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025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
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Gegner griff nicht zur Waffe, sondern landete mit der freien Hand einen kräftigen Schwinger.
    Jose sah Sterne. Dennoch hielt er stand. Eine unbekannte Kraft strömte durch seine Adern.
    Elna saß in sich zusammengesunken auf dem Bett. Über die Schulter des Gegners hinweg sah Jose, wie sie mit ihren schönen, feingliedrigen Händen eigenartige Bewegungen machte. Bald waren sie von unendlicher Grazie, dann wieder furchterregend, denn die Stellung ihrer Finger, ja der ganzen Hand beschwor plötzlich die ruckartigen Vorwärtsbewegungen der Vogelspinne herauf.
    Die beiden Männer rangen miteinander. Obwohl der Maskierte nur eine Hand gebrauchen konnte, war er im Vorteil. Zweifellos wäre Jose niedergeschlagen worden, hätte jene geheimnisvolle Kraft nicht neuen Mut in den zermürbten Leib des Forschers geschickt. Dennoch, nach zwei Minuten Kampf fühlte Jose, dass er sich geschlagen geben musste.
    Er rief Elnas Namen. Im Gesicht der Mulattin zeichnete sich übermenschliche Konzentration ab. Der Gegner schmetterte die Kante seiner gesunden Hand gegen Joses Kehlkopf.
    Aber Elnas Geliebter schien von neuer Kraft durchströmt, als ob sich eine außerhalb seines Ichs liegende Macht über ihn ergossen hätte. Es gelang ihm, sich teilweise freizukämpfen und erneut den Revolver in Anschlag zu bringen.
    Ein letzter Schuss peitschte durch den Raum. In eben dem Augenblick hatte der andere die Tür erreicht und war verschwunden.
    Elna und Jose blieben allein zurück.
    Sie, immer noch nackt, zitterte jetzt vor Kälte und betrachtete die Verwüstung. Jose, schwankend, mit zerrissenem Schlafanzug, lehnte an der Wand. Die Waffe war ihm entglitten. Der Käfig war leer, die Spinne fort. Der Plattenspieler stand still, die Sinfonie war unter Revolverschüssen und dem Stöhnen der beiden Kampfer zu Ende gegangen.
    „Er ist weg.“
    „Diesmal habe ich ihn nicht getroffen.“
    „Nein, ich höre ihn. Er ist draußen. Er rennt durch die Nacht.“
    „Glaubst du, dass er wiederkommen wird?“
    Elna antwortete nicht. Sie war völlig erschöpft. Soeben hatte sie ihre ganze Kraft eingesetzt, um ihrem Geliebten beizustehen, jetzt war sie am Ende.
    „Elna“, sagte Jose stöhnend, als er sie schwanken sah.
    Er rannte auf sie zu. Im gleichen Augenblick brach sie auf dem Bett zusammen. Ihr schöner Leib verlor seine goldbraune Farbe und wurde leichenfahl. Sie hatte ihre Kraft verströmt, als sie ihrem Geliebten beistand.
    Jose beugte sich über sie und bedeckte sie mit Küssen und Tränen. Jetzt, da er nicht mehr durch die Ausstrahlung der Mulattin gestützt wurde, war er nur noch ein jämmerliches Nichts.
    Endlich kam sie wieder zu sich. Mit ihrer zarten Hand, die eben erst die schrecklichen Spinnenbewegungen nachgeahmt hatte, streichelte sie ihm die Wange.
    „Mach dir keine Sorgen mehr um mich. Es ist schon wieder gut. Und was ist mit dir?“
    Er fühlte sich elend und schwach und sagte es. In Elnas Augen blitzte es auf. Vielleicht war es eine gewisse Verachtung für den Mann, den sie sich so völlig hörig gemacht hatte, sowohl durch ihre weiblichen Reize, als auch durch ihre okkulte Macht.
    „Jose, dieser Mann ist ein Feind. Er wird es nicht dabei belassen, und ich kann dir vielleicht nicht immer beistehen. Wenn er nun erneut angreift?“
    „Ja, hast du denn keine Angst um dich?“
    „Um mich?“
    Ein sonderbares Lächeln glitt über ihr Gesicht. Alle Drohungen der Hölle spiegelten sich darin.
    „Du vergisst eins, ich kann mich wehren, Kräfte gegen ihn entfesseln.“
    Dann unterbrach sie sich: „Wo ist sie denn?“
    Sie sahen sich um. Der Mann war längst davongerannt, aber die Vogelspinne, voller Panik, ebenfalls. Elna rief nach ihr mit jenen fremdartigen, süßen, schmeichelnden Worten, die Jose nicht verstand. Aber sie erfüllten ihm mit Grauen.
    Die Monsterspinne tauchte nicht mehr auf. Sie suchten unter dem Bett, in den Falten des Vorhangs.
    „Wenn sie bei diesem Wetter nach draußen kommt, ist es um sie geschehen.“
    „Ich hoffe, dass sie noch irgendwo im Haus ist. Wir müssen sie wiederfinden.“
    Elna zog sich an. Für sie ging es um Leben oder Tod, denn geheimnisvolle Bande verknüpften sie mit der Lasiodora.
    Auch Jose vertauschte seinen arg mitgenommenen Schlafanzug gegen wärmere Kleidungsstücke.
    Sie waren gerade dabei, sich erneut auf die Suche nach der Spinne zu machen, die sich wohl verängstigt in irgendeinen Winkel verkrochen hatte und nicht auf die Lockrufe ihrer Herrin hörte. Da fuhr Elna plötzlich erneut

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