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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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fragte er.
    »Sie ist fortgegangen und bat mich, Ihnen ihre Abschiedsgrüße zu übermitteln. Wollen Sie noch Mr. Superbus sprechen?«
    »Nein, dazu habe ich doch keine Zeit mehr! Sagen Sie ihm - ach, sagen Sie ihm, was Sie wollen. Ich muß jetzt zu meinem Zug.«
    Er war in solcher Eile, daß Bobby sich nicht mehr über das informieren konnte, weswegen er gekommen war. Gordon hatte nämlich vergessen, ihm die Adresse mitzuteilen, unter der ihn Telegramme erreichen konnten. Bobby hätte ihm ja nachgehen können, aber er wußte nicht, wohin er sich zuerst wenden würde. Für die Abfahrt des Zuges war es offenbar noch viel zu früh, und Bobby war viel zu diskret, um eine Begegnung mit der faszinierenden Mrs. van Oynne zu riskieren. Er setzte sich also ins Wohnzimmer und wartete auf Dianas Rückkehr. Plötzlich fiel ihm ihr merkwürdiges Verhalten ein, und er zerbrach sich den Kopf, was das wohl für ein Brief gewesen sein mochte, der solchen Eindruck auf sie gemacht hatte. Er hatte schärfere Augen als sein Bruder und hatte die eng beschriebenen Zeilen unter ihrer Hand wohl bemerkt. Diana hatte also auch ihre Geheimnisse!
    Gordon war einfach ein unmöglicher Narr! Sein Fall lag hoffnungslos. Er gehörte eigentlich ins Irrenhaus. Bobby stand auf und trat an den Geldschrank. Einen Augenblick zögerte er, dann stellte er das Schlüsselwort ein und öffnete ihn.
    Außer einer ausgefertigten Quittung und einem vier Seiten langen Vertrag enthielt der Geldschrank nichts. Von Geld war keine Spur zu sehen!

12
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis Diana zurückkam. Sie sah immer noch angegriffen aus.
    »Hallo, Bobby! Was ist denn mit dir los?«
    »Diana« - er sprach sehr langsam - »du hast irgendeinen Kummer -«
    »Irgendein Kummer ist gut!« Sie warf ihren Hut rücksichtslos auf den Tisch. »Ich weiß nicht, wo ich vor Sorgen hin soll, mein Lieber!«
    »Gordon sagte mir, daß er fünfzigtausend Dollar hier im Geldschrank habe, um einen Amerikaner auszuzahlen, der am Sonntag hierherkommen wird. Er hat mir das Schlüsselwort gesagt.«
    Sie stellte sich vor ihn und legte die Hände auf den Rücken.
    »Nun - und?«
    »Das Geld ist verschwunden!«
    Eine kleine Pause.
    »Weißt du denn, warum es verschwunden ist?«
    »Nein - ich bin zu Tode erschrocken - Gordon hat es doch nicht mitgenommen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich habe es geholt, Bobby. Dempsi lebt. Ich habe heute morgen einen Brief von ihm bekommen - dreizehn Seiten lang - und in einer Sprache - es ist einfach schrecklich! Ich bin ganz außer mir.«
    »Ich dachte, er wäre damals in den Busch gelaufen und gestorben.«
    Sie lächelte schmerzlich und ließ sich in den Stuhl fallen, in dem Gordon die Nacht zugebracht hatte.
    »Er wurde im Busch gefunden. Er hatte Fieber, als die Eingeborenen ihn entdeckten. Sie nahmen ihn mit in ihr Dorf.«
    Bobby dachte lange nach.
    »Weiß er denn, daß du nicht verheiratet bist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wie?«
    »Nein«, sagte Diana ruhig. »Wir haben vorhin miteinander telefoniert. Seine erste Frage an mich lautete: ›Bist du noch frei? Wir werden morgen vor den Altar treten. Wenn du aber verheiratet bist, wirst du noch heute abend Witwe sein.‹ Ich erkannte Dempsi gleich wieder an diesen Worten.«
    »Was hast du ihm denn geantwortet?« fragte er verwundert.
    »Ich habe ihm selbstverständlich gesagt, daß ich verheiratet sei«, erwiderte sie mit einer Selbstverständlichkeit, die ihn fassungslos machte. »Ich konnte ihm doch nicht gut erklären, warum ich hier bin, wenn ich nicht verheiratet bin. Dann wurde er aber so heftig, daß ich ihm erzählte, ich sei Witwe. Bobby, weißt du, Lügen ist doch furchtbar leicht!«
    Bobby war noch sprachlos.
    »Dann setzte er mir aufs neue zu, und ich teilte ihm mit, daß ich hier bei meinem Onkel Artur wohne. Ich hatte früher einmal einen solchen Onkel Artur, das heißt, er war natürlich nur so eine Art Adoptivonkel - er starb an Delirium tremens. Es scheint, daß alle unsere Familienmitglieder nicht ganz normal sind. Ich konnte ihm doch unmöglich sagen, daß ich allein in dem großen Hause wohne. Bedenke doch, Gordon ist fort - aber es ist eigentlich gut, daß er nicht im Lande ist.«
    Bobby ging in größter Aufregung im Zimmer auf und ab.
    »Ja, aber was hast du denn eigentlich mit dem Geld gemacht?«
    »Das war ich Dempsi doch schuldig. Bevor er in den Busch rannte, hatten wir einen furchtbaren Auftritt. Er wollte mich veranlassen, mit ihm durchzubrennen, und als ich ihm diesen

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