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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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wahr?«
    »Ja! Die hat der Boß angeheuert. Der größere heißt Rodrigo Colon, der andere — das ist John Bibbo. Colon kann Eisenstangen verbiegen.«
    »Kann er lesen und schreiben?«
    »Nein! Warum sollte er auch! Seine Handschrift ist trotzdem unverkennbar. Die Gäste, die hier anfangen Krach zu schlagen, können ein Lied davon singen.«
    »Wahrscheinlich mit gequetschten Tönen und eingeschlagenen Zähnen«, sagte ich und ließ die beiden Rausschmeißergestalten nicht aus den Augen.
    Sie kamen jetzt zur Bar und bauten sich in meiner Nähe auf.
    »He, Billy«, sagte Colon, und ich fuhr erschrocken zusammen, als ich seine Stimme vernahm. Sie klang wie ein Tropengewitter. »He, Billy, alter Junge, ist hier in den letzten Minuten so ein komischer Kerl vorbeigekommen…« Es folgte eine genaue Beschreibung von Phil.
    Der Kellner verneinte und sah mich fragend an. Auch ich schüttelte den Kopf und wandte mich an Colon.
    »Hier ist keiner vorbeigekommen, der so aussah«, sagte ich.
    Colon betrachtete mich wütend, schwenkte dann seinen Blick auf den Kellner und wandte sich schließlich an John Bibbo.
    »Dann steckt er woanders. Los! Wir suchen ihn, alter Junge. Wenn ich den Affen erwische, drehe ich ihm die Luft ab und wenn ich…«
    Er brach ab und blickte erstaunt zur Tür. Ich drehte mich um und sah vier Beamte der Stadt-Polizei, die durch den grünen Vorhang getreten waren und sich suchend umblickten.
    Ich trat auf sie zu.
    »Mein Name ist Cotton! FBI!« — Ich zeigte ihnen meinen Ausweis. »Ich habe vor einigen Minuten angerufen. Zwei von Ihnen kommen bitte mit in den Waschraum, wo der Tote liegt. Sie und Sie« — ich deutete auf die beiden anderen — »achten bitte auf diese Herren hier, die sich auf keinen Fall entfernen dürfen.« Während meiner letzten Worte deutete ich auf John Bibbo und Rodrigo Colon, die mich aus weitaufgerissenen Augen anstarrten.
    »Trag es mit Fassung, alter Junge!« sagte ich und grinste Colon für zwei Sekunden an.
    Während zwei der Cops an der Bar zurückblieben, um Colon und Bibbo im Auge zu behalten, folgten mir der Sergeant und sein Kollege durch die Bar. Es war jetzt sehr still geworden. Die Gäste waren verstummt, die Schallplattenmusik war abgebrochen. Alle Augen richteten sich auf uns. Wir schritten an den Tischreihen entlang und erreichten den grünen Vorhang. Ich teilte die beiden Hälften mit den Armen und zog dann den Schlüssel aus der Tasche.
    Ich steckte ihn ins Schloß und öffnete die Tür. Ich ließ die beiden Cops vorangehen und zog die Tür hinter uns ins Schloß.
    Wieder roch ich die Desinfektionsmittel. Der Geruch war unangenehm stark. Er biß in die Nasenschleimhäute.
    Die beiden Beamten gingen vor mir her. Beide waren groß und breit.
    Sie verdeckten mir die Sicht auf Gordon.
    Die schweren Stiefel der Beamten hallten auf dem Kachelboden des Waschraums.
    Der Sergeant und sein Kollege blieben stehen und drehten sich zu mir um.
    »Wo liegt der Tote, Sir?« fragte der Sergeant.
    Ich blieb einen Moment wie angewurzelt stehen. Dann machte ich einen hastigen Schritt zur Seite und blickte zu der Stelle, wo vor neun Minuten noch Gordons Leiche gelegen hatte.
    Jetzt war die Stelle leer.
    Die Fenster waren geschlossen — genau wie vorhin.
    Das einzige Geräusch in dieser Sekunde war das Tropfen eines Wasserhahns — links an der Wand.
    Ich war wie vor den Kofif geschlagen und blickte verwirrt auf die Uhr.
    20.35 Uhr.
    In einer der oberen Ecken des linken Fensters hingen Spinnwebenfäden traurig herab. Es waren nicht mehr sehr viele Fäden, und sie waren auch nicht sonderlich stark. Sicherlich hatte die Spinne kein richtiges Netz weben können. Dazu war sie nicht mehr gekommen, denn vorher war ihr feines Gespinst durch das Öffnen des Fensters zerrissen worden.
    Phil verharrte ohne Bewegung. Er hielt sogar den Atem an.
    In dem Zimmer war es stockdunkel. Man konnte nicht die Hand vor Augen sehen, geschweige denn die Umrisse des Gegners. Phil strengte seine Ohren an.
    Phils Sinne waren aufs äußerste gespannt. Die Konzentration trieb meinem Freund Schweißtropfen auf die Stirn. Phils Handflächen wurden langsam feucht, und er war versucht, sie am Stoff seines Jacketts trockenzureiben. Aber das wäre ein Fehler gewesen. Das Rascheln des Stoffes hätte dem Killer Phils Standort verraten. Also unterblieb es.
    Wie aus unendlicher Ferne war das Hupen eines Autos zu vernehmen.
    Das Geräusch klang unwirklich und schien einer anderen Welt anzugehören. Einer Welt, zu der

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