026 - Der Doppelgänger
wenn du als ein Floh aus dem Flohzirkus in dieses Zimmer kämst! Aber mich führst du nicht hinters Licht. Wer hat das Geld hier genommen?« Sie zeigte auf den Geldschrank. »Du! Du hast es gestohlen und hast dem armen Kerl geholfen, sich aus dem Staube zu machen. Wahrscheinlich warst du gerade mit dem Geldschrank beschäftigt, als er hier hereinkam.«
»Du lügst!« Er war außer sich vor Wut. »Ich kam herein, nachdem du das Geld aus dem Schrank genommen hattest - ich hatte gar nicht die Absicht zu schießen - das war das Verrückteste, was ich jemals machte! Aber ich sah den Kerl durch das Fenster entwischen und dachte mir, was sich zugetragen hatte. Er hatte dir das Geld gegeben, damit du ihn entwischen ließest!«
Sie sah ihn zornig an.
»Du willst wohl behaupten, daß ich das Geld hier in meiner Tasche habe?«
»Natürlich!«
»Du wirst noch von den Rechtsanwälten meines Mannes zu hören bekommen. Ich werde dir etwas sagen, du schamloser Hund! Du hast das Geld genommen und hast den armen Kerl angeschossen, als er hereinkam, um zu sehen, wer hier den Geldschrank geknackt hatte. Was tatest du denn hier vollkommen angekleidet? Du wolltest doch mit dem ersten Zug aus London verschwinden - und mich wolltest du hier in der Patsche sitzenlassen! Du gemeiner Lump! Ich habe doch hart genug für dich arbeiten müssen! Habe ich nicht stundenlang gesessen und mich mit dieser Seeleneidechse über meinen verfluchten Innenmenschen unterhalten? Habe ich nicht die ganze Geschichte von Diana aus ihm herausgeholt? Habe ich dir nicht alles bis ins kleinste berichtet? Habe ich ihn nicht ausgepumpt, bis überhaupt nichts mehr aus ihm herauszuholen war? Und du willst es jetzt wagen, mich übers Ohr zu hauen?!«
Er wagte gar nichts, und ihr Sieg war vollkommen, als er sich zu entschuldigen begann.
»In dem Schrank lagen fünfzigtausend Dollar. Alles, was ich in der Hand habe, ist ein Verrechnungsscheck, der ebenso brauchbar ist wie Konfetti bei einer Beerdigung. Es wird zwei Tage dauern, bevor ich bares Geld bekomme. Selsbury wird heute abend zurückkommen.«
»Fünfzigtausend Dollar«, fuhr sie ihn wütend an. »Davon hast du mir gar nichts gesagt. Wahrscheinlich hast du das wieder einmal vergessen. Du sagtest, man könnte etwa tausend Pfund bei der Sache bekommen! Dann hast du mir vorgeschwindelt, daß du froh wärst, wenn deine Auslagen wieder hereinkämen. Was ist das für ein Scheck? Ist es das Geld, das sie Dempsi noch schuldig ist? Zum Donnerwetter, das ist das Geld, das Dempsi ihr vor die Füße geworfen hat. Ich erzählte es dir doch, und dann vergaß ich es!«
Sie fuhr mit den Händen wild durch die Haare.
»Ich hatte daran überhaupt nicht gedacht, bis ich hierherkam und sie mir erzählte, daß sie mir einen Brief mit einem Scheck geschickt habe. Da mich der Bote verfehlte, gab sie ihn mir später selbst. Ich erfuhr dann aber, daß in dem Schrank noch mehr Geld lag, und wollte auch das noch bekommen. Es schien mir sehr leicht zu sein.«
Sie sah ihn böse und zweifelnd an. Sein beleidigendes Auftreten erhöhte nur ihren Verdacht.
»Dan, du bist ein wunderbarer Märchenerzähler. Wenn ich jünger wäre, würde ich wahrscheinlich auf deine Fabeln hereinfallen«, sagte sie nüchtern. »Aber du wirst jetzt ein netter Junge sein und der Tante gestehen, daß du das Geld genommen hast. Dann wirst du sagen, liebe Tante, wir werden fünfzig zu fünfzig teilen. Und wenn du das nicht tust, Dan, dann kannst du dich heilig darauf verlassen, daß du in kürzester Zeit vor dem Richter stehst.«
Er versuchte es mit Schmeichelei.
»Sei doch ehrlich, Elly, du hast das Geld. Wir wollen uns doch nicht weiter streiten ...«
»Würde ich vielleicht noch hiersein und mich obendrein noch aufregen, was meinem guten Aussehen so sehr schadet, wenn ich es hätte?«
Dieser Grund leuchtete ihm ein.
»Das ist wahr. Aber wer hat denn den Geldschrank geöffnet, doch nicht etwa Selsbury?«
»Es konnte doch kein anderer gewesen sein als du.«
»Verdammt noch einmal, ich sagte dir doch, daß ich es nicht getan habe.«
Die Tür öffnete sich, und ohne daß sie sich umsahen, wußten sie beide, daß es Diana war. Sie hatte vergessen, einen Scheck in ihren Brief zu legen. Aber die beiden unterhielten sich so gut, daß sie sich nicht um sie kümmerten.
»Ich liebe den Landaufenthalt so sehr«, seufzte Heloise.
»Die Vögel singen, die Wolken ziehen am Himmel, der erfrischende Wind weht - ach, es gibt wirklich nichts Schöneres, Mr.
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