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0254 - Die Geistersonne

Titel: 0254 - Die Geistersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geradeheraus.
    Der Telepath blickte dem Kommandanten der CREST III in die Augen. Er las dort die gleichen Gedanken und Gefühle, die auch ihn bewegten. Gleichzeitig aber flackerte im Hintergrund von Rudos Augen noch etwas anderes: der nur mühsam gebändigte Zorn auf alles, was sich gegen die dringend erforderliche Hilfsaktion verschworen hatte. Am liebsten hätte der Epsaler die fremden Schiffe einfach vernichtet, erkannte Marshall. Doch das war keine Lösung im Sinne terranischer Politik.
    „Es sieht nicht schlecht aus", sagte Marshall zurückhaltend.
    „Neunundsiebzig Prozent Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Fremden nur neugierig waren. Ihre unsicheren Manöver hält die Positronik für den Beweis, daß ihr Interesse an uns sich mit der Furcht vor einer unbekannten Gefahr die Waage hält. Nachdem wir verschwunden waren, werden sie ihren ursprünglichen Kurs wieder eingeschlagen haben."
    Rudo atmete sichtlich erleichtert auf.
    „Dann steht einer Rückkehr ins Smaragd-System also nichts mehr im Weg?"
    „Nein - falls wir die nötige Vorsicht walten lassen, Oberst."
    „Vorsicht ...!" grollte der Epsaler mit seiner dröhnenden Stimme.
    „Das Leben des Chefs hängt vielleicht davon ab, daß wir ihm schnellstens zu Hilfe kommen. Und Sie reden von Vorsicht! - Verzeihen Sie bitte, Sir", fügte er hinzu, als er Marshalls verweisenden Blick bemerkte. „Ich habe mich gehen lassen."
    „Vergessen Sie es!" Der Telepath winkte ab. „Ich teile Ihre Besorgnisse durchaus. Aber mit überstürzten Maßnahmen helfen wir dem Chef nicht. Wir unternehmen folgendes: Linearflug bis zum Rand des Smaragd-Systems. Dort stellen Sie fest, ob sich noch Fremde in der Nähe aufhalten. Wenn das nicht der Fall ist, gehen wir im Zwischenraum bis dicht an Bengal heran und greifen unmittelbar mit der CREST in die Geschehnisse ein."
    Cart Rudo salutierte. Seine gewaltige Stimme schallte durch die ganze Schaltzentrale, als er erwiderte: „In einer halben Stunde stehen wir vor Bengal, Sir. Dann sollen diese hinterlistigen Paddler ihr blaues Wunder erleben!"
    „Oberst Rudo!" sagte John Marshall mit schneidender Stimme.
    „Sie werden weder die Paddler noch sonst jemanden angreifen, falls die Lage uns nicht dazu zwingt. Haben wir uns verstanden?"
    Rudo senkte seinen massigen Schädel.
    „Jawohl, Sir!"
    „Dann gehen Sie jetzt!"
    Oberst Rudo hatte den Ausgang der Schaltzentrale schon erreicht, als Marshall ihn noch einmal zurückrief.
    „Lassen Sie aber auf alle Fälle den Start der Moskitos und Korvetten vorbereiten, Oberst." Er lächelte kalt. „Wenn es nötig sein sollte, werden wir kompromißlos vorgehen ..."
    In Rudos Augen trat ein glitzerndes Leuchten. Der Koloß von Epsal wandte sich ruckartig um und stürmte in die Kommandozentrale.
    Sekunden später begannen die Kraftwerke innerhalb des Schiffsgiganten ihr brüllendes Lied. Die CREST III beschleunigte mit Höchstwerten, während sie sich in den grünen Hochenergie-Überladungsschirm hüllte.
    Zehn Minuten später begann Kalup Izu arbeiten. Er riß das Ultraschlachtschiff in den Zwischenraum jenseits der natürlichen Realitäten. Die Panoramabildschirme erloschen. Dafür erhellte sich der Reliefschirm. An seinem oberen Rand huschte eine rötlich glimmende Scheibe vorüber, eine nur zehn Lichttage entfernte Riesensonne. Danach bedeckte sich der Schirm mit wesenloser Dunkelheit. Cart Rudo mußte sein Schiff praktisch im Blindflug durch den Zwischenraum navigieren. Die ungeheure Materiedichte der Dunkelwolke machte die hochwertigen Relieftaster nahezu wirkungslos.
    John Marshall zündete sich eine Zigarette an und bemerkte verwundert das leichte Zittern seiner Hände. Unwillig zog er die Stirn kraus. Sein Verstand sagte ihm, daß Rhodans Lage durchaus nicht hoffnungslos war.
    Es hatte während seines langen Lebens viel bedrohlichere Situationen gegeben, und sie alle waren gemeistert worden.
    Außerdem war Perry Rhodan nicht allein. Mit solchen fähigen Leuten und Freunden wie Atlan, Tolot, Gucky und Baar Lun sollte er sich gegen schiffbrüchige Paddler behaupten können.
    Doch es beruhigte ihn nicht, daß er sich das immer wieder sagte.
    Zornig über sich selbst warf er die kaum angerauchte Zigarette auf den Boden und trat sie aus.
    Leise stellte er sich hinter den Epsaler. Cart Rudo hatte So viel mit der Steuerung des Schiffes zu tun, daß er den Telepathen nicht bemerkte. Mit unerschütterlicher Ruhe gab er seine Anweisungen über den Interkom. Aus vielen Lautsprechern plärrten die

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