0259 - Messalinas Höllentrank
Zamorra verblüfft. »Zum mindesten kann es die Reaktion der Kaiserin mindern. Verbergen wir uns hier, bis die Orgie ihren Höhepunkt erreicht. Erst muß die Hochzeitszeremonie zwischen Cajus Silius und Messalina vollzogen sein. Dann… erst dann wird sie zuschlagen!«
»Dann müssen wir da sein, es zu verhindern!« erklärte der Parapsychologe. »Ich hoffe, daß der Kaiser dann schon nahe genug ist!«
***
»… das ist nicht wahr! Sag, daß es nicht wahr ist, Calpurnia!« fuhr Kaiser Claudius die ältliche Frau an. Calpurnia war einst seine Haushälterin und Geliebte gewesen, als er noch nicht Kaiser, sondern ein weltfremder Gelehrter und ein verachteter Narr am Hofe des Caligula war. Kaiser Claudius vertraute dieser Frau vollständig.
»Diese Männer sagen die reine Wahrheit, Claudius!« erklärte Calpurnia. »Ich selbst habe die Vorbereitung der Orgie gesehen und hörte, daß die Opfer für die Hochzeit mit Silius vorbereitet wurden. Danach aber wird sich Messalina zur Alleinherrscherin aufschwingen. Durch die Macht ihres Trankes gehorchen ihr die wichtigsten Männer von Rom blind ergeben!«
»Auch die Prätorianergarde?« fragte Claudius, dem langsam bewußt wurde, in welcher Gefahr er schwebte.
»Ja, auch die Prätorianer!« nickte Polybos.
»Ja, bin ich denn überhaupt noch Kaiser?« fragte Claudius furchtsam.
»Wenn du dich feige aufgibst, bist du es bald nicht mehr!« rief Michael Ullich und drängte sich vor. »Rufe die Legionen vor den Toren der Stadt zu Hilfe. Sie werden dir gehorchen, denn Messalina hat die rauhen Krieger nie gemocht. Weder ein Soldat noch einer der Offiziere hat von ihrem Trank genossen. Mit den Legionen schlagen wir jeden Aufstand nieder!«
»Der Germane hat Recht, göttlicher Claudius!« sagte Narcissus. »Wir müssen eilen!«
»Die Sklaven sollen meine Sänfte bereit machen!« erklärte der Kaiser schwach.
»Die Sänfte ist zu langsam!« murrte Ullich.
»Der Germane hat schon wieder Recht!« sagte Narcissus. »Doch unser göttlicher Imperator ist durch sein Alter nicht mehr in der Lage, einen Gewaltritt durchzustehen!«
»Narcissus! Du bist mir immer ein treuer Freund gewesen!« sagte Claudius plötzlich und reichte seinem Sekretär einen länglichen Gegenstand, den er an einer Goldkette um den Hals trug. »Geh nach Rom und wirf den Aufstand nieder. Ich gebe dir alle Vollmachten - hiermit. Der Wille des Senates und des Volkes von Rom!«
»Das Staatssiegel! Er läßt Narcissus das Staatssiegel!« flüsterte Callistus. »Jetzt kann Narcissus zum Tode verurteilen, wen er will.«
»Zu den Pferden!« kommandierte der Geheimsekretär des Kaisers. »Sorge dich nicht, göttlicher Kaiser. Du wirst als Triumphator in Rom einziehen!«
Minuten später wirbelten die Hufe der Pferde über die Via Ostiense in Richtung auf Rom.
»Messalina darf auf keinen Fall zur Sänfte des Kaisers durchdringen!« erklärte Narcissus während des Gewaltritts. »Sie schafft es sonst, den wankelmütigen Claudius umzustimmen. Wenn sie das Ohr das Kaisers erreicht, ist unser aller Leben bedroht!«
»Keine Sorge! Das werden wir verhindern lassen!« brummte Polybos.
***
»Wo du bist, Cajus, da bin ich, deine Caja!« sagte Messalina die rituelle Trauungsformel. Damit war die Eheschließung mit Silius vollzogen.
Unter dem brausenden Jubel der Massen wurden Messalina und Silius vom Jupitertempel auf dem Kapitol zum Forum Romanum getragen. Vom Palatin aus beobachtete Zamorra den Triumphzug der Vermessenheit.
Agrippina schob sich an ihn heran. Sie wußte genau, daß sie nichts zu verlieren hatte. War Messalinas Macht gefestigt, bedeutete es ihren sofortigen Tod.
»Was wird sie unternehmen?« fragte Agrippina. »Wenn sie nun versucht, den Dämon in sich hervorbrechen zu lassen…?«
»Niemand weiß das so genau!« zuckte Professor Zamorra die Schultern. »Doch ich werde mich unter das Volk mischen um zur Stelle zu sein, wenn Scaurus versucht, die Macht an sich zu reißen!«
»Ich werde dafür sorgen, daß uns eine Person hilft, welche die Kaiserin tödlich haßt!« murmelte Agrippina. Doch da war Professor Zamorra bereits draußen.
Auf das Läuten einer Glocke erschienen zwei muskulöse, dunkelhäutige Sklaven, die Agrippina treu ergeben waren.
»Folgt mir!« befahl sie entschlossen. Sicher ging sie vor den Männern her zu den Treppen, die zu den palatinischen Verliesen führten. Einige größere Goldmünzen in schmutzige Hände häßlicher, pockennarbiger Aufseher gedrückt, öffneten ihr alle
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