0244 - Der Seelen-Vampir
davon gesprochen. Es sollte in einem alten Kloster liegen. Viele Dämonen wußten es, und jeder wünschte sich, daß es vernichtet wurde.«
»Es ist aber nicht vernichtet worden. Ich habe es bekommen. Ich bin sein Erbe, ich, der Sohn des Lichts!«
»Dann hast du es bekommen?«
»Ja, ich habe es. Aber weißt du mehr über mein Kreuz?«
»Nein, nein!« Er schrie die Worte fast. »Man flüsterte nur davon.« Seine Hände bewegten sich. »Jeder hatte Angst davor…«
Auf jeden Fall log der Seelensauger nicht. In der Tat hatte mein Kreuz seit seiner Entstehung eine wahre Odyssee hinter sich. Die einzelnen Stationen kannte ich nicht. Vielleicht wurde ich mal wieder in die Vergangenheit verschlagen und erfuhr dann, wo mein Kreuz nach seiner Entstehung noch überall war. Allerdings wußte ich, daß es sich tatsächlich einmal in einem rumänischen Kloster befunden hatte, bevor das Kloster abgebrannt wurde und das Kreuz in die Hand einer anderen Familie geriet, die es wie ihren Augapfel hütete. Das alles war mir noch zu allgemein. Irgendwann würde ich mehr erfahren.
»Und du bist aus Rumänien geflohen?« fragte ich.
»Ja, ich kam weg.«
»Weshalb?«
»Ich hatte nicht nur Freunde, auch Feinde.«
»Wie das Kreuz.«
Er schüttelte den Kopf. »Das lag versteckt. Es waren die eigenen Schwarzblütler, die mich aus meiner Heimat trieben, weil ich nicht zu ihnen paßte.«
»Das verstehe ich nicht.« Es war eine Lüge, aber ich wollte den sowieso schon redseligen Seelen-Vampir weiter aus seiner Reserve locken.
»Die Mareks gab es schon«, sagte er plötzlich.
Daß war wieder ein Stichwort. Ich kannte die Mareks. Vor allen Dingen Frantisek Marek, den Pfähler. Er war mir ein Freund geworden, denn wir beide wollten das gleiche. Seit Hunderten von Jahren lebte die Familie Marek in Rumänien, und seit Hunderten von Jahren jagte sie Dämonen, vor allen Dingen Vampire.
Ich hatte sogar Vorfahren dieses heutigen Marek kennengelernt und mehr über den Eichenpflock erfahren, der von dem Vater auf den Sohn jeweils weitervererbt wurden. [3]
Eine sehr wechselvolle Geschichte besaß diese Familie, und auch Tarrasco, der Seelensauger, kannte die Mareks.
»Was haben die Mareks mit dir zu tun?« wollte ich von ihm wissen.
»Nichts Direktes.«
»Dann erzähle das Indirekte.«
»Läßt du mich frei?«
»Damit du noch mehr Seelen saugen kannst?«
Sein Gesicht nahm einen verschlagenen Ausdruck an. »Was sind die paar Seelen im Vergleich zu denen, die du durch meine Aussagen noch alle retten kannst.«
»Mit Dämonen lasse ich mich nicht auf krumme Geschäfte ein.«
Suko dachte ebenso. Nur reagierte er anders.
Tarrasco konnte nicht sehen, wie Suko seinen rechten Arm bewegte. Die Dämonenpeitsche bewegte sich mit, aber die drei Riemen wickelten sich nicht um die Gestalt des Seelensaugers, sondern klatschten dicht neben ihm auf den Fels. Das Geräusch überraschte Tarrasco. Hastig sprang er zur Seite, schaute auf Suko und sah dessen Nicken.
»Der nächste Schlag sitzt und zerstört dich«, versprach mein Partner.
Plötzlich wurde Tarrasco klein. Seine Wangen zuckten. Er hatte wohl eingesehen, daß es für ihn keine Chance gab. Nicht auf diese Art und Weise. Uns gegeneinander auszuspielen, würde ihm niemals gelingen. Er versuchte sogar ein Lächeln, was allerdings ziemlich mißriet.
Suko unterstrich seine Drohung noch dadurch, daß er hinter den Dämon trat und ihm seine Silberkugel-Beretta gegen den Nacken drückte. »Was glaubst du, mit was ich ihn geladen habe?« fragte der Chinese zischend. »Geweihte Kugeln, und die sind nicht nur für normale Vampire tödlich, auch für dich, mein lieber Tarrasco.«
»Er wird bestimmt reden«, sagte ich und lächelte dabei eisig.
Tarrasco war zusammengezuckt. Er machte jetzt einen ängstlichen Eindruck. Von seiner imponierenden Größe war nicht mehr viel geblieben.
»Nun?« fragte ich, »wie war das denn mit der Familie Marek?«
»Sag ihm, er soll zurückgehen!« Die Berührung der Waffe paßte dem Seelen-Sauger nicht.
Irgendwie konnte ich das verstehen und gab Suko ein Zeichen mit dem Kopf. Zudem hatte mich der Dämon neugierig gemacht. Ich hatte plötzlich das Gefühl, daß dieser Fall noch längst nicht beendet war und wir jetzt die Chance hatten, den Anfang des roten Fadens in die Hand zu bekommen. Zudem spukten da sicherlich noch Lady X und Vampiro-del-mar herum.
Als Suko die Waffe zurückgezogen hatte, begann Tarrasco wieder zu reden. »Ich bin nicht nur vor Marek
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