0258 - Die Mikro-Henker
war das?" fragte er schärfer, als er ursprünglich beabsichtigt hatte.
„Sergeant Drube, Sir", kam es ein wenig zögernd.
„Da Sie so großes Interesse an den Versorgungseinrichtungen eines Raumschiffes zeigen, Sergeant, melden Sie sich nach beendetem Einsatz bei Major Bernard. Der Hauptzahlmeister führt demnächst eine Inventur durch, soviel ich weiß."
Erneut toste Gelächter aus dem Helmempfänger. Doch diesmal war es nicht Schadenfreude, sondern Beifall für ihn, Son Hunha.
Selbst in Drav Hegmars Gesicht spiegelte sich etwas wie Achtung wieder.
Ische Moghu grinste über das ganze Gesicht Im letzten Augenblick besann er sich, daß Son bei diesem Einsatz sein Vorgesetzter war, und zog die zu kameradschaftlichem Schulterschlag erhobene Hand zurück.
Die angekündigten zehn Minuten waren noch nicht ganz vorüber, da meldete sich der Großadministrator erneut über Interkom.
Achtung, Leutnant Hunha! Der feindliche Kreuzer liegt treibend neunzigtausend Kilometer voraus.
Starten Sie - und Hals- und Beinbruch!"
„Danke, Sir" erwiderte Hunha. „Wir starten!" Er nickte dem Piloten zu. Die Maschinen des 60-Meter-Beibootes begannen zu rumoren. Noch arbeiteten sie nur im Leerlauf. Das würde sich ändern, sobald das Abstoßfeld sie in den Raum geschossen hatte.
Er nahm auf einem Notsitz Platz. Die Anschnallgurte zuckten aus den Schlitzen und schlangen sich fest um seinen Körper.
„Achtung...!" erklang die Stimme des Offiziers, der den Ausschleusvorgang leitete. „Start ...!"
Ruckartig öffnete sich das gewaltige Außenschott. Die Außenbordmikrophone übertrugen das Brüllen stoßartig entweichender Luft. Dann schoß die KC-99 mit gewaltigem Ruck auf den finsteren Ausschnitt des Schleusentores zu. Das Brüllen erlosch.
Im Frontschirm tauchte ein matt schimmernder Kugelkörper auf.
*
Das stählerne Kugelgebilde glänzte matt im Licht der nahen Sonne Atrun. Oberhalb des Triebwerksringwulstes hob sich in silbrigen tefrodischen Buchstaben das Wort ASKAHA ab, der Name des Raumkreuzers.
Son Hunha konnte den Namen lesen. Ihm und den meisten anderen Besatzungsmitgliedern der CREST war durch Hypnoschulung das „Tefroda" in Sprache und Schrift beigebracht worden. Der Paddler Kalak hatte die entsprechenden Memobänder zur Verfügung gestellt.
Aus achtzehn Kilometern Entfernung war auch ohne Sektorenvergrößerung das zwanzig Meter durchmessende Einschußloch eines Impulstreffers zu erkennen. Es lag dicht unterhalb des äquatorialen Ringwulstes. Der Schußkanal mußte mitten durch die wichtigsten Maschinenräume führen. Dieser Treffer schien verantwortlich für den Ausfall des Halbraumfeldes zu sein, denn andere Beschädigungen waren nicht zu sehen. Da die ASKAHA sich kurz zuvor noch mit eigener Kraft bewegt hatte, konnten die Schäden kaum allzu schwer sein, was die Triebwerksaggregate anging.
Leutnant Hunha befahl dem Piloten der KC-99, die ASKAHA einmal zu Umrunden. Er glaubte zwar nicht, daß sie eine offene Schleuse finden würden. Dennoch mußte der Versuch gemacht werden.
Die Korvette wurde hart aus dem Kurs gerissen, als die Backbordtriebwerke zu arbeiten begannen.
Gleich einem davongeschlagenen Ball trieb das Beiboot scharf nach Steuerbord. In sanftem Bogen führte es der Pilot daraufhin wieder zur treibenden ASKAHA zurück und setzte zur ersten Umrundung an.
In diesem Augenblick knackte es im Richtstrahl-Hyperkom.
„CREST an KC-99!" dröhnte es aus dem Lautsprecher. „Dreißig mittelschwere Maahk-Einheiten vier Lichtsekunden voraus. Sie sind eben aus dem Linearraum gekommen. Leutnant Hunha! Suchen Sie nicht länger nach einer offenen Schleuse; zerschießen Sie die Frachtschleuse mit Desintegratoren!"
Son brauchte dem Piloten des Beibootes keine Anweisungen zu geben. Der Mann handelte bereits. Mit voller Schubkraft der Fronttriebwerke verzögerte er die KC-99. Sie schaffte es nicht ganz. Bevor die Fahrt aufgehoben war, glitt sie bereits um die Wandung des Tefroderschiffes herum.
Die Lärmpfeifen der automatischen Ortungsalarmanlage schrillten. Auf dem Bildschirm des Hypertasters erschienen drei rasch anschwellende dunkelgrüne Reflexe: Walzenraumer der Maahks.
„Feuerleitzentrale!" rief Son Hunha in das Mikrophon seiner Helmfunkanlage. Er fühlte, wie eiskalte Ruhe über ihn kam. Wie weggewischt war alle Nervosität.
Der Feuerleitoffizier meldete sämtliche Waffenstände feuerbereit.
„Richten Sie die ü berschwere Transformkanone ein!" befahl Son. „Eröffnen Sie das Feuer,
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