0247 - Vampir-Terror
Um jeden Preis.
Entschlossen stand Jones auf. Es konnte nicht schaden, Zamorra etwas zu beschäftigen. Einen Moment spielte er sogar mit dem Gedanken, den Parapsychologen diskret zu beseitigen. Aber dann kam ihm eine viel bessere Idee. Er grinste teuflisch. Ja, das war es.
»Du wirst dich wundem, Zamorra«, flüsterte er und griff nach dem Telefon.
***
Roy Embers sprang sofort auf, als Zamorra und Nicole den Pub betraten. Er war zu dieser Zeit der einzige Besucher der Gaststätte. Seine ausgestreckte Hand übersah Zamorra geflissentlich.
»Ich sollte Ihnen eine runterhauen«, meinte Zamorra grimmig anstelle einer Begrüßung. »Und ich mein Versprechen wahrmachen und Ihre Augen auskratzen«, schlug Nicole in die gleiche Kerbe.
Embers hob abwehrend beide Hände und lächelte verunglückt.
»Ich bitte Sie, was sollte ich denn machen?«
»Da hätte ich ein paar Alternativvorschläge«, sagte Zamorra. Er setzte sich. »Aber Sie konnten sich nicht beherrschen. Wissen Sie überhaupt, was Sie angerichtet haben, Sie Schmierfink?«
»Moment, der Artikel stammt nicht von mir«, verteidigte sich Embers. »Ich bin Fotoreporter. Mein Kollege war ziemlich sauer, daß er unseren fertigen Artikel mit Ihren Bildern nicht bringen konnte. Also mußte ich ihn besänftigen. Ich muß mich mit den Jungs schließlich gut halten. Ich will auch leben.«
»Das nennen Sie leben?« fragte Nicole spitz.
»Immerhin habe ich Ihre Fotos wie versprochen rausgehalten.«
Zamorra fixierte den Reporter. Der hielt seinem Blick nicht lange stand. »Ich will ganz offen sein, Mr. Embers. Ich hätte gute Lust aufzustehen und unsere Zusammenarbeit zu vergessen. Sie haben unser Vertrauen mißbraucht.«
»Jetzt übertreiben Sie aber, Professor.« Dennoch stand Embers das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben. »Okay, Sie fühlen sich getäuscht. Der Mörder aber läuft immer noch frei herum. Und ich kenne die einzige Spur. Darauf verwette ich meinen Kopf.«
»Der ist sowieso wertlos«, entgegnete Nicole. »Außerdem ist Ihre Spur etwas dürftig.«
»Das ist sie nicht«, beharrte Embers. Er hieb mit der Faust auf den Tisch. »Es ist dieser Junge. Glauben Sie mir. Ich habe schon einen Termin mit dem Schuldirektor ausgemacht. Er erwartet uns.«
Zamorra überlegte einen Moment, dann schaute er von Embers, der mit einer trotzigen Miene dasaß, zu Nicole. »Was meinst du, Nici?«
Nicole kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe herum. »Ich traue unserem Freund zwar nur, soweit ich ihn sehe«, sagte sie schließlich, »aber noch mehr schaden kann er eigentlich nicht. Wenn er schon mit dem Schulhäuptling einen Termin ausgemacht hat…« Sie zuckte die Achseln. »Was soll es? Wir können genausogut hingehen.«
»Also gut, Mr. Embers«, brummte Zamorra, »führen Sie uns zu Ihrer heißen Spur. Aber wenn sich das Ganze als Windei entpuppt, will ich von Ihnen noch nicht einmal mehr den Kondensstreifen sehen.«
***
Vier Augenpaare verfolgten befriedigt, wie das Trio den Pub verließ und sich in Embers’ Ford klemmte. Die Männer saßen in einem unauffälligen roten Fiat, der gegenüber dem Eingang des Pubs parkte.
»Der jetzt in den Wagen einsteigt, ist der weiße Magier«, sagte der Mann, der neben dem Fahrer saß. »Schade, daß ich ihm gestern nicht den Schädel eingeschlagen habe.« Er grinste hämisch. »Aber das läßt sich nachholen.«
»Das wirst du bleibenlassen«, befahl der Fahrer. »Unser Meister hat klare Instruktionen gegeben. Wir werden uns daran halten. Das gilt auch für dich, Joe. Oder möchtest du dich vor dem Meister rechtfertigen?«
Der mit Joe Angesprochene zuckte zusammen. Er leckte sich nervös über die Lippen. »War doch nicht so gemeint. Nur so ’ne Redewendung, klar?«
»Dann ist es ja gut«, sagte der Fahrer und startete den Motor, um sich hinter den Wagen des Fotoreporters zu klemmen. »Der weiße Magier soll sehen, was es bedeutet, sich mit Varnae, dem Herrn der Vampire, anzulegen. Bei Varnae!«
»Bei Varnae!« murmelten die anderen dumpf. Trotz der strahlenden Oxforder Vormittagssonne schien es in dem kleinen Auto plötzlich kühler geworden zu sein.
***
Der Schulhäuptling, wie Nicole ihn respektlos genannt hatte, erwies sich als ein junger, dynamischer Mann, der ihnen freundlich mit einer zwischen die Zähne geklemmten Pfeife entgegenkam. Er trug eine braune Cordsamtjacke mit an den Ellenbogen aufgesetzten Flicken und schüttelte allen die Hand. »Ich heiße Olsen«, stellte er sich vor. »Darf ich Ihnen
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