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0251 - Der Erbe des Bösen

0251 - Der Erbe des Bösen

Titel: 0251 - Der Erbe des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sich, die Anlage zu zerstören. Vielleicht konnte man sie einmal benutzen…
    Leonardo trat an das große Fenster und sah hinaus.
    »Das alles ist mein Land… Das und noch viel mehr! Soweit die Gedanken reichen«, murmelte er.
    Er wandte sich wieder um.
    Das Zimmer geñel ihm nicht. Es war ihm zu kühl, strahlte zuwenig der höllischen Persönlichkeit aus, die ihn selbst umgab. Er verließ es und sah, wie die Tür sich selbsttätig schloß. Kurz flammte das Interesse in ihm auf, erlosch aber sofort wieder, als er erkannte, daß auch hier nicht Magie, sondern raffinierte Technik im Spiel war.
    Es gab im Château Montagne einen großen Saal, der ihm einst als Thronsaal diente. Zamorra pflegte dort nur noch größere Empfänge zu geben und Feste zu feiern, wenn er die Menschen aus dem Dorf einlud und es für eine Freiluftveranstaltung im Park zu kühl oder zu regnerisch war.
    Die Menschen aus dem Dorf, ihnen würde sich auch Leonardo widmen. Aber nicht so, wie Zamorra es tat, sondern in seinem alten Stil…
    Er betrat den Saal. Wie er es erwartet hatte, war der Thron fort. Er existierte schon seit Jahrhunderten nicht mehr.
    Leonardo grinste.
    »Ich brauche Sklaven«, sagte er. »Sklaven, die mich bedienen, und Sklaven, die mir in diesem Saal einen neuen Thron errichten.«
    Seine Skelett-Krieger kamen dafür nicht in Frage. Die waren Soldaten, keine Arbeiter. Ihr Handwerk war das Töten.
    »Sucht das Dorf heim«, befahl Leonardo. »Verkündet den Beginn meiner Herrschaft. Und bringt mir Sklaven, die für mich hier im Châteu zu arbeiten haben. Sofort!«
    Die Skelett-Krieger gehorchten. Wenig später schon sprengte eine Horde wilder, knöcherner Reiter über die Zugbrücke und über die Felder hinunter zu dem kleinen Dorf, das unten im Tal direkt an der Loire lag und noch nicht ahnte, daß eine neue, böse Zeit angebrochen war…
    ***
    Kerr starrte die Wände an.
    Früher einmal hatte das Zimmer, in dem er sich befand, ein Fenster besessen. Auch eine Tür. Er wußte es, denn er hatte es selbst schon bewohnt. Damals war er Zamorras Gast gewesen.
    Jetzt war er Leonardos Gefangener.
    Schwarze Magie hatte das Fenster geschlossen. Kalter, nackter Stein befand sich jetzt dort. Die Tür gab es seit dem Moment nicht mehr, in dem die beiden Skelett-Krieger das Zimmer wieder verließen, in das sie ihren Gefangenen schleiften. Auch dort war jetzt Höllenzauber. Stein auf Stein, eine undurchdringliche Barriere.
    An der Wand steckte in einer Halterung eine blakende und qualmende Pechfackel, die wenig Licht gab und dafür zitternde Schatten über die Wände tanzen ließ. Anstelle des bequemen Gästebettes gab es hier nur noch eine kahle, harte Pritsche mit einer dünnen Decke.
    Kerr konnte nur immer wieder den Kopf schütteln.
    Offenbar hatte Leonardo sich das alte Verlies noch nicht näher angesehen, aber diese Kammer reichte vollkommen. Es war erstaunlich, wie leicht es dem Schwarzmagier fiel, das Zimmer so total zu verwandeln. Kerr fürchtete, daß Leonardo nach und nach das gesamte Schloß auf mittelalterlich trimmen würde.
    Möglich schien ihm alles zu sein.
    Kerrs Druidensinne waren immer noch geblockt. Er vermochte weder Gedanken zu lesen noch aus der Zelle zu entkommen. Er war und blieb gefangen.
    Aber er hatte nicht vor aufzugeben. Er mußte irgendwie ñiehen und Zamorra, wenigstens aber Merlin warnen. Möglicherweise ahnte Merlin noch nicht einmal, welches Drama sich hier abspielte.
    Raffael…
    Kerr wußte nicht, was mit dem alten Mann geschehen war. Ihre Wege trennten sich, Raffael wurde weitergeschleift. Kerr hatte die Wände abgeklopft in der Hoffnung auf Antwort, aber Raffael mußte entweder mehrere Zimmer weiter entfernt oder in einem anderen Teil des Schlosses eingekerkert worden sein.
    Weiter brannnte die Fackel.
    Kerr erhob sich wieder von der Pritsche. Erneut ging er dorthin, wo früher einmal das Fenster war, und tastete es ab. Nach wie vor war der Stein massiv.
    Kerr überlegte.
    Das Gästezimmer hatte sich total verändert. Nichts mehr von der ursprünglichen Einrichtung war vorhanden. Auch nicht das Waschbecken in einer Nische, das Zamorra hatte anlegen lassen, damit Besucher nicht für unbedeutende Kleinigkeiten zwanzig Meter über den Korridor zum Gäste-Bad laufen mußten.
    Plötzlich kam Kerr eine Idee.
    Dort grenzten zwei Zimmer aneinander. Und es gab nur eine Leitung mit einem Doppelanschluß. Was lag näher, als daß diese kleine Nische ein Mauerdurchbruch sein mußte, nur mit einer dünnen Holzwand

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