025 - Die Treppe ins Jenseits
Stein, aus dem
Trog.
Nicole Mercier war in der zähen, betonähnlichen Masse erstickt.
Carter schaltete das Licht an. Durch Gesten und Mundbewegungen verstand ihn
der PSA-Agent.
»Die Form war für sie bestimmt. Ich wollte eine neue Puppe von ihr
anfertigen. Ich habe diese Frau nie ganz begriffen, Mister Brent. Es war immer
irgendein geheimnisvoller Zug in ihrem Gesicht, den ich diesmal herausarbeiten
wollte.«
Die Mordkommission traf ein. Fernand Mercier kam zu sich, und man konnte
erste Fragen an ihn richten. Seine Erklärungen kamen einem Geständnis gleich.
Fernand Mercier hatte eine Doppelrolle gespielt. Er nannte sich hier in
Dover stets Frank, und mit diesem Namen war er auch an einen Mann namens Eric
Smith herangetreten, um ihn für ein angebliches Experiment vorzubereiten.
Frank alias Fernand hatte auch Allan Carter mit Alkohol vollgepumpt, damit
es aussah, als hätte sich der Taubstumme betrunken.
Niemand schöpfte Verdacht.
Wegen Beihilfe zum Mord wurde Fernand Mercier festgenommen. Zwei
Polizeibeamte begleiteten den Krankentransport. Auch der Anwalt Thomas Mylan
wurde abtransportiert. Zwei wichtige Zeugen, die Hauptschuldigen, Nicole
Mercier und ihren Geliebten Dr. Ortskill, konnte die irdische Gerechtigkeit
nicht belangen. Sie standen bereits vor ihrem göttlichen Richter.
Der Morgen graute, als sich eine Abordnung daran machte, John Hawkins
herauszuholen. Larry Brent gönnte sich keine Verschnaufpause und war mit von
der Partie.
John Hawkins hatte ein Erlebnis gehabt, wie es nur selten einem Menschen
zuteil wird.
Er hatte die Ereignisse in der Vergangenheit vor seinen Augen abrollen
sehen und wusste, dass sich Lady Mara, die aus irgendeinem unerfindlichen
Grund, der wohl immer ein Geheimnis bleiben würde, von ihrem Gatten eingemauert
worden war, nach Befreiung sehnte. Sie hatte geschworen, so lange zu spuken,
wie sie in jenem dunklen Felsenverlies aufrecht stehen würde.
Das Skelett der Frau wurde in geweihter Erde beigesetzt, wie sie es erhofft
hatte.
John Hawkins hatte noch mehr erfahren. Einer des Callaghan-Zweiges hatte
vor gut einhundertfünfzig Jahren versucht, die Grabkammer zu finden. Von ihm
stammte ein Teil des ausgebauten Stollens und die Leiter, über die John Hawkins
in den entscheidenden Stollen gelangt war. Doch dieser Callaghan war nie wieder
aufgetaucht.
John Hawkins war es zu verdanken, dass weitere Untersuchungen vorgenommen
wurden. Und man fand auch das Skelett jenes Callaghan, der vor hundertfünfzig
Jahren versuchte, das Geheimnis auf eigene Faust zu klären.
Fernand Merciers Vernehmung ergab, dass sich seine Schwester und Dr.
Ortskill schon gekannt hatten, als sich Nicole Mercier und Edward Baynes
anfreundeten.
»Sie hat ihn nie geliebt«, sagte Eve Baynes, als sie an diesem Morgen auf
der sonnenbeschienenen Terrasse weit über das Meer hinausblickte. Larry Brent
stand neben ihr. Schwester Gila und Janett gingen im Hof spazieren. »Und Vater
glaubte so sehr an ihre Liebe.«
»Nur einer hat sie wirklich durchschaut«, bemerkte Larry heiser. Er war
stark erkältet. Aber niemand hatte ihn dazu überreden können, im Bett zu
bleiben. »Allan Carter! Er erkannte die Mörderin an ihren Gesichtszügen ... Das
Leben geht weiter, Eve«, fügte er leise hinzu. »Und Sie werden bald alles
vergessen, alles ...« Er starrte auf die Treppe, und sein Blick wurde wie von
unsichtbarer Gewalt in die Tiefe gelenkt, zu den nackten Klippen und den
schäumenden Wellen. »Ich bezweifle, dass es um diese Treppe ein Geheimnis gibt,
Eve«, sagte er unvermittelt. »Wir wissen es jetzt genau: In der Zeit der ersten
Callaghans gab es tatsächlich ein furchtbares Verbrechen, das den Geist
verursachte. Spätere Ereignisse gehen darauf zurück. Dichtung und Wahrheit
mischten sich. In Ihrem Fall aber, Eve, haben keine unsichtbaren Mächte eingegriffen.
Menschen aus Fleisch und Blut haben sich diese Treppe zunutze gemacht. Wenn ich
die Dinge so überdenke, dann frage ich mich, wen man mehr fürchten muss: die
Lebenden oder die Toten!«
»Wenn alles so gewesen ist, wie Sie mir erzählten, Larry, dann müsste
logischerweise auch die Prophezeiung in Erfüllung gegangen sein, die John
Hawkins erhalten hat. Würden Sie bitte mal nachsehen?«
X-RAY-3 ging hinab zur vierzehnten Stufe. Ein unruhiger Geist hatte seine
Ruhe gefunden. Lady Mara war erlöst von dem Bann, den sie sich und anderen
aufgebürdet hatte. »Es ist weg«, rief er nach oben.
Das schwarze Kreuz auf der vierzehnten Felsenstufe war
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