026 - Der Doppelgänger
morgen meiner Frau Verhaltungsmaßregeln. Wenn sie einen Kerl sieht, der mir aufs Haar gleicht und in das Haus eindringen will, während ich fort bin, muß sie ihn zuerst das Hemd ausziehen lassen - ich habe nämlich ein Muttermal auf meiner Schulter.«
Diana wandte sich an Bobby.
»Warum sollte er denn ausgerechnet hierherkommen?« fragte Bobby, obgleich er sehr wohl wußte, daß der Inhalt des Geldschrankes einen Besuch rechtfertigen würde.
»Das sagen die Leute immer vorher. Aber der Doppelgänger weiß stets, warum er kommt. Meine Frau meinte auch, warum er denn gerade zu uns kommen solle - sagen Sie einmal, was ist denn in dem Geldschrank? Doch nicht etwa wertvolle Dinge?«
»Da ist nicht viel drin«, erklärte Diana hastig. »Erzählen Sie uns doch noch etwas mehr von diesem Menschen.«
Mr. Superbus lächelte selbstgefällig.
»Ich bin die größte lebende Autorität über ihn«, erwiderte er bescheiden. »Er ist ein sehr gerissener Junge und arbeitet immer mit einem Mädchen zusammen. Ich weiß es nicht genau, aber nehmen Sie einmal an, daß sie seine Frau ist. Sie hat die Aufgabe, vorher den Mann auszuholen, den der Doppelgänger berauben will. Verstehen Sie mich?«
»Ja, sie ist so eine Art Lockvogel, die das Opfer auskundschaftet.«
»Nur auskundschaften?! Das versteht sie bestimmt aus dem Effeff. Aber es wäre viel leichter, Ihnen das alles zu erklären, wenn Sie eine verheiratete Frau wären.«
»Bilden Sie sich einmal ein, ich wäre das. Sie muß ihn natürlich sehr genau kennenlernen?«
»Ja, sie muß mit ihm eine Freundschaft - eine Art Verhältnis anfangen.«
»Ist das immer der Fall?« unterbrach ihn Bobby. »Den alten Smith haben sie doch auf diese Art und Weise nicht hereingelegt? Der ist doch schon fünfundsechzig!«
Mr. Superbus amüsierte sich.
»Aber natürlich! Die Leute von fünfundsechzig an sind ja oft die allertollsten! Mit denen können die Weiber machen, was sie wollen. Sie macht sich am liebsten an Denker heran. Sie kann sich sehr gut benehmen und hat eine gebildete Sprache - Sie wissen ja, wie guterzogene Damen reden.«
»Gibt sie sich als verheiratet aus?« fragte Diana.
»Ja, es ist immer ein Gatte im Hintergrund. Manchmal lebt er außer Landes, manchmal ist er in einer Irrenanstalt, auf jeden Fall ist er zunächst einmal nicht da.«
Bobby schwankte und hielt sich an der Tischkante fest. Glücklicherweise bemerkte es Diana in ihrer Aufregung nicht.
»Und wie geht die Sache weiter?« Diana war nervös geworden.
»Nun, sie sorgt dafür, daß er wegkommt. Sie lockt ihn irgendwohin, man kann es gar nicht anders nennen. Und während die beiden nun fort sind, erscheint der Doppelgänger als der Abgereiste, er hat genau seine Stimme, alle Einzelheiten sind bis ins letzte kopiert. Das Mädchen hat ja wochen- oder monatelang Zeit dazu, alles zu studieren und es dem Doppelgänger mitzuteilen. Verstehen Sie mich? Das habe ich alles selbst herausgebracht.«
»Ja, und was macht denn das Mädchen?« fragte Diana.
»Die zieht sich natürlich zurück. Sie schützt vor, daß ihr Mann unerwartet aus dem Ausland zurückgekommen ist, oder so etwas Ähnliches, aber sie richtet es schon so ein, daß das Opfer nicht nach Hause zurückkehren kann. Gewöhnlich hat er seinen Bekannten gesagt, daß er etwa vierzehn Tage fortbleiben wird, und dann kann er natürlich nicht ohne weiteres zurückkehren.«
»Das ist aber alles furchtbar gerissen eingefädelt«, sagte Diana entsetzt.
»Das habe ich auch immer behauptet«, erwiderte Mr. Superbus ernst. »Wenn sich ein Mann erst so weit mit einer Dame eingelassen hat -«
»Aber jedenfalls brauchen wir uns in dieser Beziehung keinerlei Sorgen über Mr. Selsbury zu machen.« Diana lächelte beruhigt.
Aber Mr. Superbus schien nicht ganz ihrer Meinung zu sein, denn er war sehr beunruhigt. Er sah sich geheimnisvoll um.
»Ist Mr. Selsbury schon abgereist?«
Diana nickte.
»Wann will er denn zurückkommen?«
»Etwa in einer Woche.«
Superbus fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
»Ja, das ist nun eine sehr delikate Angelegenheit - ich bin ja ein verheirateter Mann, Madam - Miss. Ist er auf eine Geschäftsreise gegangen oder -«
»Oder?«
»Ich meine - hat man ihn nicht vielleicht von hier weggelockt - ihn wegbugsiert?«
Diana lachte.
»Nein, da können Sie ohne Sorge sein. Mr. Selsbury läßt sich nicht wegbugsieren.« Plötzlich kam ihr ein Gedanke.
»Wie sieht denn die Frau aus, die mit dem Doppelgänger zusammenarbeitet? Ist sie sehr
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