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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sich wundern muß, warum so wenige große Dichter dieses Thema behandelt haben.
    Er biß die Zähne zusammen und ging mit fester Hand zum Angriff über. Die breite Klinge blitzte im Sonnenlicht ... es war geschehen.
    Er reinigte sein Gesicht vom Seifenschaum und betrachtete dann das Resultat im Spiegel. Sein Aussehen hatte sich tatsächlich vollkommen verändert. Er betrachtete sich erstaunt - er sah zehn Jahre jünger aus.
    »Wie ein Junge!« rief Gordon aus. Seine Gefühle hielten zwischen Freude und Verzweiflung die Mitte.
    Bis jetzt hatte er sich seinen Anzug noch nicht besehen. Er hatte beinahe schon wieder vergessen, wie dieses moderne graue Karo mit den roten Tupfen aussah ...
    »Mein Gott!« sagte er plötzlich.
    Er war kein Stutzer. Einmal hatte ihm Diana einen solchen Ausruf entlockt. Aber Dianas modernstes Kleid war zahm im Vergleich zu diesem Kunstwerk des Schneiders, das auf dem Bett lag.
    Das konnte er doch unmöglich anziehen! Aber der schwarze Cut, den er jetzt trug, und der glänzende Zylinder waren für eine kurze Seereise ebenfalls unmöglich.
    Die Zeit verging im Fluge, er mußte sich entschließen. Also zog er zunächst einmal die Beinkleider an. Er betrachtete sich im Spiegel, sie sahen eigentlich gar nicht so schlecht aus ... er machte sich fertig.
    Nun stand er in seiner vollen Größe vor dem Spiegel, staunte und bewunderte sich. Eins war sicher: Auch sein bester Freund hätte ihn so nicht wiedererkannt. Außerdem konnte er ja seinen Mantel anziehen, der verdeckte fast alles. Dieser neue Gordon Selsbury faszinierte ihn geradezu.
    »Wie geht es Ihnen?« fragte er sein Spiegelbild freundlich. Die Gestalt in dem Spiegel machte eine höfliche Verbeugung.
    Plötzlich erschrak Gordon - er hatte zuviel Zeit mit dem Umziehen versäumt. Er packte schnell und klingelte dann dreimal nach dem Hausdiener. Das Zimmermädchen erschien. Glücklicherweise war es ein Durchgangshotel, Gäste kamen über Nacht und verließen das Haus am Morgen wieder. Niemand erkannte jemand, es sei denn, daß Rechtsanwälte durch ihre Leute schnelle und dringende Nachfragen stellen oder das Gästebuch einsehen ließen.
    Zehn Prozent der Hotelangestellten waren dauernd als Zeugen vor Gericht beschäftigt.
    »Rufen Sie mir den Hausdiener!« sagte Gordon. Als dieser erschien, gab er ihm Instruktionen wegen des Handkoffers, in den er seinen Anzug verpackt hatte, und wegen der Hutschachtel. Erst jetzt fiel es ihm ein, daß man nicht im Zylinder nach Schottland reist, und er war sehr froh, daß Diana ihn nicht gesehen hatte, als er sein Haus verließ.
    Der Würfel war nun gefallen. Er nahm den anderen Koffer, zahlte seine Hotelrechnung und trat auf die Straße. Die Uhren schlugen gerade Viertel vor elf, als er auf den Victoria-Bahnhof kam. Der Zug fuhr um elf. Er brauchte sich nicht um Plätze zu bemühen, er hatte die Platzkarten in der Tasche. Glücklicherweise war das Wetter ziemlich schlecht - Sonnenschein und Regen wechselten miteinander ab, und es wehte ein ziemlich heftiger Wind. Er konnte also getrost den Kragen seines Mantels hochschlagen. Auf dem Anschlagbrett las er: Wind Nordnordwest, See mäßig bewegt bis stürmisch, Sicht gut.
    Er war auf jeden Fall froh, daß die Sicht gut war.
    Dann schaute er sich nach Heloise um. Sie wollten sich erst kurz vor Abgang des Zuges treffen.
    Zehn Minuten vor elf wurde er unruhig. Aber plötzlich sah er sie auf sich zueilen. Sie drehte sich ein paarmal ängstlich um, und es lag ein Ausdruck in ihrem Gesicht, vor dem er erschrak.
    »Folgen Sie mir in den Wartesaal!« Sie war an ihm vorbeigehuscht und hatte ihm nur diese Worte zugeflüstert. Wie im Traum nahm Gordon seinen Koffer auf und ging ihr nach. Der große Raum war fast leer.
    »Gordon, es ist etwas Schreckliches passiert!« Ihre Aufregung und Unruhe übertrugen sich auf ihn. »Mein Mann ist unerwartet vom Kongo zurückgekehrt. Er verfolgt mich ... er ist rasend, er ist wild! Ach, Gordon, was habe ich getan!«
    Er wurde nicht ohnmächtig, er ertrug diese Situation, ohne das Bewußtsein zu verlieren.
    »Er sagt, ich hätte meine Neigung und Liebe einem anderen geschenkt, und er würde nicht eher ruhen, bis er diesen anderen tot zu meinen Füßen niedergestreckt hätte. Er hat gedroht, furchtbare Dinge zu tun - er ist ein Bewunderer Peters des Großen.«
    »So, ist er das?« Gordons Frage war kaum am Platz, aber es fiel ihm im Augenblick nichts Besseres ein. Auch war er kein bißchen an Mr. van Oynnes historischen Neigungen

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