weg, dachte er. Prüfung der Unterschrift. Ein Blick auf die Kontokarte. Reine Routine. Männer wie Towell haben es nicht nötig, ungedeckte Schecks auszuschreiben. Bei der Höhe des Betrages wird man vielleicht sogar kontrollieren, ob die Schecknummer aus dem Heft stammt, das Towell als letztes Scheckheft bekam. Vielleicht tut man’s auch nicht. Towell ist hier bekannt, und ich bin’s auch. Wenn ein anderer das Geld abheben wollte, würde man vielleicht misstrauischer vorgehen:
Es dauerte keine zwei Minuten, da winkte der Schalterclerk schon.
»Kasse zwei, bitte, Mr. Lindser«, sagte er und schob einen Zettel mit einer Nummer herüber.
Lindser nickte dankend, nahm den Zettel und schlenderte hinüber zur zweiten Kasse, die noch bis vor einer Minute geschlossen gewesen war. Offenbar wurde sie eigens für ihn geöffnet, damit die Auszahlung eines solchen großen Betrages nicht den laufenden Betrieb bei den anderen Kassen unterbrach.
»Guten Tag, Sir«, sagte ein älterer Mann hinter dem Schalter. »Würden Sie so freundlich sein und die einzelnen Posten nachzählen?«
»Ja, natürlich«, seufzte Lindser, als unterziehe er sich damit einer Aufgabe, die er eigentlich für überflüssig hielt.
»Hunderttausend«, sagte der ältere Bankangestellte und stellte das erste Zahlbrett auf den Schaltertisch.
Lindser zählte die Bündel, nachdem er einen kurzen Blick auf die rote Banderole geworfen hatte. Als er den ganzen Betrag erhalten und in den mitgebrachten kleinen Koffer verstaut hatte, bedankte er sich und sagte: »Ich müsste noch ein Wort mit dem Bankpräsidenten sprechen. Können Sie mich anmelden?«
»Aber selbstverständlich, Mr. Lindser! Wenn Sie sich einen Augenblick gedulden wollen?«
»Natürlich.«
Lindser hielt sein Köfferchen lässig in der linken Hand und wartete, bis eine Sekretärin ihn durch mehrere Zimmer bis ins Allerheiligste führte.
»Guten Morgen, Sir«, sagte Lindser und drückte die ihm entgegengestreckte, schlaffe Hand des dicken, schwitzenden Mannes, der hinter seinem repräsentativen Schreibtisch saß und sich bei Lindsers Eintritt halb erhoben hatte.
»Morgen, Mr. Lindser«, sagte der Bankpräsident. »Was verschafft mir die Ehre? Ich hoffe, Sie werden von unserem Personal zur Zufriedenheit bedient?«
»Ihr Personal ist über jedes Lob erhaben, Sir«, erwiderte Lindser freundlich »Ein Auftrag Mr. Towells führt mich zu Ihnen. Die Herren unseres Klubs haben gestern Abend nach - hm - nach einem recht fröhlichen Abend beschlossen, zehn Tage auszuspannen. Der Entschluss wurde mit einer gewissen überraschenden Lautstärke gefasst…«
Der Dicke hinter dem Schreibtisch grinste breit.
»Ich nehme an, dass gewisse Getränke zu diesem Entschluss animiert haben, was, Lindser?«, fragte er vertraulich.
»Ich kann es nicht in Abrede stellen«, erwiderte der Klub-Manager mit einer gewissen Würde. »Jedenfalls beauftragten mich die Herren, ihre Firmen zu verständigen, dass sie zehn Tage lang nicht belästigt werden wollen.«
»Die haben’s gut!«, seufzte der Dicke. »Ich wollte, ich könnte auch mal so von heute auf morgen einfach alles hinwerfen. Naja, unsereins ist ein kleiner Angestellter, die Herren kommandieren jeder ein ganzes Heer von hoch qualifizierten Fachkräften. Wenn die wirklich mal ein paar Tage nicht da sind, fällt’s kaum auf. Wo kann ich Towell erreichen, wenn es etwas Besonderes gibt?«
»Aber wirklich nur im alleräußersten
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