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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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er ihn sofort erkannt, war aber nicht mehr zu einer Gegenwehr gekommen?
    Während ich noch überlegte, schritt ich an den Tischreihen vorbei und trat an die Bar.
    An der Decke surrte ein Ventilator, der den von vielen Zigaretten verursachten Rauch durcheinanderwirbelte. Nahezu jeder Tisch war jetzt besetzt.
    Von Phil noch keine Spur, und auch Shirley Scott war nicht auf ihrem Platz hinter der Bar.
    Ich überlegte. Wenn Shirley Scott Malcolm Messer benachrichtigt hatte, dann mußte er entweder ganz in der Nähe oder hier direkt im Hause versteckt sein.
    Hinter der Bar stand jetzt einer der Kellner.
    »Wo ist Miß Scott?« fragte ich ihn.
    »Sie kommt in zwei Minuten wieder!« Der Kellner grinste mich an. »Was darf's sein?«
    »Das Telefon!«
    »Bitte!« Mit saurer Miene schob er mir den Apparat zu.
    Ich wählte die Nummer der Mordkommission und sprach mit dem Leiter. Dann legte ich auf und schob den Apparat über die Bartheke.
    Der Kellner, der meine Worte verstanden hatte, stand mit schlohweißem Gesicht vor einem Flaschenregal. Ich sah, wie er schluckte. Seine Hände zitterten so stark, daß ich befürchtete, er würde die Ginflasche fallen lassen, die er in der Linken hielt.
    »I — ist das wirklich wahr?« brachte er mühsam hervor.
    Ich nickte.
    »In unserem Waschraum ist jemand ermordet worden?«
    Ich nickte wieder und sah ihn dabei starr an.
    Er spreizte entsetzt die Hände. Auf seiner Stirn erschienen kleine Schweißtröpfchen. Er war ein kleiner, dürrer Mann Anfang der Fünfzig, und mit seinen Nerven schien es nicht zum besten zu stehen.
    »Ich habe den Waschraum abgeschlossen«, sagte ich. »Keiner Ihrer Gäste wird den Toten sehen. Außerdem kommen in wenigen Minuten einige Herren, die den Fall untersuchen werden. Dann ist es Zeit, Ihren Boß zu benachrichtigen. Wie heißt er eigentlich?«
    »Meyer Gerstein.«
    »Warum ist er nicht hier? Kümmert er sich nicht um den Laden?«
    »Doch! Aber er schläft immer nach dem Abendessen. Vor neun steht er nicht auf, weil es nachts immer sehi spät wird. Der Boß bleibt hier bis vier Uhr früh.«
    Ich gab keine Antwort, sondern schaute auf die Uhr. Die Beamten konnten jeden Augenblick hier sein. Dann wurde es auch die höchste Zeit, daß ich mich davon überzeugte, wo Phil blieb. Ich konnte nur hoffen, daß ihm nichts zugestoßen war. Leider blieb mir im Augenblick keine Möglichkeit, nach Phil zu sehen. Ich mußte warten, bis die Beamten kamen.
    »Wenn Miß Scott zurückkommt — dann kein Wort zu ihr von dem Mord!«
    Ich blickte den Kellner an, und er beeilte sich zu nicken. An dem Bild in der Bar hatte sich nichts verändert. Drei Kellner liefen geschäftig hin und her, traten an die Theke, gaben Bestellungen über Getränke auf, die der immer noch schlotternde Kellner erfüllte. Gedämpfte Schallplattenmusik drang aus zwei unsichtbar angebrachten Lautsprechern. Der Lärm der sich unterhaltenden Gäste erfüllte den Raum. Hier und da klang ein Lachen auf. Über mir surrte leise der Ventilator.
    Ich bestellte einen Whisky. Der Kellner servierte ihn mir und beeilte sich, eine große Portion Eis hinzuzufügen. Ich wollte gerade das Glas an die Lippen setzen, als zwei Personen auf der Bildfläche erschienen, die meine Aufmerksamkeit so stark beanspruchten, daß ieti das Glas wieder auf die Theke stellen ohne einen Schluck genommen zu haben.
    Sie standen auf der untersten Stufe der Treppe und blickten sich mit wütenden Gesichtern im Lokal um. Beide trugen zerknautschte Abendanzüge. Die Gesichter der beiden Männer wiesen stark angeschwollene rote Stellen auf, die auf die Bekanntschaft mit einer harten Männerfaust schließen ließen. Der Größere der beiden hatte fast das Aussehen eines Gorillas, und er war sicherlich auch so stark. Der Gesichtsschnitt des Kleineren erinnerte mich an eine beutegierige Ratte.
    Die -beiden standen vor der Treppe und musterten jeden der Gäste. Es war nicht schwer zu erraten, wem ihre Wut galt. Höchstwahrscheinlich hatten sie mit meinem Freund einen Zusammenstoß gehabt. Offensichtlich suchten sie ihn jetzt. Das war ihren Mienen klar zu entnehmen. Daß sie meinen Freund hier zu suchen schienen, beruhigte mich.
    Ich beobachtete die beiden Smokingträger aus den Augenwinkeln und überhörte die Frage des Kellners. Erst als er mich am Arm zupfte, wurde ich wieder auf ihn aufmerksam.
    »Sind Sie von der Polizei«, fragte er. Ich nickte und deutete dann mit dem Kinn auf die beiden Figuren an der Treppe., »Das sind eure Gorillas, nicht

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