026 - Bote des Grauens
mehr.
Laura hielt das Schreiben in zitternden Fingern. Sie vermochte nicht zu weinen. Ihre Augen waren heiß und trocken. Erst eine Stunde zuvor hatte sie einen anderen Brief bekommen.
„Ich kann wieder frei atmen. – Schaffen, heute Abend zu dir zu kommen. Ich liebe Dich.“
Und nun diese Worte, umso schrecklicher, weil sie ein ehrliches Mitgefühl verrieten.
„Im Kampf gefallen – ein tapferer und kühner Offizier – wir werden ihn vermissen – Ganz England wird mit Ihnen trauern.“
Irgendwie war sie die Treppe hinunter gestiegen. Sie wusste nicht, wohin sie wollte, aber sie fühlte, dass sie hinaus musste aus dem engen Zimmer, wenn sie nicht ersticken wollte.
Langsam, mit schweren Schritten ging sie die Strasse entlang. Plötzlich heulten die Sirenen, und die Menschen eilten in die Luftschutzkeller. Über die ganze Stadt verteilt, begannen die Flakgeschütze zu feuern. Laura blieb an der Ecke stehen, wo sie gerade war.
Ein heulendes Kreischen kam vom Himmel. Fallende Mauerbrocken und Donner erschütterten die Strasse. Zischendes Jaulen, so entsetzlich anzuhören wie die gleichzeitigen Todesschreie der Getroffenen, ließ die Luft erzittern. Knapp hinter Laura sackte eine Bombe direkt in einen Bunker und sandte die Menschen, die dort Schutz gesucht hatten, ins Reich des Todes.
Laura rührte sich nicht vom Fleck. Sie beobachtete starr das Wachsen der schwarzen Punkte hoch über ihr.
Dann kam die rächende Abwehr und verjagte die abendlichen Angreifer, bis die Stadt sich langsam wieder beruhigte.
Laura, die noch ahnungslos war, starrte fassungslos auf den Tod um sie herum.
ENDE
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