0258 - Der Raub der Broadway-Königin
Verschlafene Menschen rissen die Fenster auf und schr ien durcheinander. Der Krawall ging den Gangstern anscheinend selbst an die Nieren. Auf jeden Fall schalteten sie auf Vorwärtsgang und rauschten ab.
Am Sonnabend waren wir um 9 Uhr wieder im Office versammelt. Als erstes erhielt ich einen Anruf von der Vermißtenstelle der City-Police. Die Eltern des toten Jungen hatten sich gemeldet. Er hieß Billie Domps und stammte aus Bronx. Man hatte die bedauernswerten Menschen zur Morgue geschickt. Ich schüttelte mich bei dem Gedanken daran, was sie durchgemacht haben mußten, als sie an der Leiche ihres Kindes standen.
Gegen 10 Uhr erschienen die Laine-Mädchen. Phil ging mit ihnen zum Erkennungsdienst, um mit ihnen die Kartei durchzublättern. Sie erkannten tatsächlich noch einen der Entführer. Es handelte sich um den dreißigjährigen Ricky Bigger aus New York. Wieder einmal ein Einzelgänger, der auch schon allerhand auf dem Kerbholz hatte. June Holland hatte ihn auch schon identifiziert als den, Mann, der mit Mockon zusammen den Privatdetektiv Clive Wynter überwältigt hatte, um später zu verschwinden.
Wir ließen sofort eine Fahndung anrollen, denn nun brauchten wir ja keine Rücksicht zu nehmen. Den Laine-Mädchen konnte kaum noch etwas passieren. Wir wünschten ihnen einen guten Rückflug nach Hollywood und waren froh, als sie gegangen waren.
Kurz darauf klingelte das Telefon schon wieder. Jimmy Reads hing an der Strippe.
»Hallo, Jimmy? Was liegt an?«
»Hallo, Jerry! Ich wollte nur melden, daß Archie Latter soeben ein Haus in der Irwin Street betreten hat. Walter beobachtet es weiter, während ich telefoniere.«
»Irwin Street? Der Name kommt mir so bekannt vor, Jimmy. Welche Nummer ist es denn?«
»Nummer 11. Die Irwin Street liegt in Brooklyn, im Sheepshead Bay-Bezirk. Kannst du damit etwas anfangen?« Ich überlegte angestrengt. Die Adresse kam mir wirklich bekannt vor, aber ich konnte mich nicht erinnern, in welchem Zusammenhang.
»No, Jimmy, im Moment nicht. Bleibt auf dem Posten! Alles was mit dem Sheepshead Bay-Bezirk zusammenhängt, ist wichtig. Das ganze Treiben im Laine-Fall läßt darauf schließen, daß es der Mittelpunkt der ganzen Affäre ist. Am besten setzt sich derjenige von euch, der gerade abgelöst worden ist, in irgendein Lokal, das telefonisch zu erreichen ist. Habt ihr so etwas auf Lager?«
»All right, Jerry. Gegenüber ist eine Espresso-Bar. Ich frage nach der Telefonnummer und rufe noch einmal an.«
»Okay, Jimmy.«
Kaum hatte ich den Hörer aufgelegt, als es schon wieder klingelte. Es war eine Dame aus unserer Vermittlung.
»Mr. Cotton? Ein Gespräch vom New York-Hospital. Ich verbinde!«
Ich hörte eine tiefe, sonore Stimme. »Mr. Cotton?«
»Yes, hier Cotton.«
»Hier spricht Dr. Jamison. Es handelt sich um einen der Gangster, die bei dem Zusammenstoß am Washington Square verletzt wurden. Es geht mit ihm zu Ende. Kommen Sie bitte so schnell wie möglich. Er will Sie sprechen. Mit den Cops, die hier die Bewachung übernommen haben, will er nichts zu tun haben. Es eilt allerdings sehr.«
»All right, Doc. Bin schon unterwegs. Vielen Dank für den Anruf.«
Ich legte auf und verständigte Phil. Ich bat ihn, Jimmy Reads’ Anruf abzuwarten und die Telefonnummer der Espresso-Bar zu notieren. Er sollte sich auch einmal für die Adresse interessieren, die mir im Kopf herumspukte. Dann raste ich los.
Die 69th Street mündet genau bei der Einfahrt des Hospitals. Mit dem Jaguar war das eine Sache von zwei Minuten. Für den Weg bis zu dem betreffenden Zimmer brauchte ich noch einmal fünf Minuten. Dennoch kam ich zu spät. Ich sah es schon an den Gesichtern der Cops.
»Schon vorbei. Mr. Cotton«, meinte einer.
»Hat er noch etwas gesagt?« fragte ich gespannt.
Er nickte. »War allerdings nur wirres Zeug. Er sprach von heute Nachmittag. Dann bekam er einen Blutsturz oder so etwas Ähnliches. Wir dachten schon, er wäre hinüber, aber er kam wieder zu sich und riß sich zusammen. Das Sprechen fiel ihm sehr schwer. Ich verstand Ozone Park und gelbe Lederhandschuhe. Zuletzt flüsterte er nur noch. Dabei war wirklich nichts mehr zu verstehen.«
Ich nickte. »Schon gut! Ich werde mich dafür interessieren. Vielleicht ist das Aufgeschnappte wichtiger, als Sie denken.«
Ich winkte den Cops und dem Doc zu und trat den Rückmarsch an. Im Office nahmen wir uns den Stadtplan vor. Ozone Park war ein Wohnviertel von Queens. Nachdenklich starrte ich auf den Plan.
»Das wäre eine
Weitere Kostenlose Bücher