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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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interessiert.
    »Gordon, Sie müssen nach Ostende fahren und dort auf mich warten«, sagte sie schnell. »Ich komme so bald wie möglich nach .... o mein Lieber, Sie wissen nicht, wie ich leide!«
    Gordon war so sehr mit sich selbst beschäftigt, daß es ihm gleichgültig war, was andere Menschen fühlten.
    »Haben Sie ihm denn nicht erzählt, daß unsere ... unsere Freundschaft nur ... geistiger Art ist?«
    Sie lächelte schwach und traurig.
    »Mein lieber Gordon ... wer würde denn das glauben? Aber beeilen Sie sich jetzt - ich muß gehen.«
    Ihre Hand lag einen kurzen Augenblick lang zitternd auf seinem Arm, dann war sie verschwunden.
    Er nahm seinen Koffer, der ihm merkwürdig schwer vorkam, und folgte ihr in den Bahnhof. Aber sie war nirgends mehr zu sehen.
    Ein Gepäckträger bot ihm seine Dienste an.
    »Zug nach dem Festland, Sir? Haben Sie einen reservierten Platz?«
    Gordon schaute auf die Uhr. Es war fünf Minuten vor elf.
    »Der Zug nach Ostende geht um elf Uhr fünf, mein Herr.«
    »Ich dachte um elf«, sagte Gordon verwirrt.
    »Sie haben noch sehr viel Zeit, Sir.«
    Gordon stand wie erstarrt da. Seine Gedanken arbeiteten plötzlich nicht mehr. Er war im Augenblick unfähig, sich zu einem Entschluß aufzuraffen oder sich zu rühren.
    »Besorgen Sie mir ein Auto.«
    »Jawohl, mein Herr.«
    Der Gepäckträger nahm ihm den Koffer aus der Hand, Gordon leistete keinen Widerstand. Er folgte dem Mann ins Freie, absolut hilflos.
    »Wohin wünschen Sie zu fahren?«
    Der Träger stand da, hatte den Wagenschlag in der Hand und lächelte freundlich. Er hatte nämlich noch nicht sein Geld bekommen.
    »Nach Schottland«, sagte Gordon heiser.
    »Schottland - Sie meinen wohl Scotland Yard?«
    Plötzlich arbeiteten die Räder in Mr. Selsburys Gehirn wieder.
    »Nein, nicht doch, ich will ins Grovely-Hotel.« Das Trinkgeld, das er dem Träger in die ausgestreckte Hand drückte, war sehr hoch.
    Der Wagen setzte sich in Bewegung, und der Bahnhof war bald außer Sicht.
    Zur selben Zeit suchte Bobby Selsbury fieberhaft den ganzen Zug ab und eilte von Abteil zu Abteil, um seinen Bruder zu finden.
    Gordon war nun ruhiger geworden, obwohl er noch keineswegs aus der Gefahrenzone war. Er überlegte. Einen eifersüchtigen, rachegierigen Ehemann, der Waffen trug und wahrscheinlich Mordabsichten hatte, konnte er nicht ganz aus seinen Gedanken verdrängen. Gordon war neugierig, ob er in seiner Bibliothek eine ungekürzte Ausgabe der Geschichte Peters des Großen finden werde.
    Der Hotelportier war geschäftsmäßig erfreut, als er wieder zurückkehrte.
    »Lassen Sie den Wagen warten«, sagte Gordon. Er war nicht ganz sicher, ob er ohne fremde Hilfe fähig war, sich ein anderes Auto zu besorgen.
    Er erhielt seinen Schlüssel wieder, ging in sein Zimmer und klingelte nach dem Hausdiener. An seiner Stelle kam der Portier.
    »Ach, Sie wollten den Hausdiener sprechen? Der ist nicht mehr im Dienst, er geht am Sonnabend schon um elf.«
    »Wann wird er denn wieder dasein?«
    »Erst am Montag, mein Herr. Wir haben jede zweite Woche einen ganzen Tag frei. Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
    Gordon schüttelte den Kopf. Er wollte nur den anderen Koffer und sein verlorenes, achtbares Aussehen wieder haben. Er legte seinen Überzieher ab und schaute in den Spiegel.
    »Das bin ich nicht mehr«, sagte er gebrochen.
    Sein Aussehen hatte sich vollkommen verändert, seitdem er sich zum letztenmal im Spiegel betrachtet hatte. Die Type, die er da vor sich sah, kam ihm bekannt vor - er hatte sie irgendwo in einem Film gesehen, wo jedermann hinter jedem herlief.
    Es gab nun zwei Möglichkeiten für ihn. Er konnte hierbleiben und sich so lange als Gefangener in diesem Raum aufhalten, bis der Diener zurückkam, oder er konnte unbeobachtet nach Hause gehen und sich umziehen. Er hatte sehr viele schwarze Cuts, ganze Batterien von Zylindern und Wälder von gestreiften Beinkleidern. Dieser Gedanke hatte etwas Anziehendes. Diana würde um ein Uhr zu Mittag essen. Das Eßzimmer lag seinem Studierzimmer gegenüber auf der anderen Seite der Diele. Es wäre eine einfache Sache, nach oben zu gehen, sich umzukleiden und sich dann einer erstaunten Diana vorzustellen. Wie verwundert würde sie sein, und wie interessant und unterhaltsam wäre das für ihn selbst!
    »Du hast wohl nicht erwartet, mich schon wieder hier zu sehen? Nun, ich erhielt im letzten Augenblick vor Abgang des Zuges ein dringendes Telegramm. Beinahe wäre der Zug auf und davon gewesen. Mein

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