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0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder

0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder

Titel: 0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stahlschmuck für den Massenmörder
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Sommerregen ging über New York nieder, als Tonio Pestanazo im Staatsgefängnis Sing Sing hingerichtet wurde. So grausam er während seines kurzen Gangsterlebens gewesen war, so jämmerlich benahm er sich angesichts des Todes. Er schrie, tobte, warf sich auf den Boden der Todeszelle und brach schließlich völlig zusammen. Er wurde zum elektrischen Stuhl mehr getragen, als dass er auf eigenen Füßen ging.
    Es war eine furchtbare, grauenhafte Szene, wie jede Hinrichtung; doch die des Gangsters Tonio Pestanazo empfanden die Zeugen der Hinrichtung, die Richter, Staatsanwälte und anderen Personen, die ihr von Amts wegen beiwohnen mussten, als besonders hässlich.
    Tonio Pestanazo, der einzige Sohn eines der mächtigsten Männer der Unterwelt, nämlich Giuseppe Pestanazo, war wegen Raubmordes, Kindesentführung und Rauschgifthandels durch das Schwurgericht schuldig gesprochen worden. Ein Gnadengesuch wurde vom Gouverneur abgelehnt.
    Tonio Pestanazo hatte man alles das nachweisen können, was man seinem Vater bislang nicht hatte anhängen köinnen. Gewiss, Giuseppe Pestanazo war bereits fünfmal verhaftet worden. Aber immer hatte ihn das FBI nach vierundzwanzig Stunden wieder laufen lassen müssen. Er brachte stets unantastbare Alibis durch gekaufte Zeugen. Tonio war nicht so raffiniert vorgegangen. Er hatte seinem Vater imponieren wollen und die scheußlichsten Verbrechen begangen. Als man ihn fasste, war sein Tod gewiss.
    Giuseppe Pestanazo tat alles, um seinen einzigen Sohn, an dem er abgöttisch hing, vor dem elektrischen Stuhl zu retten. Er schreckte vor keiner Gewalttat und vor keinem Befreiungsversuch zurück. Alles misslang.
    Das Letzte, was der Gangster unternahm, um für seinen Sohn die Freiheit zurückzuerobern, war die Bestechung der Geschworenen.
    Er schickte ihnen Drohbriefe und bot ihnen hohe Bestechungsgelder an, und als dies alles nichts fruchtete, verkündete er den Geschworenen telefonisch, dass er jeden Einzelnen von ihnen töten würde, falls sie seinen Sohn schuldig sprächen.
    Die Geschworenen wurden unter Polizeischutz gestellt, und der Prozess ging ohne Zwischenfälle über die Bühne.
    Tonio Pestanazo wurde am 9. August 1960 um 14 Uhr New Yorker Zeit auf dem elektrischen Stuhl im Todesblock von Sing Sing hingerichtet.
    Und damit - so dachten die Geschworenen, neun Männer und drei Frauen, - sei dieses Kapitel beendet.
    Dass dies nicht der Fall war, stellte sich bereits sechs Stunden später heraus.
    ***
    Vor einer Woche hatte Chet Flynn seinen 54. Geburtstag gefeiert. Der große, braun gebrannte Mann, der äußerlich viel mehr einem Sportlehrer oder Farmer als einem soliden, erfolgreichen Börsenkaufmann glich, war Vater zweier erwachsener Töchter. Nora Und Susi besuchten ein College. An Heirat dachten sie noch nicht. Das aber war Chet Flynn gar nicht so unangenehm, denn seit seine Frau vor fünf Jahren gestorben war, konnte er sich über die Aufmerksamkeit seiner Töchter nicht beklagen. Obwohl die beiden mit ihren einundzwanzig und dreiundzwanzig Jahren wöchentlich bis zu drei oder vier Verabredungen hatten, war Daddy doch Hahn im Korb.
    Auch an diesem Tag, dem 9.August 1960 wurde Chet Flynn von seinen Töchtern verwöhnt.
    Die Flynns bewohnten ein prächtiges Einfamilienhaus in der nördlichen Bronx. Hinter dem modern eingerichteten Salon lag die breite, offene Veranda, auf der Chet Flynn nach dem Abendessen zu sitzen pflegte. Er rauchte dann stets eine langstielige Lesepfeife, blätterte in der Financial Times oder plauderte mit seinen Töchtern, die im Salon Schallplatten hörten oder sich über die letzten Begebenheiten im College unterhielten.
    Acht Uhr zeigte der elektrische Regulator im Salon an.
    Chet Flynn saß auf seiner Veranda, der laue Sommerwind strich über die niedrige Balustrade, erfüllte den Raum mit angenehmer Temperatur und zauste das widerspenstige Grauhaar an Chets Schläfen.
    Der Börsenkaufmann saß in einem Liegestuhl, hatte die Beine von sich gestreckt, den Kopf auf die Lehne gestützt und die Hände über dem Bauch gefaltet. Chet war müde an diesem Abend. Der Tag war sehr anstrengend gewesen. Chet dachte an Tonio Pestanazo und die Drohung, die dessen Vater gegen alle Geschworenen ausgestoßen hatte. Und Chet war einer der Geschworenen, die ihr Schuldig gesprochen und damit den Stab über Tonio gebrochen hatten.
    Vor dem Haus der Flynns patrouillierte ein Cop. Es war eine Anordnung des High Commissioners, die auch die anderen elf Geschworenen betraf.
    Nora und

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