0260 - Gespenster der Vergangenheit
vergangenen Stunden aufgespeichert hatte. Plötzlich fiel es ihm schwer, sich zu bewegen. Arme und Beine schienen mit Blei gefüllt. Er sah auf die Uhr, Wenigstens zwei Stunden würden noch vergehen, bevor die Tefroder auf der Suche nach den beiden Eindringlingen in die Nähe der Burg gelangten. Solange konnte er sich hinlegen und ausruhen, Maurices Leute und Emerich mochten die Augen offenhalten.
Er drehte sich um und suchte unter der Menge nach Maurice. Der Alte bemerkte seinen fragenden Blick, löste sich aus einer Gruppe heftig Diskutierender und kam auf ihn zu. Rakal wollte ihn fragen, ob es irgendeinen Raum gäbe, in dem er zwei Stunden ungestört schlafen könne.
Aber er kam nicht mehr dazu, die Frage auszusprechen.
Der paraphysische Annex seines Gehirns empfing einen elektrischen Impuls - so kräftig, daß er wie ein scharfes Knacken akustisch zu hören war. Nur den Bruchteil einer Sekunde später kam von draußen, vom äußeren Burghof her, das krachende Bersten einer schweren Explosion. Eine heiße Druckwelle fuhr durch die Einfahrt und wirbelte Wolken von Staub in die Höhe. Maurices Leute schrien vor Schreck. Rakal rannte auf die Durchfahrt zu. Durch den wallenden Staub erkannte er einen schwarzen Rauchpilz, der von der Mitte des Vorhofes aufstieg. Trümmer wirbelten durch die Luft.
Er erfaßte mit einem Blick, was geschehen war.
Das tefrodische Flugboot war explodiert.
*
Das ist das Ende, war sein erster Gedanke.
Tronar, alarmiert vom Donner der Explosion und vom Wirrwarr von Empfindungen, die sein Bruder ausstrahlte, kam herbeigeeilt. Zögernd und immer noch ängstlich näherten sich Maurices Leute der Durchfahrt, um zu sehen, was geschehen war.
Mit einer matten Geste wies Rakal auf den Vorhof hinaus.
„Ich hätte daran denken sollen", murmelte er, „Bevor der letzte Tefroder das Boot verließ, schaltete er einen zeitgesteuerten Impulsgeber ein. Wenn er nach einer gewissen Frist nicht an Bord des Fahrzeugs zurückgekehrt war, wurde der Impulsgeber aktiviert. Er war mit einer Bombe gekoppelt, die das Boot in die Luft sprengte. Wahrscheinlich strahlte er kurz zuvor auch noch einen Notruf ab."
Er wandte sich um und winkte Maurice herbei. Emerich brauchte man nicht zu winken. Er kam mit grotesken, weiten Sätzen durch den Qualm gelaufen.
„Das wirft unsere Planung völlig über den Haufen", erklärte Rakal ohne Einleitung. „Der Gegner ist gewarnt. Mit dem Eintreffen seiner Fahrzeuge ist in jeder Minute zu rechnen." Er brachte ein trauriges Lächeln zuwege. „Meine Herren, es tut mir leid, aber wir haben ausgespielt.
Emerich wollte protestieren, da tönte vom Tor her ein lauter Schrei. Durch den Staub war Hannemann zu sehen, der unter der Toröffnung stand und wild mit den Armen fuchtelte. Er rief etwas, was Rakal nicht verstand.
Emerich war die Lust zum Protestieren vergangen.
„Er sagt", übersetzte er niedergeschlagen, „er sähe mindestens zwanzig feindliche Fahrzeuge, die sich in raschem Tempo der Burg nähern."
*
Rakal hatte versucht, Maurice und Emerich und ihre Leute zum Verlassen der Burg zu bewegen, aber niemand wollte etwas davon hören. Rakal wußte, daß er gegen zwanzig tefrodische Bootsbesatzungen nichts ausrichten konnte. Zwar standen ihm und Tronar immer noch die Möglichkeit zur Verfügung, sich auf den Energiebündeln ihrer Strahler in Sicherheit zu bringen, aber Rakal zweifelte, daß diese Methode auf die Dauer von Erfolg sein würde - ganz abgesehen davon, daß jeder Meter, den sie zwischen sich und die Burg legten, den Leuten auf der CREST die Orientierung erschwerte. Das Reisen auf Blaster-Energiebündeln war im allgemeinen schmerzhaft wegen der mörderischen Temperatur, die im Zielpunkt des Strahls entstand. Auf der anderen Seite konnte der Gegner jeden Blasterschuß leicht verfolgen, und wenn er erst einmal herausgefunden hatte, auf welche Weise sich die Verfolgten bewegten, dann war es ihm ein leichtes, ihnen auf den Fersen zu bleiben und sie zu fassen, sobald die Erschöpfung die Oberhand gewann.
Rakal entschloß sich, an Ort und Stelle zu bleiben. Sie hatten drei Tefroder als Gefangene. Vielleicht ließ sich der Gegner auf einen Handel ein.
Die Flugboote landeten am Fuß des Hügels, und zwar so, daß sie die Kuppe in engem Kreis umgaben.
Jeglicher Fluchtweg war damit versperrt. Rakal und Tronar, von Emerich begleitet, beobachteten die Manöver des Gegners von der Mauer aus. Die Tefroder stiegen aus - fünf Mann aus jedem Fahrzeug - und
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