0260 - Gespenster der Vergangenheit
zum Kurs des Ballons. Wenn die Mikrokoms zu arbeiten begannen, würden sie je vierzig Kilometer von der Burg entfernt sein und rund siebenundfünfzig voneinander. Die Verbindungslinie zwischen beiden Punkten führte in achtundzwanzig Kilometern an der Burg vorbei. Die Tefroder müßten schon überaus genial kalkulieren, wenn sie zwischen dem gleichzeitigen Ansprechen des Mikrokoms und der französischen Burg einen Zusammenhang vermuten sollten. Sie würden früher oder später hierherfinden, davon war Rakal überzeugt. Aber die Suche nach den beiden Sendern würde sie zwei oder drei Stunden aufhalten, und wenn er Glück hatte, dann war das genug, um Hilfe von der CREST zu bekommen.
Rakal empfand ein eigenartiges Gefühl des Unbehagens, Er wunderte sich darüber, denn seitdem er Maurices Mitarbeit gewonnen hatte, liefen die Dinge besser, als er es je zu hoffen gewagt hätte. Es gab allen Grund für Hoffnung und Zuversicht. Trotzdem fühlte er sich niedergeschlagen, und das bißchen Hoffnung, das er empfand, war wie der letzte schwache Sonnenstrahl vor einem Gewitter, das sich am Himmel zusammenzog und unweigerlich in wenigen Minuten losbrechen würde. Es beunruhigte ihn, daß die CREST keinen zweiten Versuch unternommen hatte, Tronar und ihn mit Hilfe eines Suchstrahls an Bord zurückzuholen.
Natürlich bestand das Risiko, daß das Schiff an Hand des Strahls geortet wurde. Aber Rakal kannte Perry Rhodan gut genug, um zu wissen, daß er für das Wohl seiner Leute bereit war, ein nicht geringes Risiko auf sich zu nehmen. Daß der Suchstrahl bislang noch nicht eingetroffen war, wies darauf hin, daß die CREST sich in einer Lage befand, in der sie es entweder nicht riskieren konnte, ihren Hypersender in Betrieb zu nehmen, oder dazu nicht mehr in der Lage war.
Es bestand die Möglichkeit, sah Rakal niedergeschlagen ein, daß all die Anstrengungen der vergangenen Stunden umsonst gewesen waren. Daß die CREST schließlich ein Opfer der tefrodischen Flottenverbände geworden war, die seit Tagen nach ihr suchten. Daß ihm nichts anderes übrigblieb, als sich an die Vorstellung zu gewöhnen, er sei im menschlichen Zoo dieses merkwürdigen Planeten die jüngste Erwerbung.
Um sich abzulenken, unterhielt er sich mit Maurice und dem anderen Alten, der auf den Namen Philippe hörte. Es war interessant zu erfahren, wie die beiden Franzosen sich selbst und ihr Dasein auf der fremden Welt betrachteten und wie sie zu erklären versuchten, daß seit ihrer Ankunft nahezu unvorstellbare Zeiträume verstrichen waren, ohne, daß sie sich altern spürten.
Inzwischen trafen die ersten Rückkehrer aus der Schlacht vor dem Burgtor ein, Emerich wies sie zurück, wie Rakal es ihm aufgetragen hatte. Die Leute vollführten jedoch solchen Lärm, daß Maurice sich ihrer annehmen mußte. Er kletterte auf die Zinnen und schilderte den Männern die Lage. Rakal war mittlerweile bereit, ihnen den Zutritt zur Burg zu gestatten, falls sie bereit waren, ihre Waffen beim Durchschreiten des Tores abzulegen. Maurices Autorität erwies sich als überaus gewichtig. Nachdem er den Leuten versichert hatte, daß die Fremden später abziehen und sie ihre Gewehre zurückerhalten würden, waren sie mit dem Vorschlag einverstanden.
Emerich ließ sie ein. Hannemann postierte sich beim Tor und achtete darauf, daß keiner seine Flinte abzugeben vergaß.
Mittlerweile war seit dem Start des Ballons eine Stunde vergangen. Rakals Unruhe wuchs. Die Windgeschwindigkeit in den höheren Luftschichten, in denen der Ballon sich bewegte, betrug nach seiner Schätzung zwischen dreißig und vierzig Kilometern pro Stunde. Der Mikrokom konnte jetzt jede Sekunde mit seinem Notruf beginnen. Tronar würde in seinem Gerät die automatischen Impulse empfangen und daraufhin seinen eigenen Spruch loslassen. Danach würde er durch ein kurzes Signal die kleine Sprengkapsel, die an der Außenseite der Ballonhülle angebracht war, zur Explosion bringen, so, daß der Ballon abstürzte und den Tefrodern, die kurze Zeit später an Ort und Stelle eintreffen mußten, keinen Anhaltspunkt mehr bot. Mit Hilfe des Fluganzugs konnte Tronar innerhalb weniger Minuten zur Burg zurückkehren. Mit seiner Rückkunft war also jeden Augenblick zu rechnen.
Rakal kletterte zum Mauergang hinauf, wo Maurice noch immer stand und seine Männer beobachtete, wie sie einer nach dem anderen durch das Tor kamen und ihre Flinten ablegten. Er bemerkte Rakal und lächelte ihm zu. „Unruhig, wie?" fragte er freundlich.
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