0258 - Die Mikro-Henker
vermutet, die die Raumakademie Terrania ihm im Personalbogen bescheinigt hatte.
„Also, Leutnant", begann Rhodan, „ich habe einen Auftrag für Sie. Es geht darum, im Eiltempo ein feindliches Schiff zu entern und für die Sicherheit eines terranischen Kommandos von fünfhundert Spezialisten zu sorgen ..."
4.
Leutnant Son Hunha blickte nervös auf die Wände der Hangarschleuse, die das grüne und rote Licht der zuckenden Positionslampen reflektierten.
Weshalb, so fragte er sich, mußten diese Lampen innerhalb der Schleuse überhaupt brennen? Draußen im Raum wurden sie ohnehin ausgeschaltet - jedenfalls im feindlichen Gebiet.
Doch davon erlosch das Licht nicht.
Son zwang sich zur Ruhe und musterte die Männer, die sich mit ihm in der Zentrale der KC-99 aufhielten. In den Laderäumen drängten sich weitere vierzig schwerbewaffnete Leute des Enterkommandos. Insgesamt waren sie fünfzig.
Neben ihm stand der Zwei-Meter-Riese Ische Moghu, ebenfalls Leutnant wie er selbst. Son hatte ihn ausgesucht, weil sie gemeinsam ein- und derselben Ausbildungsgruppe der Raumakademie angehört hatten. Ische Moghu war Afro-Terraner. Seine Gutmütigkeit wurde schon in der Akademie oft ausgenutzt.
Dennoch hatte Ische seinen Glauben an das Gute im Menschen nie verloren. Er lachte gern und viel. Bei Einsatzübungen hatte er sich als wagemutiger Draufgänger hervorgetan.
Ganz anders war dagegen Hunhas linker Nebenmann. Leutnant Drav Hegmar war in der Raumakademie Enzaly auf Goszul ausgebildet worden. Dort kamen die Töchter und Söhne der Terraner hin, die in den Handelsniederlassungen, den Garnisonen und den wissenschaftlichen Instituten des Solaren Imperiums auf dieser ehemaligen Kolonialwelt der Springer beschäftigt waren. Außerdem wurden ab und zu Eingeborene aufgenommen.
Die auf der Enzally-Akademie herrschende Atmosphäre hatte Drav Hegmar zu einem Mann mit übersteigertem Ehrgeiz werden lassen. Der dunkle Kolonialterraner war schlank, sportlich und überaus intelligent. Das, was an seinem Ehrgeiz unsinnig und schädlich für das Zusammenleben mit den Kameraden war, würde sich mit der Zeit abschleifen - so hatten jedenfalls die Offiziere der alten CREST gemeint, als sie Leutnant Hegmar zur Besatzung der neuen CREST einteilten.
Son Hunha hätte Hegmar lieber nicht ins Enterkommando aufgenommen. Doch Ische Moghu hatte si ch für ihn verwendet - und dem gutmütigen Riesen konnte Son keine Bitte abschlagen.
„Achtung!" krachte Rhodans Stimme aus dem Interkom-Lautsprecher. „Der Tefroder hat seinen Widerstand eingestellt. Es ist anzunehmen, daß die Besatzung durch Beschuß mit den Narkosestrahlern betäubt ist. Leutnant Hunha! Ihre Korvette wird in etwa zehn Minuten ausgeschleust."
„Jawohl, Sir!" Der Marsianer schrie vor Aufregung ins Mikrophon. „Hier ist alles bereit."
Im Gegensatz zu Perry Rhodan verband Son Hunha keine Erinnerung mit dem Begriff Narkosestrahler.
Er wußte, woher diese Waffe stammte und wie sie wirkte; das war alles. Und es genügte für ihn. Das tefrodische Raumschiff war ohne Schutzschirme gewesen. Demzufolge konnte nicht nur angenommen werden, daß die Besatzung betäubt war - es war so gut wie sicher! Narkosestrahler sandten hyperfrequente Schwingungen aus, die augenblicklich eine Lähmung der betroffenen Gehirnzeilen bewirkten.
Der Leutnant klappte den Helm so nach vorn, daß er nur lose auf dem Dichtungswulst auflag. Danach schaltete er den Helmtelekom ein. Nunmehr konnte seine Stimme überall in der KC-99 gehört werden, denn zum Empfang brauchte man den Heim nicht herunterzuklappen.
„Achtung! Leutnant Hunha an Enterkommando!" Son befeuchtete die trocken gewordenen Lippen. Er bemerkte, daß Drav Hegmar ihm einen ironischen Blick zuwarf und wurde nervös. Lauter als nötig fuhr er fort: „Sobald das Startzeichen ertönt, haben sich alle, die keinen Sitzplatz bekamen, flach auf den Boden zu legen. Gespräche über Helmfunk werden nicht geführt. Die Helme werden nach dem Start selbstverständlich geschlossen. Sobald wir angelegt und uns Eingang in den tefrodischen Kreuzer verschafft haben, gehen die einzelnen Gruppen wie eingeteilt vor. Leutnant Moghu übernimmt die Gruppe Maschinenleitstand, Leutnant Hegmar die Gruppe Feuerleitzentrale und ich selbst die Gruppe Kommandozentrale."
„Wer besetzt die Lebensmittelkühlräume?" fragte eine helle Stimme.
Gelächter brandete in Sons Empfänger auf. Er errötete und spürte wieder Hegmars spöttischen Blick auf sich geheftet.
„Wer
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