0244a - Heißer als die Hölle
Dennoch war mir gar nicht wohl. Immerhin besaß ich jetzt zwei Waffen. Rechts eine Latte, links einen faustgroßen Stein.
Es war still im Schuppen.
»Cotton, gib auf!«
Trotz meiner fürchterlichen Kopfschmerzen müsste ich grinsen. Dennoch war meine Lage ziemlich aussichtslos. Ich wechselte den Stein in die rechte Hand und zielte gegen die trübe Glühlampe.
Der Wurf saß. Die Birne zersprang mit leisem Knall. Nun waren Freund und Feind im Dunkeln vereint.
Es herrschte absolute Stille. Aber nur eine halbe Minute.
»Gut, Cotton, wir wissen den Weg nach draußen. Wir gehen jetzt und warten auf dich. Gleichgültig, wo du rauskommst, wir schnappen dich.«
Tatsächlich marschierten die Gangster ab, ohne dass ich die Richtung bestimmen konnte. Dennoch huschte ich hoch und folgte den Geräuschen. Es war in diesem Schuppen schwierig, geräuschlos zu verschwinden. Die vier Gangster, ich und die Ratten machten die Geräuschkulisse. Ich schlich mich um etliche Kisten herum. Plötzlich blieb ich stehen. Dicht vor mir vernahm ich ziemlich lautes Atmen.
Der Mann konnte höchstens ein Yard von mir entfernt sein. Ich packte die Latte fester und schlich weiter. Diesmal lautlos.
Jetzt hatte ich den Mann ausgemacht, ohne ihn zu sehen. Langsam hob ich die Latte und schlug zu. Der Atem verstummte jäh.
Ich tastete mich vorsichtig weiter. Dann hatte ich endlich den bewusstlosen Gangster gefunden. Er träumte, wie ich vorhin. Neben seiner rechten Hand lag seine Pistole. Ich fischte sie. Meinem Gefühl nach musste es eine 38er sein. Meine Fingerprobe bestätigte das, denn ich hatte den typischen Sicherungsflügel dieser Waffe ertastet.
»Jack, komm, es hat keinen Zweck, Cotton ist ein Dickkopf. Los, komm sofort raus. Wir stecken den Schuppen an allen vier Ecken in Brand. Wenn der Bursche den Räucheraal spielen will, ist das seine Sache.«
Als Jack nicht antwortete, vergingen nur zwanzig Sekunden.
»Cotton, falls du Jack erledigt haben solltest, dann gehst du jetzt mit ihm zusammen vor die Hunde. Wir haben keine Zeit mehr. Der Schuppen brennt in wenigen Augenblicken wie Zunder. An allen vier Ecken wird mit je einer Gallone Benzin gezündet. Falls du es schaffen solltest, G-man, rauszukommen, wir warten auf dich…«
Tatsächlich knisterte das Feuer im Nu an allen Ecken den Schuppens. Der penetrante Benzinqualm drang augenblicklich durch die handbreiten Ritzen in den Schuppen. Dann sah ich auch schon die Flammen am trockenen Holz des Schuppens hochlecken. Ich tat etwas, was niemals ein Gangster tun würde, ich schnappte mir den leblosen Körper des Burschen. Er hing mir wie ein Zweizentnersack im linken Arm. Ich bückte mich und suchte nach einem massiven Gegenstand. Ich wollte versuchen, die Wand des Schuppens zu durchbrechen. Was ich fand, war ein Spaten mit abgebrochenem Stiel. Sofort wuchtete ich das Eisenblatt in einen Spalt. Zum Glück war das Blatt noch nicht vom Rost zerfressen. Ein Brett lockerte sich. Ich stellte den Spaten schnell an die Seite und riss das Brett mitden Händen los.
Aber ich hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, draußen warteten die Gangster auf mich.
Inzwischen brannte der Schuppen an allen vier Ecken. Der Rauch zwang mich in die Knie. Stehend konnte hier kein Mensch mehr atmen. Der Qualm lag bis auf Kniehöhe über dem Schuppen. Ich warf mich auf den Bauch. Keine Zehntelsekunde zu spät.
Eine Serie von Schüssen zischte etwa in Mannshöhe durch den Spalt, ohne den bewusstlosen Gangster oder mich zu treffen.
Aber dann geschah etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
***
Auf dem Pier 100 wimmelte es von G-men und Detectives der Stadtpolizei. Mister High leitete die Aktion persönlich. Phil begleitete ihn auf Schritt und Tritt. Die Schauerleute des Piers hatten von dem Mord im Schuppen auf dem Pier 80 längst gehört. Im Hafen braucht man weder Zeitung noch Radio. Dort wechseln die Nachrichten schneller als die Nickel für die verbotenen Buchmacher.
Deshalb wurden die vielen Zivilisten, die keine Arbeitskleidung trugen, sofort als Fremdkörper registriert.
»Mister High, ich glaube, der Anrufer hat uns an der Nase herumgeführt. Während wir hier mit einem Riesenaufgebot gebunden sind, wird an anderer Stelle etwas passieren. Ich glaube niemals, dass Jerry hier auf Pier 100 ist und auch nicht, dass er hierher gebracht wird«, meinte Phil plötzlich.
Mister High nickte und stimmte Phil zu. Er ließ die G-men und Detectives zusammenrufen, um die Aktion abzubrechen. Für alle Fälle ließ
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