0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl
Dann schrie Hazel auf. Hubert stieß einen Fluch aus, ein Schuss peitschte, und als ich die Tür öffnete, sah ich, wie er Hazels Arm mit brutalem Griff auf den Rücken gedreht hatte und ihr die Pistole entwand.
Er sah mich nicht.
Er schien einen Augenblick zu zögern, dann knirschte er: »Dann wirst du also denselben Weg gehen, den dein lieber Mann gegangen ist. Man wird dich hier mit einer Kugel im Kopf finden, und jeder wird wissen, dass du im Heroinrausch Selbstmord begangen hast. Ich selbst werde die Polizei holen.«
Hazel kniete am Boden und konnte sich nicht wehren, ohne dass er ihr den Arm gebrochen hatte. Er fasste die Pistole fester und wollte sie ihr an die Schläfe setzen.
»Hände hoch, Hubert«, sagte ich.
Er ließ Hazel los, hob die Waffe und sah verdutzt meine Pistole auf sich gerichtet. Trotzdem wollte er abdrücken, aber ich ließ mich nicht überraschen. Die kleine FN polterte zu Boden, und er blickte auf seine rechte Hand, von der das Blut tropfte.
Hazels Gesicht war das einer Furie. Sie wollte sich auf die Waffe stürzen, und ich konnte diese gerade noch unter einen Schrank treten. Dann fuhr sie Hubert mit zu Krallen gespreizten Händen an die Kehle.
Es kostete mich Mühe, sie zu bändigen und gleichzeitig den Mann, dem ich keine Sekunde traute, in Schach zu halten. Endlich war es soweit. Sie hockte keuchend auf einem Stuhl, und er bemühte sich, das von seiner Hand herab rinnende Blut mit den Taschentuch zu stillen.
»Ich danke Ihnen, Agent Cotton«, sagte er. »Sie sind gerade zur rechten Zeit gekommen. Hazel ist leider rauschgiftsüchtig, obwohl ich mir die größte Mühe gab, sie davon abzubringen. Sie ist so weit, dass sie fantasiert und sich Dinge einredet, die nicht sind.«
»Darüber reden wir später, Hubert. Vorläufig setzen Sie sich dort hinten in die Ecke und legen beide Hände auf die Knie. Es dürfte Ihnen wohl klar sein, dass Sie soeben einen Mord begehen wollten und ihn begangen hätten, wenn ich nicht eingegriffen hätte.«
»Sie irren sich, Agent Cotton. Ich wollte sie nur erschrecken und damit zur Ruhe bringen. Vorher hatte sie mich erschießen wollen.«
Ich ging zum Telefon und rief das Hauptquartier der Stadtpolizei an.
»Schicken Sie mir bitte sofort einen Wagen, um zwei Leute abzuholen, einen Verhafteten und eine Kranke. Außerdem brauche ich ein paar Detectives.«
Hazel saß da und schluchzte.
»Und ich habe ihn doch so geliebt, diesen Lumpen«, flüsterte sie, und wäre ich nicht zugesprungen, sie hätte das Fenster aufgerissen und sich aus dem sechsten Stock auf die Straße gestürzt.
Ich konnte gar nichts anderes tun, als ihr Handschellen anzulegen.
Hubert verlegte sich aufs Argumentieren und endlich aufs Bitten, aber ich gab ihm keine Antwort. Ich wartete, bis nach knapp zehn Minuten ein paar Cops und vier Detectives des Bereitschaftsdienstes eintrafen.
Den Cops überließ ich die Bewachung der beiden. Mit den Detectives machte ich mich an eine Durchsuchung der Räume.
In den beiden Büroräumen fanden wir nichts, umso mehr aber in den Aktenschränken und Karteikästen nebenan.
Diese waren gefüllt mit Schmuck und Steinen, die samt und sonders aus den Raubzügen herrührten, die uns in den letzten Wochen in Atem gehalten hatten. Es war das größte Hehlernest, das ich jemals gesehen hatte.
Hubert redete kein Wort mehr. Er wusste, dass er ausgespielt hatte, Hazel erlitt einen Tobsuchtsanfall und musste auf der Trage festgeschnallt werden, mit der sie zum Unfallwagen gebracht wurde.
Eine Viertelstunde später schwärmte es im Office der Firma Armstrong & Co von Detectives, die den Schmuck und die Steine sichteten, registrierten und einpackten. Zu allem Überfluss fand sich auch noch in einer der Karteien eine genaue Buchführung, aus der hervorging, von wem Hubert das Hehlergut gekaut und auf welchem Weg er es teilweise schon nach Europa geschafft hatte.
Eine Welle von Verhaftungen setzte ein.
***
Am Morgen saßen achtzehn an den Diebstählen beteiligten Gangster und der bisher unbescholtene Inhaber einer Juwelengroßhandlung im Untersuchungsgefängnis .
Fernschreiben und Funksprüche jagten nach London. Paris und Amsterdam. Und auch dort hielt die Polizei reiche Ernte.
»Jetzt möchte ich nur wissen, wohin der Inhalt der Kassette gekommen ist«, sagte ich, als ich um neun Uhr abgekämpft aber zufrieden mit Phil zusammensaß.
»Ich mache mir darüber meine eigenen Gedanken«, meinte mein Freund. »Aber sie sind noch nicht reif. Wenn es an der
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