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026 - Der Doppelgänger

026 - Der Doppelgänger

Titel: 026 - Der Doppelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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etwas schicken. Sind zweihundert Pfund zuwenig?«
    »Es war ja nur eine kleine Zehe«, meinte Bobby nachdenklich.
    »Eine große Zehe würde mehr gekostet haben. Versuche es nur einmal mit einer Abfindungssumme von zweihundert.«
    Diana schrieb sofort. Sie fühlte sich in ausgezeichneter Stimmung, obgleich der Geldschrank beraubt worden war und seine Tür traurig in den Scharnieren hing.
    Eleanor und die Köchin waren auch wiedergekommen. Sie hatten zwar bis Dienstag Urlaub, aber ihre Neugierde hatte sie schon eher zurückgetrieben.
    Heloise hatte von einem Fenster des Obergeschosses aus zugesehen, wie Mr. Superbus fortgebracht wurde. Sie hatte allen Grund, sich darüber zu freuen, daß Mr. Dempsis Schüsse nicht mehr Unheil angerichtet hatten. Den ganzen Morgen über war sie schon sehr nervös und fuhr bei jedem Geräusch auf. Einmal hatte Diana sie sogar gefunden, wie sie sich in dem kleinen rückwärtigen Zimmer versteckte. Man konnte eigentlich keinen anderen Ausdruck dafür finden. Sie war so konfus und verwirrt, daß Diana einen Augenblick argwöhnisch wurde. Aber dann erinnerte sie sich daran, daß das plötzliche Entweichen des Doppelgängers das arme Mädchen über alle Maßen aufgeregt haben mußte.
    Diana hatte gerade den Brief beendet, als Heloise anscheinend absichtslos in den Raum trat und sich umschaute. Dempsi saß auf dem Sofa, hatte das Gesicht in die Hände gestützt und sah verdrießlich in das Feuer. Bobby saß in seinem Zimmer und hatte eine merkwürdige Beschäftigung: Er schrieb Telegramme an Gordon und bat ihn, sofort zurückzukehren. Er adressierte sie an die verschiedensten Hotels in Paris, wo er seiner Meinung nach hätte absteigen können.
    Diana schaute lächelnd auf, löschte die Adresse und klebte die Briefmarke auf den Umschlag.
    »Du mußt dich mit Tante - mit Heloise unterhalten und sie auf bessere Gedanken bringen«, sagte sie zu Dempsi. Er fuhr aus seinen Grübeleien auf.
    »Du kennst doch Heloise?«
    In den letzten achtundvierzig Stunden war so viel passiert, daß sie nicht mehr wußte, ob sie die beiden einander vorgestellt hatte oder nicht. Sie wäre nicht im mindesten erstaunt gewesen, wenn Dempsi erklärt hätte, daß er Tante Lizzie niemals gesehen habe.
    »O ja, wir kennen uns«, sagte er etwas verlegen. »Sind Sie auch durch den Schuß geweckt worden? Ich muß mich noch vielmals bei Ihnen entschuldigen.«
    »Nein, nein, mich bedrücken Sorgen, von denen ich nicht erzählen kann. Ist Onkel Artur wirklich fort?«
    Diana nickte.
    »Er ist fort - ich werde ihn nie wiedersehen!«
    Dempsi sah sie verständnislos an. Er dachte an ganz andere Dinge.
    »Sie scheinen sehr traurig zu sein«, sagte er mit milder Stimme. Ihre Blicke wanderten unstet umher, dann sah sie ihn an.
    »Traurig! O ja, wenn ich an mein altes Heim und meinen lieben Vater in Michigan denke -«
    »Ich dächte, Sie hätten mir vorher von Connecticut erzählt«, unterbrach sie Diana.
    Heloise konnte schnell denken.
    »Meine Mutter wohnt dort«, entgegnete sie liebenswürdig. »Mein Vater ist in Michigan. Sie leben getrennt voneinander.«
    »Ich verstehe«, sagte Diana. »Dann müssen Sie sich ja eigentlich doppelt glücklich schätzen, nach Amerika zurückkehren zu können, wenn Sie dort ein doppeltes Zuhause finden.«
    Heloise schaute sie forschend an. Sie war niemals sicher, ob Diana es ernst oder ironisch meinte. Es ging auch anderen Leuten so.
    »Sie werden in Ihre Heimat zurückkehren?« Dempsi nahm jetzt ein wohlwollendes Interesse an Tante Lizzie.
    »Ja, ich gehe zurück. Ich werde ein neues Leben anfangen - das verdanke ich Miss Ford«, sagte sie ruhig. »Eines Tages werde ich auf dieses Leben wie auf einen bösen Traum zurückschauen.«
    Diana verließ das Zimmer.
    »Gehen Sie wirklich nach Amerika?«
    »Ja.«
    »Das ist ein schönes, wunderbares Land«, erwiderte Dempsi.
    Aber sobald sich die Tür hinter Diana geschlossen hatte, sprang er auf, und seine ganze Haltung änderte sich plötzlich. Er faßte Heloise scharf ins Auge.
    »Wo ist das Geld?« fragte er rauh.
    Heloise sah sich vorsichtig nach der Tür um - sie waren beide allein.
    »Du weißt ganz genau, wo es ist, Elly«, sagte er barsch. »Gib es heraus!«
    Sie war jetzt durchaus nicht mehr traurig oder elegisch, im Gegenteil, sie war aufgebracht und wütend. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah ihn energisch an.
    »Dan, du bist zwar der tüchtigste Imitator, den ich kenne«, - ihre Stimme klang schrill -, »ich wäre nicht überrascht,

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