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0261 - Im Bann der Tiermenschen

0261 - Im Bann der Tiermenschen

Titel: 0261 - Im Bann der Tiermenschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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Langsam und mit Geduld gelang es ihm. Und vielleicht würde auch langsam eine Druckanpassung erfolgen. Er hoffte es. Aber bei dem langsamen Hindurchstoßen blieb ihm wohl die Möglichkeit, wieder umzukehren, wenn es zu gefährlich wurde.
    Er stieß mit der zweiten Hand nach.
    Nicole hielt ihn zurück. Er konnte sie hier unten in der Dunkelheit des Sees nur fühlen, nicht aber sehen, aber jetzt glühte ein Lichtfleck auf. Die kleine Signallampe, ihr Schein so abgedeckt, daß nur Zamorra ihn sehen konnte.
    Zu gefährlich, teilte Nicole im Morse-Alphabet mit Lichtzeichen mit.
    Langsamer Druckausgleich, gab Zamorra jetzt auf die gleiche Weise zurück. Ich versuche es. Notfalls zieh mich heraus. Du folgst, wenn ich heil durch bin. Bei Zwischenfällen gebe ich Zeichen.
    Er drang tiefer ein. Stück um Stück arbeitete er sich vorwärts. Er fühlte, wie das Blut durch seine Adern pulsierte und sie zu sprengen versuchte. Aber es hielt sich in Grenzen. Der Druckausgleich geschah langsam, aber er erfolgte immerhin.
    Dann umschloß die Masse Zamorra völlig, hüllte ihn ein. Langsam kämpfte er sich tiefer. Etwas Zeit gewann er dadurch, daß er sich drehte. Er wollte nicht kopfüber in den Unterschlupf der Hexe vorstoßen.
    Dann konnte er seine Füße frei bewegen. Sie hatten die Barriere durchstoßen.
    Sie mußte um so durchlässiger sein? je fester ein Körper war. Sonst hätte sie das Wasser nicht fernhalten können. Auch Fische kamen nicht hindurch, ihre Körper waren zwar muskelbepackt, aber in sich zu weich. Er dagegen, noch dazu mit dem Schwert und der stählernen Aqualunge, kam hindurch. Er war ein wenig fester.
    Er sackte tiefer.
    Dann fiel er. Instinktiv krümmte er sich zusammen, prallte auf und rollte sich wie ein Fallschirmspringer ab. Um ein Haar hätte ihm dabei Gwaiyur beide Beine gebrochen. Aber mit ein paar blauen Flecken kam er davon.
    Grüne, matte Helligkeit umgab ihn. Er sah sich um. Er befand sich in der großen Kuppel, in der er heute schon einmal und Nicole zum zweiten Mal gewesen war. Da waren überall die leeren Nischen, und dort war der zum Versteck führende Gang. Das hier mochte so etwas wie eine Art Empfangshalle sein.
    Die magische Wand hielt.
    Zamorra spie den Luftschlauch aus, schob die Gesichtsmaske hoch und schnallte die Aqualunge ab. Die stählerne Luftflasche war im Wasser nicht sonderlich zu spüren, hier aber behinderte sie ihn durch ihr Gewicht erheblich.
    Zamorra sah nach oben. Da tauchten Beine auf. Nicole kam auf die gleiche Weise, wie er selbst eingedrungen war. Der Professor trat vor, wartete ab, bis Nicole stürzte, und fing sie auf. Auch sie befreite sich von der störenden Flasche.
    »So weit, so gut. Aber wie kommen wir wieder hinaus?« fragte sie und deutete zur Kuppeldecke hinauf.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Darüber können wir uns später den Kopf zerbrechen«, sagte er. »Ich denke, daß wir hier am Seegrund durch die Wand nach draußen spazieren werden. Die magische Wand muß über zwei Meter dick sein, glaube ich.«
    »Sie hat eine Menge Druck auszuhalten«, sagte Nicole. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir suchen das dunkle Kristall-Ei«, sagte Zamorra. »Komm.«
    Sie betraten den Gang. Und niemand hielt sie auf.
    ***
    Obgleich kein Stern mehr am Himmel funkelte, sah Bill Fleming den Strudel auf dem See, der sich bildete. Aus ihm stieg eine Frauengestalt empor, die von einem bläulichen Lichtschein umgeben war. Gekleidet war sie in einen Lendenschurz und eine geflochtene, boleroartige Weste, beides aus Leder. Sie schwebte jetzt meterhoch über dem Wasser, während unter ihr der Strudel erlosch.
    »Die Lia Fail«, murmelte Bill. Unwillkürlich tastete er nach der Pistole, die er hinter den breiten Plastikgürtel um seinen Taucheranzug geschoben hatte. Das Knacken, mit dem der Sicherungsflügel herumschwang, war überlaut.
    Bill richtete die Waffe auf die Hexe.
    Langsam kam die Lia Fail heran. Sie schritt aus und schwebte dabei über dem See. Sie näherte sich Bill Fleming.
    »Bleib, wo du bist«, befahl er.
    Die Mitternachtshexe antwortete nicht. Sie kam weiter auf den Amerikaner zu.
    Bill drückte mehrmals hintereinander ab. Die peitschenden Detonationen rollten über den See. Feuerlanzen stießen aus der Waffenmündung, trieben die geweihten Silberkugeln vor sich her auf die Hexe zu.
    Aber sie erreichten sie nie. Weit vor ihr klatschten sie ins Wasser und versanken wirkungslos.
    Jetzt lachte die Mitternachtshexe höhnisch. »Ist das alles, was du zu bieten hast?«

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