0247 - Vampir-Terror
finden.
Sailman bot ihm eine an. Er gab seinem Chef auch Feuer, dann sagte er: »Waren Sie mit dem Rauswurf nicht etwas zu voreilig, Sir?«
Cadlex würdigte seinen Assistenten keines Blickes. »Nonsens«, sagte er.
»Soll ich mich zu allem Überfluß auch noch lächerlich machen?«
Sailman zuckte mit den Schultern. »Ich habe Informationen eingeholt. Dieser Zamorra ist kein einfacher Geisterjäger, sondern ein Parapsychologe und Okkultist von Weltruf. Etwas wird schon dran sein.«
Cadlex rauchte hastig. »Und wenn schon. Ich denke, daß ich mich klar ausgedrückt habe.«
»Ohne jeden Zweifel, Sir«, erwiderte Sailman mit deutlicher Ironie. Aber Cadlex war für solche Spitzen nicht empfänglich.
»Endlich bietet sich eine Chance, diesen Mörder zu fassen«, stellte er übergangslos fest. »Sailman, Sie werden das Leben dieses neuen Opfers, dieser Veronika Meyers, durchleuchten. Ich will alles über diese Frau wissen. Vom Tag der Geburt an. Jede Kleinigkeit soll auf meinem Schreibtisch landen. Vielleicht finden wir so den Mörder. Er muß in irgendeiner Beziehung zu ihr stehen.«
Sailman nickte ergeben.
»Es war kein Zufall, daß sich der Mörder ausgerechnet dieses Haus ausgesucht hat. Da gibt es eine Verbindung, so wahr ich Cadlex heiße. Vielleicht wurden die anderen Morde nur verübt, um diesen zu decken.«
»Ich weiß nicht«, meinte Sailman skeptisch. »Fünf wahllose Morde auf der Straße, um einen zu vertuschen? Der Täter muß sich doch denken, daß so etwas auffällt. Wenn diese Meyers auch auf der Straße umgekommen wäre, ergäbe das für mich einen Sinn. Aber so?«
»Überlassen Sie das Denken getrost mir, Sailman«, knurrte Inspector Cadlex. »An die Arbeit. Worauf warten Sie noch?«
Kommentarlos verließ Sailman das Büro. Cadlex warf die Zeitung in den überquellenden Papierkorb. Dieser Mord an Veronika Meyers mußte einfach einen Ansatzpunkt ergeben. Wenn nicht, sah Cadlex für die Zukunft schwarz. Sehr schwarz.
***
»Cadlex ist ein Narr«, sagte Zamorra, als sie auf der Straße waren. »Ich verstehe ja, daß er nervös ist, weil er in dem Fall nicht vorwärtskommt. Aber das ist doch kein Grund, uns wie Schulkinder abzufertigen. Als ob wir nicht bis drei zählen könnten.«
»Er wird schon sehen, was er davon hat«, sagte Nicole.
»Das hilft lins aber nicht weiter. Jetzt haben wir außer diesem Kult auch noch die Polizei im Nacken.«
»Wir könnten deinen Freund John Sinclair einschalten«, schlug Nicole vor. Doch Zamorra schüttelte nur den Kopf. Das wollte er nur im äußersten Notfall. Cadlex würde vollends durchdrehen, wenn man ihm den Fall abnahm. Außerdem hatte Sinclair schon so genug am Hals. Dasselbe galt für Inspector Kerr, den Druiden…
»Schauen wir erst einmal, was unser windiger Freund Embers macht. Der hat uns das ja schließlich eingebrockt.«
Zamorra atmete tief durch. »Allmählich beginne ich, mich zu fragen, ob das Ganze nicht ein Trick von ihm war, um an uns heranzukommen. Zutrauen würde ich es ihm schon.«
»Das werden wir ja sehen. Wenn er tatsächlich auf uns wartet, ist das entweder Mut oder Frechheit. Ich bin mal auf seine Entschuldigungen gespannt.«
»Ich auch. Aber das alles bringt uns in unserem Problem kein Stück. So stöbern wir den Vampir nie auf.«
»Das nicht«, gab ihm Nicole recht. »Aber ein Versuch kann ja nicht schaden. Vielleicht ist doch etwas an Embers’ Verdacht dran.«
»Das walte Merlin«, murmelte Zamorra.
***
Noch jemand hatte die Zeitung mit großem Interesse gelesen.
Simon Jones lehnte sich behaglich in seinem Schreibtischsessel zurück und trommelte nachdenklich mit den Fingern auf der Lehne.
Heute war die Nacht der Nächte.
Varnae würde endgültig seine Existenz in dieser Zeit sichern. Dazu benötigte er ein siebtes Opfer. Der Kult würde ihn dabei unterstützen und sich ewig an den Vampir binden. Mit einem angenehmen Schauder dachte Jones an die vergangene Nacht zurück. Der Kontakt mit seinem Herrn war zwar nur kurz gewesen, dafür aber intensiver, als er sich je hätte träumen lassen. Außerdem war Jones froh, daß er Varnae vor Zamorra hatte warnen können.
Sicher, der weiße Magier konnte gegen den Vampir nicht viel ausrichten. Dazu fehlten ihm die Informationen. Er wußte nicht, in welcher Gestalt sich der Blutsauger am Tag verbarg. Aber Zamorra war nicht dumm. Zu lange schon kämpfte er gegen die Mächte des Schattenreichs. Durch einen dummen Zufall mochte er auf Varnae stoßen. Das mußte verhindert werden.
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