0260 - Gespenster der Vergangenheit
Untergang, wie Hannemann sogleich unter Beweis stellte.
In aller Ruhe hob er seine Maschinenpistole und nahm lässig Ziel. Ratternd und knallend stob eine Feuergarbe aus dem gedrungenen Lauf. Das runde Ding schien zusammenzuzucken. Eine Stichflamme schoß in die Höhe. Wie beim erstenmal folgte auf den Absturz eine donnernde Explosion, und eine glühendheiße Schockwelle fauchte durch das Tal. Emerich wandte sich um. „Ich glaube, mehr haben sie nicht!" schrie er.
„Mehr was?!" schrie Rakal zurück. Emerich wollte antworten, aber bevor er dazu kam, fuhr Pavlech plötzlich mit einem Schrei in die Höhe. Rakal sah sich verwundert nach ihm um. Pavlech stand auf den Zehenspitzen, den Oberkörper vornübergebeugt, das Gesicht zu einer Grimasse von Schmerz und Überraschung verzogen.
Von irgendwoher kam der schwache Knall einer Explosion. Pavlech fiel vornüber. Blitzschnell beugte Hannemann sich über ihn und betastete seinen Rücken.
Als er die Hand zurückzog, glänzten die Finger feucht und dunkel.
„Volle Deckung!" schrie Emerich aus voller Lunge. „Fahrzeuge - marsch!"
Knatternd kamen die Motoren auf Touren. Mit einem Ruck, der Rakal fast von den Beinen riß, setzte sich der Lastwagen in Bewegung. Die Männer im Panzer mußten etwas Verdächtiges ausgemacht haben, denn aus ihrem Geschütz lösten sich dröhnende Abschüsse. In den kurzen Feuerpausen hörte Rakal das belfernde Rattern eines Maschinengewehrs. Jemand packte ihn an der Schulter und riß ihn zu Boden, Dicht neben sich hörte er Emerichs wütende Stimme: „Nase runter, Mann!" Rakal rollte sich zur Seite, Da hörte er dicht über sich, in der Umrandung der Ladepritsche, einen klatschenden Einschlag. Etwas Kleines, Schweres fiel ihm auf den Leib. Er griff danach und hielt es fest, obwohl es ihm fast die Finger verbrannte. Im Ungewissen Licht der Sterne betrachtete er es und erkannte ein flachgedrücktes Stück aus grauem Metall, wahrscheinlich Blei. Er brauchte eine Weile, um zu begreifen, daß er eine Gewehrkugel in der Hand hielt - eine Gewehrkugel aus reinem Blei abgefeuert wahrscheinlich aus einem großkalibrigen Gewehr, in das der Schütze mit Hilfe eines Ladestocks zunächst Schießpulver und obenauf das Geschoß stopfte.
Seine Verwirrung erreichte den Höhepunkt. Er wußte nicht mehr, woran er war. Er kannte sich nicht mehr aus. Dicht hinter ihm, fast am Ende der Pritsche knieten Hannemann und Emerich, der eine die Maschinenpistole im Arm, der andere hinter dem aufgebockten MG. Von Zeit zu Zeit feuerten sie eine ratternde Garbe in das Dämmerlicht hinaus - auf einen Gegner, den Rakal nicht sehen konnte und der mit schwarzen, runden Dingen über die Baumwipfel geflogen kam, Bomben abwarf und mit altmodischen Bleikugeln schoß. Hinter Hannemann und Emerich kauerte Staunder, der endlich vollends aus seiner Teilnahmslosigkeit erwacht war, und schwang einen Blaster, der zwar nicht modernster Herstellung, aber im Vergleich mit Emerichs Waffen immer noch eine Sensation war.
Das war nicht alles. Irgendwo dort draußen waren Tausende von Wesen in wilder Flucht begriffen, die weder von Bleikugeln noch von Blastern eine Ahnung hatten, sondern Steinkeile als Waffen benutzten.
Irgendwo dort draußen, schoß es Rakal durch den Kopf, gab es wahrscheinlich noch viel mehr Unglaubliches, das er noch nicht gesehen hatte. Plötzlich glaubte er zu wissen, was es mit dem geheimnisvollen Planeten auf sich hatte. Mit einemmal war ihm klar, daß jemand viel Mühe und Zeit dazu verwendet hatte, auf dieser Welt eine Art Zoo anzulegen. Einen Zoo, dessen Insassen Gestalten, Völker und Rassen der irdischen Geschichte waren - von Neandertalern bis herauf zu Menschen der allerjüngsten Vergangenheit wie Staunder und Pavlech.
Pavlech! Er erinnerte sich plötzlich an Pavlech. Emerich, Staunder und Hannemann schienen die Lage draußen unter Kontrolle zu haben. Sie brauchten ihn nicht. Er kroch zu der reglosen Gestalt hinüber, während der Lastwagen unter ihm zitterte und stampfte und das Donnern unaufhörlichen Geschütz- und Gewehrfeuers durch das Tal rollte.
Pavlech war tot. Er hatte ein Loch im Rücken und lag in einer Blutlache. Schaudernd wandte Rakal sich ab. Der Lastwagen begann jetzt, die Steigung des nächsten Hügels hinaufzufahren.
Hannemann war noch immer unentwegt am Feuern. Emerich schrie auf Staunder ein. Rakal konnte einzelne Worte verstehen: „Freie Stelle ... weiter oben. Wir nehmen Stellung... räumen auf!"
Geduckt hastete er über die
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