0244 - Der Seelen-Vampir
tanzte, und Romanescu sah auch die vier Särge.
Sie standen exakt nebeneinander. Ein schauriger Anblick, der ihm eine Gänsehaut über den Körper trieb.
Ein Zurück gab es für ihn nicht.
Mit zielstrebigen Schritten näherte er sich den vier Totenkisten und legte seine Lampe so auf einen nicht weit entfernt stehenden Karton hin, daß der Strahl die vier Särge traf.
Seine Lippen bildeten nur einen Strich, als er sich bückte und nach den Verschlüssen schaute.
Sie waren noch immer zu.
Er wußte aber, wie er sie zu öffnen hatte. Mit einer Hand machte er dies, denn in der anderen behielt er die Knoblauchstaude.
Dann war der Sarg offen.
Im nächsten Augenblick wurde der Kapitän überrascht, denn von innen drückte etwas gegen den Deckel und schleuderte das schwere Ding förmlich in die Höhe.
Romanescu wich zurück. Trotzdem wurde er gestreift, spürte den Aufprall an der Hüfte und sah aus der offenen Totenkiste eine weibliche Gestalt in die Höhe schnellen.
Eine junge Frau noch, aber mit den vorstehenden, spitzen Zähnen eines Blutsaugers bestückt…
***
Tarrasco hatte uns tatsächlich geleimt. Das ärgerte mich maßlos. Wie ein Schatten war er in dem Gang verschwunden. Und nicht nur das.
Er verschwand aus unserem Blickfeld.
Der Gang führte zum Meer. Er endete dort, wo an den Felsen die Brandung gebrochen wurde und es zu einem Wirrwarr aus gewaltigen Steinen kam.
Dort gab es auch Verstecke, die der Dämon auf keinen Fall erreichen sollte.
Suko, der näher zum Gang hin gestanden hatte, war der erste, der eintauchte. Er besaß mir gegenüber einen Vorsprung, aber er konnte nicht schießen, da der Tunnel nicht gerade verlief, sondern einen leichten Knick aufwies, und den hatte Tarrasco bereits hinter sich gelassen, so daß er unseren Blicken entzogen war.
Ich sprang über herumliegende Steine, achtete darauf nicht zu stolpern und sah vor mir Sukos Rücken.
Der Tunnel war nicht sehr lang, uns aber kam er lang vor, und wir atmeten beide auf, als wir ihn hinter uns gelassen hatten und endlich im Freien standen.
Wo steckte Tarrasco?
Suko war stehengeblieben. Wie auch ich schaute er auf das Wasser und die vor uns liegenden Felsen, die aus dem Meer wie kleine, dunkle Buckel ragten.
Irgendwo dazwischen hatte der Seelensauger seine Deckung gefunden, was uns überhaupt nicht gefiel.
»Der leimt uns noch«, sagte Suko voller Wut.
Nein, nicht, denn ich hatte ihn gesehen. Links von uns lief er parallel zu der sich neben ihm hochtürmenden Steinwand. Er befand sich zwischen Brandung und Wand, wollte auf keinen Fall hinaus aufs Meer. Vielleicht war das Wasser zu gefährlich.
Sein langer Mantel wehte. Er wurde vom Wind erfaßt und hinter seinem Rücken wie ein schwarzer Schleier in die Höhe gehoben.
Schnell konnte er auch nicht laufen, es langen einfach zu viele Hindernisse auf dem Boden.
»Den kaufen wir uns!«
Wir hatten längst die Verfolgung aufgenommen, als Suko das sagte. Und er war es auch, der schoß.
Suko hatte gut gezielt. Nur knapp jaulte das geweihte Silbergeschoß an Tarrascos Kopf vorbei und klatschte gegen die Felswand links neben ihm.
Er duckte sich, geriet aus dem Laufrhythmus, und wir holten auf.
»Stehenbleiben!« brüllte ich gegen das Donnern der Brandung an.
Der Seelen-Vampir hörte nicht oder wollte nicht hören. Er mußte nur weg und tat etwas, was wir beide nicht für möglich gehalten hätten. Er änderte die Richtung radikal. Im spitzen Winkel huschte er nach rechts weg, auf das Wasser zu.
»Der ist verrückt«, sagte Suko.
Das war er in der Tat. Oder aber die Panik trieb ihn dazu, denn wir hatten ihn ziemlich in die Enge gedrückt. Bevor wir ihm den Weg abschneiden konnten, hüpfte er bereits von Felsen zu Felsen. Er ruderte mit den Armen und versuchte so, sein Gleichgewicht zu halten.
Dann rauschte eine Welle heran.
Mächtig war sie von der Brandung erfaßt worden und wurde gegen die Felsen geschleudert. Ein Vorhang aus Gischt wirbelte hoch, die Wasserkraft schleuderte ihn auf den Vampir zu, der sich vorkommen mußte wie unter einer Dusche.
Nein, er hatte keine Chance mehr und würde uns nicht entkommen.
Wegen der Dunkelheit sahen wir ihn nur schattenhaft. Er stand inmitten des Sprühs, wirbelte mit seinen Armen und war auf einmal verschwunden. Auch ich sackte ein, als ich in eine Spalte trat, die plötzlich mit Wasser ausgefüllt wurde.
Suko huschte an mir vorbei, kletterte auf einen besonders hoch aus dem Wasser ragenden Felsen und schaute sich um.
Er hatte so
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