0254 - Geister-Party
befahl der Boß von der Gang zweien seiner Leute. Knurrend drehten sich zwei wandelnde Kleiderschränke um und stapften in Richtung der beiden heranlaufenden Gegner.
Der vorher schon nicht sehr intelligent wirkende Gesichtsausdruck der beiden wurde noch viel dümmer, als Zamorra und Nicole heran waren. Während Nicole ihren Gegner mit einem Judoüberwurf mattsetzte, explodierte die Faust Professor Zamorras am Kinn des anderen. Schlagartig verschwand darin die wilde Angriffswut. Selig wie ein Kind, das den Weihnachtsmann sieht und unverständliche Worte lallend fiel der Halunke um wie ein Mehlsack.
» Bonne nuit! – Gute Nacht!« wünschte der Meister des Übersinnlichen.
» Hell and damnation! « fluchte der Anführer der Banditen, während der Gentleman sich immer noch einen Meter weiter abgesetzt hatte und mit kalter Gleichgültigkeit seinen Angreifern entgegen sah.
» Verschwinden Sie! Lassen Sie den Mann in Frieden! « Professor Zamorras Stimme klirrte wie zerplatzendes Glas.
»Seid ihr Bullen in Zivil?« kam aus der Reihe der Gangster eine Frage.
»Nein, Monsieur Ganove!« erklärte Nicole mit honigsüßem Lächeln. »Wir wollen nur das nachholen, was Ihre Eltern seinerzeit versäumt haben, wenn Sie nicht schleunigst von hier verschwinden.«
»Heute ist nämlich ein großer Feiertag!« schaltete sich Zamorra ein. »Es ist der Festtag der Prügel – und bei Strolchen wie euch werden wir den mit ganz besonderer Hingabe begehen!«
»Drauf! Stopft ihnen das Maul!« brüllte der Anführer. Die Gang gehorchte augenblicklich. Heulend griffen sie an.
Sekunden später tobte um Professor Zamorra und Nicole Duval der Strudel des Kampfes. Beide hatten alle Hände voll zu tun, sich der zahlreichen Angreifer zu erwehren.
Die Fäuste des Parapsychologen fanden ihr Ziel und schleuderten die Angreifer zurück. Nicole Duval entfachte ein Judo- und Karatefeuerwerk, daß die Gegner um sie herum purzelten.
»Warum flieht er nicht?« fragte sich Professor Zamorra, als er durch den Wirbel des Kampfes sah, daß sich der Gentleman immer noch keinen Zoll zur Seite bewegt hatte.
Wie eine Wachspuppe der Madame Tussaud stand er da. Sein im Halbdunkel liegendes Gesicht war unkenntlich. Befremdet sah Zamorra, daß er immer noch die Finger auf den Verschlüssen seines Diplomatenköfferchens liegen hatte.
Dieser kurze Moment der Unaufmerksamkeit gab einem der Gegner eine Chance, die er sofort ausnutzte. Mit den Fäusten war ein solcher Kämpfer nicht zu besiegen. Professor Zamorra hörte das Zischen in der Luft. Seine in zahllosen Kämpfen geschulten Reflexe ließen den Körper nach vorne schnellen. Der herabsausende Totschläger traf daher nicht den Hinterkopf, sondern die Wirbelsäule.
Glühendroter Schmerz raste im Körper des Parapsychologen auf. Schlagartig überfiel ihn eine totale Lähmung. Sofort nutzten die Halunken ihre Chance. Während Professor Zamorra schmerzgekrümmt am Boden lag, warfen sich mehrere der Männer über ihn. Wenig später war er mit seinem eigenen Schlips gefesselt.
Auch Nicole Duval hatte Pech. Einem der von ihr niedergeschlagenen Banditen war es gelungen, seine Hände um ihre Beine zu legen und sie zu Boden zu reißen. Das Halstuch aus indischer Seide, das sie trug, erwies sich auch als Handfessel recht haltbar.
Ohnmächtig vor Zorn mußte Professor Zamorra miterleben, wie man sie ausraubte. Wieder einmal dankte er seiner Vorsicht, daß er alle Wertsachen und die Scheckbücher im Hotelsafe einschließen ließ. Wütendes Knurren ringsumher. Das wenige Geld war kaum genug, dafür ausreichend Whisky zu kaufen, um den Schmerz der Prügelei zu betäuben. Denn da, wo Zamorra und Nicole hingelangt hatten, tat es weh.
»Machen wir sie alle!« schlug einer vor.
»Kommt nicht in Frage!« brummte der Boß. »Unser ›Kunde‹ war so dämlich, sich nicht zu verdrücken. Er will doch tatsächlich sein Geld zur Unterstützung der Londoner Unterwelt stiften. Stimmts, Großvater? Das willst du doch, oder?«
»Sie haben mich gefälligst mit ›Eure Lordschaft‹ anzureden, junger Mann!« kam es tadelnd in gestochenem Oxford-Englisch. Professor Zamorra zuckte zusammen. Diese Stimme kannte er.
»Wenn du die große Klappe hast, liegst du gleich neben den beiden!« drohte ein anderer Gangster, dessen Gesicht an die Visage einer Ratte erinnerte. »Dich machen wir noch alle, bevor die Bobbys hier sind!«
»Welch vulgärer Ton hier herrscht!« mokierte sich der Gentleman und zog die Brauen hoch. »Große Queen
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