Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
025 - Die Spinne

025 - Die Spinne

Titel: 025 - Die Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maurice Limat
Vom Netzwerk:
zauberhaft heitere Musik.
    Der Mann war groß und kräftig. Auf Gangsterart hatte er sich einen Damenstrumpf übers Gesicht gezogen.
    Leise sagte er: „Rühren Sie sich nicht. Vor allem, geben Sie mal Ihre Waffe her.“
    Als Jose zögerte, warf ihm Elna einen Blick zu, der ihm das Blut in den Adern erstarren ließ. Mehr als je zuvor stieg der Ekel in ihm hoch.
    Der Unbekannte entriss ihm den Revolver und schleuderte ihn gegen das Fenster. Klirrend zerbarst die Scheibe, dennoch fiel die Waffe ins Zimmer zurück. Sie war gegen den sorgsam geschlossenen Fensterladen geprallt.
    Der Mann schien sich nicht weiter darum zu kümmern. Zweifellos hatte er Joses Schwachheit erkannt.
    Ohne ihn weiter zu beachten, ging der Unbekannte auf das Bett zu. Elna stand nun aufrecht da. Sie machte keinen Versuch, ihre Blöße zu bedecken. Ihre Nacktheit machte ihr nichts aus. Mit all ihren Kräften schien sie die Gefahr ausloten zu wollen, die der Mann bedeutete.
    Ein bezauberndes Andante perlte durch den Raum.
    Keiner nahm es mehr wahr. Der Mann interessierte sich wohl für Elna. Hatte er erotische Absichten? Das wäre bei Elnas Figur und ihrer Nacktheit kein Wunder gewesen. Und bei dem sinnlichen Reiz, der von ihr ausging. Plötzlich fesselte das Drama im Glaskäfig die Aufmerksamkeit des Eindringlings.
    Zwischen den Zähnen stieß er hervor: „Arme, kleine Maus. Wird von der Spinne gefressen! Nein, das will ich nicht! Die Spinne ist ein Scheusal.“
    Seine Waffe hielt er in der einen Hand, mit der anderen öffnete er den Käfig und kippte ihn zur Seite.
    Mit einem Satz war die Maus draußen und sauste wie ein Pfeil davon.
    Unter der Maske stieß der Mann abgehackt hervor: „Die Spinne … Man muss sie umbringen … sonst beißt sie. Ihr Biss ist giftig … kann töten.“
    Mit einer Hand hob er den Käfig hoch und richtete die Mündung seiner Pistole genau auf die Vogelspinne.
    Ein Schaudern überlief Elna. Dann heulte sie auf wie ein Tier: „Nein, nein! Nicht das. Ich will nicht sterben.“
    Ein Schuss peitschte durch das Zimmer.
     

     

Maßloses Entsetzen zeichnete sich auf Elnas Zügen ab. Das seltsame Mädchen fühlte trotz ihrer beinahe übersinnlichen Fähigkeiten den Schauer des Todes vorüberziehen.
    Und das nur, weil der Fremde die Spinne in ihrem Käfig bedrohte.
    Immerhin, als sie ihre Todesangst heraus geschrieen hatte und dann der Schuss knallte, glaubte sich Elna aus der Welt der Lebenden herausgerissen. Aber erstaunlicherweise lebte sie noch, und als sie ihre schönen, ausdrucksvollen Augen öffnete, sah sie den Mann wanken.
    Er hielt immer noch den Käfig fest, aber sein Gesicht schien schmerzhaft verzerrt. Nicht er hatte geschossen. Er umklammerte zwar noch fest die Waffe, aber sein rechter Arm war eigentümlich verkrampft.
    Am anderen Ende des Zimmers stand Jose, mit weit aufgerissenen Augen. In der Hand hielt er immer noch den Revolver, auf den er sich mit einem Satz gestürzt hatte, als er Elna in Gefahr sah.
    Eine halbe Minute lang blieb das teuflische Liebespaar wie erstarrt, Elna zitterte, begann aber allmählich zu begreifen, dass Jose und nicht der Fremde den Schuss abgegeben hatte. Er stand wie betäubt durch die Tatsache, dass er mehr einem Reflex als nüchterner Überlegung gefolgt war.
    Der Eindringling hatte eine Armverletzung. Blut tropfte aus seinem Ärmel und über die Hand zu Boden. Er versuchte, den Arm zu bewegen und stieß dabei einen Schmerzenslaut aus.
    Immerhin konnte er noch den Revolver umklammern.
    Aber der Käfig, den er mit der linken Hand hielt, entglitt ihm und fiel zu Boden.
    Zwar zerbrach er nicht, aber die Öffnung hakte aus. Die Vogelspinne rannte in aller Eile davon. Der Mann machte eine Bewegung, als ob er sie mit dem Fuß zermalmen wollte.
    Elna schrie auf. Jose schoss ein zweites Mal, aber der Fremde konnte sich trotz seiner Verletzung noch aus der Schusslinie werfen, und die Kugel krachte in die Wand.
    Aber natürlich hatte der Eindringling die Spinne nicht mehr zertreten können. So rannte das kleine Scheusal über den Fußboden, unbeachtet von allen.
    Der Unbekannte wandte sich zu Jose und schoss auf ihn.
    Jose hörte die Kugel an seinem Ohr vorbei pfeifen. Sie traf ihn nicht. Der Fremde war durch Schmerzen und Blutverlust geschwächt und konnte nicht mehr richtig zielen.
    Offenbar aber war er nicht schwer verletzt, denn nun rückte er Jose tätlich zu Leibe.
    Elnas Geliebter sah ihn kommen, aber der andere war schon zu nah, und so konnte er nicht mehr schießen. Auch der

Weitere Kostenlose Bücher