0261 - Die Fabrik des Teufels
Schirmfeld in Verbindung zu bringen. Jetzt, da der Schimmer so plötzlich erloschen war, fragte er sich, was es damit wohl in Wirklichkeit auf sich gehabt haben mochte.
Er fragte sich noch einiges mehr. Er fragte sich, wie er, obwohl er nun schon seit einem Jahr Offizier war, dazu käme, anderthalb Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt in einer kleinen Kammer zu hocken, in einem riesigen Schiff, das ringsum von Feinden umgeben war und bestenfalls eine Eins-zu-Zehn-Chance hatte, jemals wieder nach Hause zu kommen - und das alles, ohne daß er eigentlich wußte, worum es ging.
Natürlich wußte er, daß das Solare Imperium aus Gründen der Selbsterhaltung dazu gezwungen war, in den Andromeda-Nebel vorzustoßen und dort einen Stützpunkt zu errichten. Jeder wußte das, sogar terranische Schulkinder. Aber welchen besonderen Zweck der gegenwärtige Auftrag verfolgte, wo die CREST sich befand, wie weit der Gegner entfernt war und was als nächstes getan werden solle, davon hatte Leutnant Snider keine Ahnung.
Er wunderte sich selbst, wie leicht es ihm fiel, sich darüber aufzuregen. Bisher war er ein duld- und fügsamer junger Offizier gewesen. Er war Berufssoldat geworden - nicht, weil ihn das Abenteuer lockte, sondern weil es in seiner Familie zum guten Ton gehörte, Offizier zu werden. Sein Vater war Oberst und leitete eine kleine Wachflotte an der Grenze des Eastside-Sektors der heimatlichen Galaxis. Sein Onkel war im Generalstab und hatte in Terrania einen einflußreichen Posten inne. Selbst sein Bruder, nur drei Jahre älter als er, hatte es schon zum Adjutanten eines Solarmarschalls gebracht.
Spic hinkte hinterher. Er war kein begeisterter Soldat. Deswegen hatte es ihn bisher wenig gekümmert, wieviel man ihn wissen ließ und wieviel nicht. Jetzt, nachdem er seine erste wichtige Beobachtung gemacht hatte, änderte er seine Ansicht. Er wollte erfahren, worum es ging. Er ärgerte sich darüber, daß man es ihm nicht schon längst mitgeteilt hatte. Er war Offizier, zum Donnerwetter.
Wie konnte er seinen Posten ausfüllen, ohne zu wissen, wozu er es tat? Er nahm sich vor, Captain Logan anzubohren, sobald er abgelöst wurde. Er war sicher, daß Logan nicht viel mehr wußte als er, aber vielleicht kannte er jemand, an den er ihn verweisen konnte.
Er mußte es versuchen. Von einer Sekunde zur andern war ihm plötzlich aufgegangen, daß es nichts Schlimmeres gab als im dunkeln zu tappen und sich für ein Ziel abzumühen, das man nicht kannte.
Später, wenn er sich an diese Minuten in seiner kleinen Orterkabine erinnerte, war Spic nicht sicher, ob er nicht doch lieber der unbedeutende, unwissende kleine Leutnant hätte bleiben sollen. Auf jeden Fall wären ihm dann ein paar graue Haare erspart geblieben.
*
Um achtzehn Uhr Bordzeit wurde Spic abgelöst. Der Mann, der seinen Posten übernahm, war ein Unteroffizier. Die zweite Schicht zog an. Spic übergab die Instrumente und beobachtete, wie der Sergeant die Allclear-Taste drückte, die auf dem zentralen Meßstreifen eine Markierung hinterließ, aus der hervorging, daß zum Zeitpunkt der Ablösung alle Geräte in Ordnung waren.
Dann machte er sich auf die Suche nach Logan. Ernie Logan beendete seinen Dienst zur gleichen Zeit wie er. Spic kannte seine Gewohnheiten nicht, nahm jedoch an, daß er den Captain beim Abendessen finden könne. Er nahm einen schmalen Seitengang, der von den Orterkabinen auf einen der Haupt-Decksgänge hinausführte. Ein paar Leute begegneten ihm, die ebenfalls abgelöst worden waren und müde, verdrossene Gesichter machten.
Der Hauptgang, so breit wie eine Landstraße erster Ordnung, war mit zwei Serien von Laufbändern ausgelegt. Von der zwölf Meter hohen Decke verbreiteten bunte Lumineszenzlampen dieselbe Art von Helligkeit, wie sie auf den nächtlichen Straßen irdischer Großstädte zu sehen war. Der Verkehr war lebhaft. Der Hauptgang trennte an dieser Stelle die technisch-wissenschaftliche Sektion von der Sektion Logistik. Die Logistiker mit ihren grellgelben Ärmelschildern waren überall zu hören und zu sehen. Ihr Dienst war leichter als der des technischen Personals, wenigstens glaubte, das das technische Personal, und sobald sie auf Freiwache kamen, hatten sie weiter nichts zu tun, als herumzulungern und Lärm zu machen. Spic vergewisserte sich, daß sie sein blutrotes Ärmelschild, das ihn als Mitglied des technisch-wissenschaftlichen Stabs auswies, gut zu sehen bekamen, während er auf dem schnellsten Laufband an
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