0251 - Der Erbe des Bösen
peitschten ihnen um die Ohren.
Bill würgte. Sein Magen wollte unbedingt nach oben klettern, als er erkannte, worauf sie beide ritten.
Eine Riesenspinne, so groß wie ein Stier! Die war mit ihren Stelzbeinen einfach durch die Ameisen hindurchgelaufen, ehe diese begriffen, wie ihnen geschah!
Eine Spinne!
Bill ließ einfach los. Ein paar Meter weiter machte die Riesenspinne einen Sprung zur Seite. Odinsson wurde durch die Luft katapultiert und landete zwischen einigen Schlingpflanzen, die ihn aber ausnahmsweise nicht angriffen.
Bill kämpfte gegen die Übelkeit an. Er brauchte einige lange Minuten, um sich halbwegs zu erholen, und er konnte von Glück sagen, daß sie bereits nicht mehr in unmittelbarer Nähe der Ameisen waren. Als Bill Odinsson auf sich zustapfen sah, war er immer noch kalkweiß.
»Eine Spinne!« keuchte er.
»Sie ist in Panik!«, sagte Odinsson. »Sie ist vor irgend etwas davongelaufen. Aber wovor?«
»Ich glaube eher, daß ich in Panik bin«, murmelte Bill und hustete. »Der Teufel soll all das Viehzeug holen, das sich hier herumtreibt…«
In ihrer Nähe raschelte es. Zweige knackten. Das schabende Geräusch, wenn Chitinplatten aneinanderrieben, wurde lauter.
»Nicht schon wieder«, flüsterte Bill entsetzt.
Die Riesenameisen hatten den Kurs geändert!
Irgendwo in der Feme brüllte ein großes Tier in Wut oder Angst. Und die Ameisen brandeten heran und nahmen jetzt die gleiche Richtung wie die flüchtende Riesenspinne!
»Brandgeruch«, flüsterte Odinsson. »Ich rieche Feuer!«
»Auch das noch«, keuchte Bill. »Uns bleibt auch nichts erspart! Laufen wir?«
»Auf die Bäume«, sagte Odinsson. »Die hier sehen aus, als könnte man sie ersteigen…«
Bill nickte. »Hoffentlich merken das die Ameisen nicht auch«, knurrte er und turnte bereits in den niedrigen, aber starken Ästen empor. Der Agent folgte ihm.
Gerade noch rechtzeitig. Die Ameisen waren wieder da.
Und hinter ihnen glühte es gelbrot und prasselnd im Dschungel.
Das Feuer, von dem die beiden Männer nicht einmal ahnen konnten, wie es entstanden war, dehnte sich aus…
***
Gryf lag wie erstarrt am Boden. Er war nicht mehr in der Lage, sich zu bewegen und zur Wehr zu setzen. Finster starrte er die hoch aufragenden Schattenkreaturen an, die um ihn und Teri herumstanden.
Sie befand sich in der gleichen Lage wie Gryf: bewegungslos und gefesselt und nicht in der Lage, ihre Druiden-Kräfte einzusetzen.
Die Fesseln mußten dafür verantwortlich sein. Sie banden nicht nur den Körper, sondern auch den Geist, und mit einer teuflischen Raffinesse hatten die Meeghs diese Fesselung vorgenommen.
Mit Hilfe ihrer Peitschen!
Jeder Treffer zog neue schwarze Fäden über den Körper des Opfers und wickelte es darin immer fester ein. Je mehr dieser schwarzen Fäden, die sich auf geheimnisvolle Weise von den Peitschen ablösten, die Gefangenen einhüllten, desto stärker wurde der geistige Druck, der Gryfs und Teris magische Kräfte blockierte.
Dabei waren die Peitschenhiebe selbst eher sanft, wenn auch störend gewesen.
Fünf, sechs Meeghs standen jetzt da und sahen auf ihre Opfer hinab. Sie waren Schattengestalten, gerade so, als glühte direkt hinter ihnen eine starke Lichtquelle, die nur ihre Umrisse schwarz erscheinen ließ. Die Peitschen, ebenfalls schwarz, verschmolzen mit den Händen, schienen eins mit den Meeghs zu sein.
Weiter hinten bewegten sich die silberhäutigen Chibb. Sie nahmen von den beiden Druiden und den Meeghs nicht einmal Notiz. Das war nicht normal!
Gryf nahm an, daß die Chibb nicht mehr Herren ihres eigenen Willens waren.
Sklaven…
»Auch uns werden sie versklaven wollen«, stieß er hervor. »Sonst hätten sie uns schon längst getötet!«
Teri nickte. Das konnte sie immerhin noch.
Plötzlich drangen Bilder in Gryfs Bewußtsein. Fordernde, farbige Impulse, fragend und befehlend. Irgendwie verstand er den Sinn dahinter, ohne die Bilder richtig zu begreifen. Sein Gehirn übersetzte so gut wie möglich.
Wo befinden sich jene, die bei euch waren? Wie konntet ihr dem Transport in die Vernichtung entweichen und euch zerstreuen?
»Das erste wüßte ich selbst gern, und das andere werde ich euch nicht auf die Nase binden«, sagte Gryf laut und wußte, daß die Meeghs es in seinen Gedanken erkannten. Es war ihre Art, sich nicht mit Worten zu verständigen. Wie ihre Verständigung genau zustande kam, wußte niemand genau. Telepathie war es jedenfalls nicht, wenigstens nicht in dem Sinn, wie die Menschen sie
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