025 - Die Treppe ins Jenseits
sie erst einmal unter Vormundschaft
stand, dann war es auch kein Problem mehr, an das Vermögen heranzukommen, das
sich Edward Baynes im Laufe seines Lebens geschaffen hatte.
Eines entwickelte sich aus dem anderen, und Larry Brent erkannte die Dinge
immer klarer! Aber was für einen Sinn hatten seine Erkenntnisse jetzt noch? Er
konnte niemandem mehr damit helfen, weder sich selbst noch Eve, die seine Hilfe
jetzt dringend nötig hatte.
Verzweiflung, Niedergeschlagenheit und Ratlosigkeit malten sich auf seinem
Gesicht ab. Vor seinen Augen verschwamm alles. Die Kisten und die unterkühlte
Leiche wurden zu langgezogenen, flatternden Schemen. Er sah schon nicht mehr
richtig. Der Boden unter seinen Füßen schien Wellen zu werfen, er sackte in die
Knie und bemerkte die Bewegung schon gar nicht mehr. Diese Kälte, diese elende
Kälte, sie fraß sich durch bis in seine Knochen und ließ sein Blut erstarren.
Die dunkle Gestalt neben dem mächtigen Holzpfosten, der von der Erde bis
zur Decke reichte, bewegte sich.
Allan Carter hatte alles gesehen.
Sein Rausch schien verflogen. Seine Augen waren klar. Die ganze Zeit über
suchte er schon nach einer Erklärung für gewisse Dinge, und er hatte diese
gefunden.
Jeden einzelnen hatte er in dieser Nacht beobachtet, ohne selbst gesehen zu
werden. Er kannte eine Anzahl Verstecke, niemand außer ihm war so verwachsen
mit dieser Umgebung, mit diesem Boden.
Allan Carter sah den Fremden zu der Treppe gehen, die aus dem Schlachthaus
und in die obere Etage einer Lagerhalle führte. Dort oben also hatte der Fremde
sein Versteck. Carter schien die Augen einer Katze zu haben. Keine Bewegung des
anderen entging ihm. Er sah, wie sich der Unbekannte der schmalen, knarrenden
Holztreppe näherte. Carter stand keinen Schritt von ihm entfernt und er
handelte, ohne lange zu überlegen. Der schwere Knüppel, den er in der Hand
hielt, sauste durch das Dunkel. Er traf den anderen voll auf den Hinterkopf.
Carter wusste, dass sein erster Schlag sitzen musste, sonst war er verloren. Er
hatte nicht die Kraft, um es körperlich mit seinem Gegner aufzunehmen, daher
musste er ihn ausschalten, noch ehe eine Gegenwehr erfolgen konnte.
Der Getroffene drehte sich um die eigene Achse und riss Mund und Augen vor
Erstaunen weit auf. Er war nicht voll betäubt und versuchte, irgendetwas in
seinen Taschen zu greifen. Da handelte Carter zum zweiten Mal. Der Knüppel
erfüllte seinen Zweck. Mit einem dumpfen Krachen schlug der Fremde auf die
unterste Stufe der Holztreppe.
Carter untersuchte die Taschen des anderen. Außer einem Feuerzeug, einem
Zigarettenetui und einer modernen, blinkenden Waffe fand er nichts.
Allan Carter kannte die Waffe. Das war die Pistole, die Larry gehörte.
Der Taubstumme huschte trotz seines Buckels erstaunlich behände durch das
finstere Schlachthaus, durchquerte einen schmalen Zwischengang und kam vor die
Türen der Kühlräume. Hierher hatte der Unbekannte Brent geschleppt. Carter
hatte es gesehen, aber nicht eingreifen können. Es war ihm zu riskant
erschienen, aber er hatte sich die Tür gemerkt, aus der der andere gekommen
war.
Mit zwei, drei Griffen entsicherte er den Riegel, schob ihn zurück und zog
dann die schwere isolierte Tür nach außen. Ein Lichtstrahl stach in seine
Augen. In der ersten Sekunde war er geblendet, dann erkannte er die Szene.
Die Taschenlampe lag vor dem knienden Larry Brent auf dem Boden. Mit
aufgerissenen, ungläubig starrenden Augen blickte der Agent auf den Buckligen,
der wie eine Erscheinung aus einem Schauerstück vor ihm auftauchte und dessen
Umrisse er nur schemenhaft wahrnahm. Er sah den gebeugten Körper auf sich
zukommen und war kaum noch fähig, die Lippen zu öffnen, weil die Kälte seine Muskeln
hatte erstarren lassen. Irgendetwas formte sich in seinem Kehlkopf, und es
klang wie: »Danke, Carter! Es ist wie ein Wunder, aber Sie hätten keine fünf
Minuten später kommen dürfen.«
Wieder zeigte Carter, dass er ein schnelles Auffassungsvermögen besaß und
zu handeln verstand, wo es notwendig war.
Er war nicht so schwächlich, um Larry Brent, der zu einer eigenen Bewegung
nicht mehr fähig war, nicht wegschleifen zu können. Larry fühlte, dass Carter
ihn einfach über den Boden zog. Er versuchte mitzuhelfen, aber es war, als
seien seine Glieder eingerostet, als empfingen sie die Befehle seines Gehirns
nicht mehr.
Er war vollkommen bewegungsunfähig und gefühllos und hatte selbst
Schwierigkeiten mit den Augen. Er erkannte
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