0248 - Spinnenbrut

passiert. Von den Spinnen ist nichts zu sehen.«
    »Vielleicht geben sie für diese Nacht Ruhe«, überlegte der Sheriff. »Immerhin haben sie ja ein Opfer: Miß Mebrecco.«
    »Wie können Sie nur so gefühllos darüber reden?« empörte sich Mrs. Stryle.
    »Würde ich in Tränen ausbrechen, änderte das auch nichts an der Sache«, brummte Saunders. »Und Tränen habe ich vorhin zwangsläufig genug vergießen müssen. Es wird Zeit, daß ich nach Hause fahre und den Flüssigkeitsverlust dort mit einem Bierchen ausgleiche.«
    Aber seine Worte klangen durchaus nicht so fröhlich, wie es den Anschein hatte.
    Saunders verabschiedete sich. Eine Minute später glitt der große Polizeiwagen leise davon.
    »Ich denke, wir ziehen uns auch zurück«, empfahl Zamorra. »Es kann sein, daß wir unsere Kräfte morgen mehr als nötig brauchen. Bill, bist du sicher, daß Patrzek sein Zimmer aufsucht und nicht wieder hinausläuft?«
    »Absolut sicher«, sagte Bill. »Ich wohne zufällig neben ihm, und ich habe einen leisen Schlaf. Sollte er wieder hinaus wollen, merke ich es. Die Wände hier sind dünn.«
    »Bitte?« knurrte Mrs. Stryle. »Wollen Sie damit sagen, daß…«
    »Daß ich empfindliche Ohren habe, mehr nicht«, brummte Bill gutmütig. »Bis morgen dann…«
    Er zog sich zurück.
    Zamorras Hand glitt über das Amulett. Dann nickte er Nicole zu. »Gehen wir auch?«
    »Ja…«
    Sie ließen sich vom Lift nach oben tragen. Ein paar Fernfahrer sahen ihnen nach. Einer schnalzte mit der Zunge. Aber als er dann wieder daran dachte, was sich vorhin draußen abgespielt haben sollte, wurde ihm unbehaglich.
    In dieser Nacht würde keiner im Hotel sonderlich gut schlafen…
    ***
    Sheriff Saunders lenkte den Wagen vorsichtig heimwärts. Sein Büro befand sich im gleichen Haus wie seine Wohnung. Licht brannte keines mehr, wie er schon von weitem feststellte. Sein Stellvertreter hatte wohl schon Feierabend gemacht.
    Owen Saunders sah auf die Uhr. Es war später geworden, als er eigentlich gedacht hatte. »Mhm«, murmelte er und ließ den Wagen vor der Tür ausrollen. Wieder sah er zum Haus. Eine Frau wartete nicht auf ihn. Bei ihm hielt es keine lange aus, weil er ständig darauf trainierte, gegen Alkohol im Bier immun zu werden. Das würde also ein einsamer Abend werden. Allein mit den Gedanken, die um die Riesenspinne und ihre unzähligen metallischen Ableger kreisten.
    Bis heute hätte Saunders jeden mitleidig angegrinst, der ihm eine solche Geschichte aufzutischen versucht hätte. Sie selbst zu erleben, war aber etwas völlig anderes, und es gefiel ihm gar nicht. Woher kamen diese Spinnen-Ungeheuer? Waren sie künstliche Objekte? Mini-Roboter, die ein verrückter Wissenschaftler auf die Menschheit losgelassen hatte? An die Geschichte von den Außerirdischen, den Weltraumdämonen mit dem Aussehen von aufrecht gehenden Schatten, glaubte Saunders nicht. In der Hinsicht mußte dieser Parapsychologe wohl zu viele Science-Fiction-Filme gesehen haben.
    Owen Saunders zog den Schlüssel ab und öffnete die Wagentür, um auszusteigen. Nach ein paar Zentimetern traf er auf Widerstand.
    Er zuckte zusammen. Ein mächtiger Schatten fiel über den Wagen und verdunkelte das Sternenlicht.
    Die Tür ließ sich nicht mehr öffnen.
    Saunders sah Schatten an den Wagenfenstern vorbeihuschen. Er warf sich nach rechts. Auch diese Tür blockierte. Hinten versuchte er es erst gar nicht mehr.
    Er sah die wirbelnden, faustgroßen Körper, die um den Wagen wirbelten. Und er begriff, daß das Fahrzeug langsam, aber sicher in einen Kokon gesponnen wurde…
    Er startete, versuchte mit Motorkraft auszubrechen. Aber die Räder drehten nur pfeifend durch. Dann erstarb das Summen des Motors.
    Starr vor Entsetzen sah Saunders zu, wie sich die letzte schmale Lücke um seinen Wagen erbarmungslos schloß…
    ***
    Zamorra schlief unruhig. Immer wieder wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Er fand keine richtige Ruhe. Immer wieder schreckte er auf und glaubte Spinnen zu sehen, die durch das Fenster eindrangen. Aber jedesmal, wenn er dann die Augen weit aufriß und zum Fenster sah, war das sorgfältig geschlossen und die Jalousien heruntergelassen. Leise flüsterte die Klimaanlage und schuf trotzdem eine frische Atmosphäre im Zimmer.
    Neben Zamorra lag Nicole. Sie atmete flach und gleichmäßig. Zamorra verstand das nicht. Wie konnte sie so ruhig schlafen?
    Das Amulett lag neben ihm auf dem Nachtschränkchen. Gegen seine sonstige Gewohnheit auf Auslandsreisen hatte