0258 - Der Raub der Broadway-Königin
zurück.
»Stammen aus ein und derselben Waffe.«
»Richtig«, trumpfte ich auf. »Eine stammt aus der Schläfe Ricky Biggers und die andere fanden wir im Körper Lefty Hammonds.«
»Was? Das heißt ja…«
»… daß der Mörder beider Männer kein anderer ist als Hulls Privatdetektiv und Sekretär Clive Wynter«, vollendete ich seinen Satz.
Lange Pause. Phil brauchte einige Zeit, um das zu verdauen.
»Dann war es also keine Notwehr?« Ich schüttelte den Kopf. »No, Phil! Der Urheber aller Verbrechen hat Lefty Hammond in Hulls Villa geschickt, um ihn dort von Wynter erschießen zu lassen.«
»Und wer hatte diesen teuflischen Plan gehabt, Jerry? Doch nicht etwa Cedric Hull?«
Ich lächelte. »Es gibt einige Leute, die dafür in Frage kommen, Phil. Du hast die freie Auswahl zwischen Hull, Latter, Wynter und Stöthart.«
»Stohart?« fragte Phil. »Ist das nicht der Besitzer der Geisterbahn?«
»Yes! Du wirst den Namen des wahren Teufels in Menschengestalt noch früh genug erfahren. Genau gesagt, Dienstag nacht.«
Er sah mich brummig an, aber ich blieb hart. Den Clou wollte ich mir nun einmal aufheben. Als Price gegangen war, verabschiedete ich mich von ihm.
»Der Chef hat mich bis heute abend beurlaubt, Phil. Mach’s gut, alter Junge und überarbeite dich nicht!«
Ich ließ ihn mit seinen Gedanken allein und ging zum Hof hinunter, wo mein Jaguar stand. Dann fuhr ich nach Hause und schrieb folgenden Brief:
Ich habe jetzt genug. Du hast so viel an der Sache verdient, daß du mir ohne Zögern etwas davon abgeben kannst. Mein Anteil erscheint mir nach reiflicher Überlegung zu gering. Ich will mich nach Südamerika absetzen und brauche 250 000 Dollar, um ein neues Leben zu beginnen. Du warst zwar immer sehr geschickt, dennoch weiß ich genau, daß dein Bruder damals keinen Selbstmord begangen hat. Du hast ihn umgebracht und die Tat als Selbstmord getarnt. Das kann dich auf den Elektrischen Stuhl bringen. Denke daran und komme Dienstag nacht um 2 Uhr zur Geisterbahn! Ich warte dort auf dich. Als Treffpunkt gilt das Skelett an der zweiten Kurve.
Ich schrieb diesen Brief mit der Maschine und legte ihn ohne Anrede und Unterschrift in ein Kuvert. Dann verstaute ich ihn in der Jackettasche und genehmigte mir einen Drink.
Um 18 Uhr fuhr ich zum Distriktsgebäude zurück, wo Walt Storbing schon auf mich wartete. Er war unser Fachmann für Schlösser aller Art. Vom einfachen Vorhängeschloß bis zum raffiniertesten Safeschloß gab es für ihn keine Rätsel. Wir fuhren durch Brooklyn zur Flatbush Avenue. Hinter der Pelican Street, gegenüber den Golfplätzen, gibt es ein Parking-Areal. Dort stellten wir den Jaguar ab und gingen bis zur Pelican Street zurück, um uns in die Büsche des Marine Parks zu schlagen. Dann beobachteten wir die Straße.
Kurz vor 20 Uhr sahen wir Wynters blauen Thunderbird. Er kam von der Pelican Street her und bog in die Flatbush Avenue ein, Richtung Innenstadt. Wir verließen unser Versteck und überquerten die Straße. Auf der anderen Seite kletterten wir über die Umzäunung der Golfplätze und spielten Schweigemarsch. Es dauerte geraume Zeit, bis wir den Garten der Hinterfront von Hulls Villa erreicht hatten. Alles war dunkel.
Wir stiegen über den Zaun und näherten uns dem Hause. Die Schlösser waren für Storbing kein Problem. Nach zehn Minuten standen wir in der Bibliothek. Ich ließ den Lichtstrahl meiner Taschenlampe über die Möbel geistern und legte sie dann auf eine Ecke des Schreibtisches. Ihr Lichtkegel war auf die Glasvitrine mit dem Buddha gerichtet. Dann ging ich zur Terrassentür und zog die Vorhänge zurück. Als ich die Tür geöffnet hatte, kam ich in die Bibliothek zurück und sah mich um. Es war genauso, wie ich es mir gedacht hatte. Wenn die Lampe so gelegen hatte, und das hatte Wynter im Protokoll angegeben, dann konnte er gar nicht gesehen haben, daß Lefty Hammond, der ja schon auf der Terrasse im Dunkeln stand, eine Waffe gezogen hatte.
Für meine Begriffe war Lefty gar nicht erst in die Bibliothek hereingekommen. Die Terassentür war, laut Protokoll, in dieser Nacht nicht verschlossen. Warum eigentlich nicht? Bei den Wertgegenständen, für deren Bewachung Hull extra einen Detektiv eingestellt hatte?
Man hatte sie mit voller Absicht offengelassen, um Lefty beim Eintreten zu erschießen. Dieser Plan war geglückt und die ganze Notwehrgeschichte nur ein Märchen gewesen, auf das wir auch prompt hereingefallen waren.
Mach dieser Erkenntnis wurde ich recht
Weitere Kostenlose Bücher