0248 - Spinnenbrut
Bill und ging zum Zimmertelefon, um den neuerlichen Todesfall zu melden.
Ausgerechnet Zamorra… Es war unfaßbar.
Aber irgendwann, dachte Bill bitter, wird jedem von uns die Rechnung präsentiert. Zamorra hatte schon zu viele Situationen überlebt, die eigentlich nur mit seinem Tod hätten enden dürfen. Immer wieder hatte er den Tod überlisten können.
Diesmal nicht.
Diesmal war der Tod schneller gewesen.
Unsagbar müde drückte Bill Fleming die Tasten des Telefons.
***
Martin Brock öffnete die Augen. Etwas stimmte nicht. Wie kam er in diese niedrige Kammer?
Es war keine Kammer. Es war das Innere eines Kombiwagens, und er lag auf einer Bahre unter einem weißen Leinentuch. Der Wagen fuhr, wie Martin sofort feststellte.
Er schleuderte die Decke von sich, richtete sich halb auf. Vom saßen zwei Männer in weißer Kleidung. Offenbar hatten sie sich nichts zu sagen, denn kein Wort war zu hören. Martin versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Eine Frau schrie. Er und Dieter liefen zu dem Haus, um zu helfen. Dann kam die Riesenspinne heraus.
»Sie hat mich gebissen«, murmelte Martin Brock leise.
Seine Hand fuhr zur Brust, dorthin, wo sich die Wunde befand. Er konnte nur eine Narbe und etwas eingetrocknetes Blut auf der Kleidung fühlen. Die Bißwunde war geschlossen!
Das war ja sehr erfreulich.
Es war auch vollkommen logisch, denn die Spinne wollte ja nicht, daß er verblutete oder starb. Er wurde ja noch gebraucht.
»Hallo«, sagte er laut.
Der Beifahrer sah sich entsetzt um. Vom Fahrer sah Martin nur die weit aufgerissenen Augen im Rückspiegel. Der Mann trat mit aller Macht auf die Bremse und verriß das Lenkrad. Der große Wagen schlingerte, und Martin Brock wurde von der Bahre geschleudert. Er gab sich einen Ruck nach vom und hielt sich an den beiden Sitzlehnen rechts und links fest.
»Wohin bringen Sie mich?«
Der Wagen stand quer auf der Straße. Der Fahrer war noch so clever, das Rotlicht auf dem Dach einzuschalten, damit kein anderer Wagen in das unvermutete nächtliche Hindernis raste, dann stieß er die Tür auf und sprang mit einem Schrei nach draußen. Der Beifahrer kroch auf seinem Sitz etwas zusammen.
»Verdammt, Joey, wo willst du hin?«
»He, rette dich!« brüllte Joey von draußen. »Das ist ein Untoter, ein Zombie! Hau ab, ehe er dich umbringt!«
Der Beifahrer wußte nicht so recht, was er von der Sache halten sollte. »He, Mann«, sagte er vorsichtig. »Sind Sie wirklich ein Zombie?«
Woher sollte er ahnen, daß Martin Brock sich daheim in der Clique seines Horror-Clubs gern als Zombie bezeichnen ließ, möglichst noch als Wer-Zombie? Und genau das erklärte der Wiedererwachte dem Beifahrer jetzt freundlich: »Ich bin sogar ein Wer-Zombie.«
»Bekloppt sind Sie«, stellte der andere fest. »Zombies gibt’s nur im Horrorfilm und Gruselroman, aber ich habe schon ein paar mehr Scheintote gesehen als Sie Zombies. Also lassen Sie den Quatsch.«
Martin beugte sich weiter vor. »Grrrr«, machte er und fletschte die Zähne. Er turnte zwischen den Sitzlehnen nach vom und setzte sich hinter das Lenkrad. »Raus, Mister.«
Jetzt bekam der andere doch große Augen. »Was soll das? Sind Sie übergeschnappt?«
»Raus, aber schnell«, zischte Martin Brock. Er beugte sich nach rechts, stieß die Beifahrertür auf. Von draußen schrie Joey: »Komm endlich, oder er bringt dich um!«
Martin Brock dachte gar nicht daran, den Mann umzubringen. Aber er warf ihn auf die Straße! Dann gab er Gas, kurbelte am Lenkrad und jagte den großen weißen Wagen mit zuckendem Rotlicht auf der linken Fahrbahnseite davon. Der Fahrtwind drückte die Türen zu. Martin lenkte nach rechts, als ihm ein anderes Fahrzeug entgegenkam, dann fand er den Knopf für das Rotlicht und schaltete es ab.
Mit hoher Geschwindigkeit fuhr er in die falsche Richtung, aber es würde bald mit Sicherheit eine Kreuzung kommen, wo er abbiegen oder bequem wenden konnte.
Mit einem Faustschlag zertrümmerte er das Funkgerät.
***
Eine Hand legte sich auf die Telefongabel und drückte sie nieder. Die gerade hergestellte Verbindung erlosch.
Bill Fleming erstarrte. Er sah die Hand an, drehte sich ganz langsam um.
Zamorra stand hinter ihm! Zamorra, der jetzt den Kopf schüttelte. »Es ist nicht nötig, daß du die halbe Welt verrückt machst, Bill«, sagte er.
Die Hand gab die Gabel frei. Bill pfefferte den Hörer darauf. »Du lebst?« stieß er hervor. »Das ist ja fantastisch… Hat dir das Amulett also doch
Weitere Kostenlose Bücher