0247 - Vampir-Terror
alles, was ich wissen muß, Mensch. Morgen, in der tiefsten Nacht, werdet ihr mich krönen, und keiner wird euch daran hindern.«
Abrupt brach der Kontakt ab.
Der magische Kreis brach auseinander.
Auch Jones verspürte eine grenzenlose Leere. Ich habe es geschafft, dachte er, ich habe das Ziel meines Lebens erreicht! Ich werde der erste Diener des Blutkönigs sein.
***
»Was hältst du von diesem Embers?« rief Nicole aus dem Badezimmer.
»Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Zamorra. »Es ist möglich, daß an seiner Geschichte etwas dran ist. Auf der anderen Seite bin ich sehr skeptisch.«
»Dazu besteht ja auch aller Grund. Diese Geschichte ist so verworren. Dieser seltsame Vampir, dieser Junge aus Embers Kindheit, der Kult, wo ist der gemeinsame Nenner?« Nicole betrat den Wohnraum und blieb verblüfft stehen. Zamorra hatte das Zimmer umgeräumt. Die Möbel waren alle beseite geschoben worden. Ein weißer Kreidekreis verzierte das Parkett. Der Parapsychologe saß mit überkreuzten Beinen im Mittelpunkt.
»Was gibt das, wenn es fertig ist?«
Zamorra strich nachdenklich mit den Fingern über sein Amulett. »Ich will versuchen, ob ich unseren Langzahn aufspüren kann. Sicher ist er in dieser Nacht wieder unterwegs. Vielleicht gelingt es mir, bewußt einen Kontakt herzustellen.«
»Schaden kann es nicht«, meinte Nicole.
Zamorra konzentrierte sich. »Bist du so lieb und machst das Licht aus, Nici?«
Nicole ging zur Türe und kippte den Schalter um, dann ließ sie sich in einen Sessel nieder. Sie hatte schon oft bei derartigen Versuchen zugeschaut und wußte, was für eine geistige Schwerarbeit dahintersteckte. Im Gegensatz zu der Schwarzen Magie lebte die Weiße Magie von den Kräften, die der Magier aus seinem eigenen Inneren zur Verfügung stellte. Zamorra verfügte nur über schwache Paragaben, und war auf das Amulett angewiesen. Wenn das nicht mitspielte…
Der Professor entspannte sich. Er schaltete alle störenden Gedanken aus, wobei er die Silberscheibe fest umklammert hielt. Dann konzentrierte er sich auf den Vampir.
Varnae, flüsterte sein Bewußtsein immer wieder. Seine Finger versuchten die Hieroglyphen des Amuletts zu verschieben, um damit eine magische Reaktion auszulösen.
Aber Merlins Stern schwieg.
Schweißgebadet gab Zamorra es schließlich auf.
Fragend schüttelte Nicole den Kopf. »Nichts?«
»Gar nichts«, erwiderte der Professor. Enttäuscht zuckte er die Schultern. »Dann müssen wir uns wohl oder übel an diesen Embers halten.«
***
»Wie sieht denn unser Tagesprogramm nun aus?« fragte Nicole und köpfte schwungvoll das Frühstücksei.
Zamorra war gerade damit beschäftigt, den letzten Rest Marmelade kunstvoll auf einem knusprigen Brötchen zu verteilen. Die Anstrengung der vergangenen Nacht war ihm nicht mehr anzusehen. »Zuerst möchte ich mit diesem Inspector, diesem Cadlex, sprechen. Ich will der Polizei nicht in die Quere kommen, denn ich fürchte, daß dieser pressefreundliche Mensch es gar nicht gerne sieht, wenn wir mit Embers Zusammenarbeiten. Danach können wir der Schule einen Besuch abstatten und versuchen, etwas über diesen beißwütigen Klassenkameraden herauszufinden. Obwohl ich mir immer weniger davon verspreche!«
»Warum nicht?« nuschelte Nicole, den Mund voll heißem Ei.
»Mit vollem Mund spricht man nicht«, mahnte Zamorra mit väterlich erhobenem Zeigefinger. »Das läßt auf eine schlechte Kinderstube schließen.«
»Was’ nen dasch?«
»Was du offensichtlich nicht genossen hast, Chérie!«
Nicole spülte mit heißem Kaffee nach und leckte sich die Fingerspitzen ab. »Man kann nicht alles haben«, winkte sie gelassen ab.
Zamorra gab es auf. »Wenn sich in dem Jungen von einst wirklich ein Vampir verbirgt«, nahm er den Faden wieder auf, »so wäre das schon viel früher herausgekommen. Überleg doch mal, ein Vampir, der zur Schule geht. Wo gibt’s denn so etwas?«
Nicole zuckte die hübschen Schultern, die nur von den zwei dünnen Trägem ihres Kleides bedeckt wurden. Ihr Haar trug sie heute schwarz.
»Ich habe schon Pferde kotzen gesehen, vor der Apotheke«, verkündete sie.
»Schon«, gab Zamorra zu. »aber ich finde das trotzdem alles weit hergeholt.« Er tupfte sich mit der Serviette den Mund ab und legte sie auf den Teller. »Bist du fertig?«
Nicole stand auf. »Ich denke schon. Bis zum Mittag wird es reichen!«
Der Parapsychologe hob die Augenbrauen. »Wer oder was sagt dir, daß es Mittagessen gibt?«
»Wer arbeitet, muß
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