0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder
städtischen Straßenreinigungs-Dienstes in einen großen Müllwagen geleert wurde.
Die Gangster schlenderten weiter durch den sonnigen Morgen. Sie fühlten sich sicher. Goodwin konnte keine Aussage mehr gegen sie machen. Mit Sicherheit war er jetzt tot.
Erstickt im Kofferraum des gestohlenen Chrysler.
***
»Man sollte denken, der Kerl kann zaubern. Zumal wir genau wissen, dass er sich in der Wohnung befand.«
Mein Freund Phil seufzte hörbar und machte ein ratloses Gesicht. Er war am Ende seiner Weisheit. Mir ging es nicht anders. Es war uns rätselhaft, wie Flasher aus der Wohnung entkommen war. Durch die einzige Eingangstür? Unmöglich. Dort waren wir. Durch die Fenster? Die Wohnung lag im vierten Stock, die Hausfassade war glatt wie das Gesicht eines Siebzehnjährigen nach halbstündiger Rasur. Außerdem hatten unsere Kollegen aus dem Haus vis-à-vis die Fenster ununterbrochen beobachtet. Die Wände? Phil und ich hatten sie soeben zum dritten Mal abgeklopft. Es gab keine Geheimtür oder etwas Ähnliches.
Wir standen im vierten und letzten Zimmer der Wohnung. Der Raum war mit alten Möbeln überladen. In jeder Ecke standen schwere Klubsessel, an den Wänden hingen wuchtige Ölschinken unbekannter Künstler, den Boden bedeckte ein Teppich, in dem man knöcheltief versank.
Mein Freund blickte gedankenverloren auf das bunte Muster des Teppichs. Dann zog sich Phil mit zwei Fingern die Krawatte locker, schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn, sagte: »Ich hab’s«, kniete nieder und begann auf dem Teppich herumzurutschen.
»Wenn du Ostereier suchst, dann muss ich dich enttäuschen, die…«
Aber dann fiel auch bei mir der Groschen, und ich begann, es meinem Freund gleichzutun.
Es vergingen keine zwei Minuten. Dann hatten wir es.
Phil knurrte. »Raffiniert, raffiniert. Der Kerl hat an alles gedacht!« Gemeinsam rollten wir den Teppich hinter dem wuchtigen, in der Ecke stehenden Sessel auf und sahen uns die Bescherung aus nächster Nähe an.
Das Loch war gerade groß genug, um einen Mann von schlankem Wuchs hindurchzulassen. Die Ränder waren zackig und roh gehauen. Aber es erfüllte seinen Zweck. Der Fuchsbau hatte seinen Notausgang und durch diesen war Flasher entwischt.
Dem Hausmeister, wir riefen ihn sofort zu uns, hätte ich am liebsten ein paar Ohrfeigen gegeben. Der Mann hatte genau gewusst, dass Flasher, oder Mister Levin, wie der Hausmeister ihn nannte, das Einzel-Appartement unter der Wohnung 104 gemietet hatte.
Uns war jetzt alles klar. Flasher hatte vorsorglich einen Notausgang geschaffen, nämlich die Zimmerdecke zwischen seiner Wohnung und dem von ihm gemieteten Appartement durchstoßen. Er war auch auf diesem Weg geflohen. Damit sich sein Vorsprung vergrößere, und er Zeit gewänne, zog er den Teppich wieder fein säuberlich über das Schlupfloch, nachdem er hindurchgestiegen war.
Jetzt ergab sich die Frage, wie Flasher aus dem Haus gekommen war, denn wir konnten kaum annehmen, dass er sich hier noch aufhielt. »Trotzdem dürfen wir nichts unversucht lassen«, meinte Phil. »Einem Gangster wie Flasher ist alles zuzutrauen.«
Also bestellten wir Verstärkung. Als die Kollegen kamen, durchsuchten wir alle Wohnungen des Hauses. Leider ohne Erfolg.
Durch die Haustüren konnte Flasher nicht entkommen sein. Dort hatten unsere Kollegen gewacht. Auch über das Dach hatte sich für Flasher keine Fluchtmöglichkeit ergeben. »Warum nicht durch den Keller?«, fragte ich und hatte damit richtig vermutet.
Der Keller war in eine Vielzahl kleiner Gewölbe unterteilt, die von den einzelnen Wohnungsinhabern gemietet wurden. Auch Flasher hatte einen solchen Keller gemietet, darauf bestanden, einen der Kellerräume zu bekommen, die an das Nachbarhaus angrenzen.
Ein Blick in diesen Kellerraum zeigte uns die Bescherung. Mit schweren Brechwerkzeugen, die noch an der Wand lehnten, hatte der Gangster die Wand durchstoßen. Wir zwängten uns durch das Loch und standen in einem Keller des Nachbarhauses.
Phil und ich kletterten über einen Kohlenberg hinweg, arbeiteten uns durch allerlei Gerümpel und standen dann vor der Kellertür, deren Schloss zerbrochen war. Vom Keller des Nachbarhauses führte eine Treppe direkt zur Haustür. Flasher hatte also nur einen günstigen Moment abzuwarten brauchen, um aus dem Nachbarhaus zu treten und das Weite zu suchen.
»Schöne Blamage«, knurrte Phil. »Aber wer konnte das wissen?«
»Mir ist nur eines rätselhaft. Während seiner Flucht konnte Flasher unmöglich
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