025 - Die Spinne
Moment an gestört, außerdem bestand unmittelbare Lebensgefahr. Das Können der Ärzte hat ihn vom Gift der Lasiodora geheilt. Er kam mit dem Leben davon. Nur den Schockzustand, seine Geistesgestörtheit, konnten sie nicht heilen.“
Er machte eine Pause. Elna und Jose sagten kein Wort.
„Max Valetti ist verrückt geworden. Eigentlich müsste ich sagen: Sie hatten dabei die Hand im Spiel, alle beide. Weil Sie, Fräulein Elna, Spinnen genauso bezaubern können wie Männer. Nun, Valetti ist zwar körperlich gesund, aber geistig gestört. Dennoch hat er es fertig gebracht, aus der Heilanstalt zu entweichen. Und er sucht Sie, um sich an Ihnen zu rächen. Ihn beherrscht nur noch ein Gedanke. Tag und Nacht hat er die Spinne vor Augen, wie sie sich auf ihn stürzt. Wie er Sie gefunden hat? Zweifellos auf Grund der Radioreportage, die Ihren Schlupfwinkel zumindest drei Personen geoffenbart hat. Frau Larrue, ihm und mir.“
Beide schwiegen voll Entsetzen.
„Ja“, sagte Teddy, „Sie waren unvorsichtig. Zuerst haben Sie die Katzen umgebracht, die sich nachts hier herumtreiben und die Mäuse verjagen, die Sie für Ihr reizendes Haustierchen brauchten. Dann haben Sie Vögel gestohlen, und jeder weiß, wie versessen Vogelspinnen darauf sind. Und da man die kleinen Kadaver völlig ausgeblutet gefunden hat … Ja, ich kam zum gleichen Ergebnis wie Max Valetti, der zwar geistesgestört ist, aber, wie das oft der Fall ist, in mancher Hinsicht über eine erstaunliche Klarsicht verfügt.“
Instinktiv rückte das saubere Paar näher zusammen.
„Aber wo ist denn überhaupt Ihr reizendes Tierchen?“
Da sah er den leeren Käfig offen am Boden liegen.
„Verschwunden?“
„Wir suchten gerade nach ihr“, sagte Jose.
„Es gibt ein gutes Mittel, um entlaufene Vogelspinnen wieder einzufangen. Ich musste es einmal anwenden, da hatte ich mit einem Blödmann zu tun, der sich eine im Haus hielt. In Imkerkleidung schloss ich mich in der Wohnung ein, denn der gute Mann war von ihr getötet worden, und ich wollte nicht das gleiche Schicksal erleiden. Es war übrigens eine Schwarze Witwe, deren Gift noch schneller wirkt als das der Lasiodora. Kurz und gut, ihr Herr unterhielt das reizende Geschöpfchen normalerweise mit der Appassionata von Beethoven. So habe ich stundenlang die Platte abgespielt. Zum Schluss hing mir die Sonate zum Halse heraus. Aber die Spinne kam schließlich an, und ich konnte sie mit einer Spezialzange greifen.“
Er machte eine Pause und setzte sarkastisch lächelnd hinzu:
„Ich glaube, Sie, Fräulein Elna, kennen noch andere Mittel, um Spinnen anzulocken.“
Elna stand auf.
„Ich bitte Sie, dieses Haus zu verlassen“, sagte sie mit ihrer singenden, unvergleichlich reizvollen Stimme.
„Danke, aber ich bin von Haus aus dickköpfig.“
„Schweig, Elna“, warf Jose schwach dazwischen, “zuerst müssen wir wissen …“
„Wo Ihre Spinne ist“, vollendete Teddy den Satz.
Elna warf ihm einen hasserfüllten Blick zu. Aber Jose war klar, dass der Privatdetektiv nicht so ohne weiteres abzuschütteln war.
„Also los, suchen wir sie.“
Alle drei machten sich auf die Suche. Teddy fand gleich darauf etwas, dass ihm das Blut zum Herzen trieb. Er rief nach Jose. Der eilte herbei.
„Es stimmt doch, nicht wahr? Das sind Eier.“
„Oh, Himmel“, stöhnte Jose. „Sie legt. Wie entsetzlich.“
Wie es alle Monsterspinnen tun, die in Gefangenschaft gehalten werden und plötzlich die Freiheit wiedererlangen, legte die Lasiodora. Sie kann auf einmal Hunderte, ja Tausende von Eiern legen.
In einigen Stunden konnte es in der ganzen Villa von kleinen Vogelspinnen wimmeln.
Nun ging der Tod um. Überall, in allen Ecken und Schlupfwinkeln der heiteren Ferienvilla lauerte er.
Teddy Verano hatte das Paar in die Mitte eines Raumes geschubst, nachdem er sich in aller Eile vergewissert hatte, dass die Decke in Ordnung war.
Von jetzt an ging es nämlich nicht nur darum, sich vor der Vogelspinne zu hüten, sondern auch noch vor den eventuellen Nachkommen, die jede Sekunde ausschlüpfen konnten. Auch wenn ihr Gift jetzt noch keine tödliche Kraft hatte, ernsthafte Störungen vermochte es auch hervorzurufen.
Daneben hatte man es ja noch mit der ausgewachsenen Vogelspinne zu tun. Was die Begegnung mit diesem Scheusal bewirken konnte, das sah man am Beispiel von Max Valetti.
Elna sprach nicht mehr davon, Teddy fortzujagen. Ihr Stolz war plötzlich dahin. Sie zitterte nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Angst. Da
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