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0261 - Im Schatten des Würgers

0261 - Im Schatten des Würgers

Titel: 0261 - Im Schatten des Würgers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Kalmuczak
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offenen Mund, um sich nicht zu verraten. Malcolm Messers Gesicht verzog sich höhnisch, als er jetzt die Leuchtziffern aus der Nähe betrachtete.
    20.40 Uhr zeigten die Leuchtzeiger an.
    Phil muß instinktiv die Gefahr gespürt haben. Er bewegte sich und nahm die Arme zurück. Aber es war schon zu spät. Er bemerkte noch leichten Luftzug hinter sich, dann traf ihn ein harter Gegenstand mit mörderischer Gewalt auf der linken Schulter.
    Der Schmerz raste brennend heiß durch Phils Körper. Der Schlag hatte den Arm gelähmt. Dennoch warf sich mein Freund herum.
    Phil hatte die Wendung noch nicht ganz vollführt, als ihn ein zweiter Schlag traf.
    Trotz der Finsternis hatte Messer diesmal richtig berechnet.
    Das mit Leder umwickelte Bleirohr landete auf Phils Haaransatz, und mein Freund sackte ohne einen Laut zu Boden.
    ***
    »Jetzt ist keine Zeit zu langen Erklärungen«, sagte ich hastig. »Der Tote hat hier gelegen. Jetzt ist die Leiche verschwunden. Sie kann nur durch das Fenster entfernt worden sein. — Sergeant, Sie bleiben hier und achten darauf, daß niemand hereinkommt. Ihr Kollege kommt mit mir. Ein mehrfacher Mörder muß sich noch im Hause befinden. Mein Kollege Phil Decker ist in einem der oberen Stockwerke. Es kann sein, daß er in Gefahr ist. Wir müssen sofort nach ihm suchen. Außerdem muß die Bardame Shirley Scott noch in der Nähe sein. Sie ist sofort festzunehmen.«
    Ich stürmte aus dem Waschraum. Der Polizist folgte mir auf dem Fuße. In aller Eile informierte ich die beiden Cops, die Colon und Bibbo bewachten. Dann flitzte ich zusammen mit dem Cop die Treppe empor.
    Wir erreichten den ersten Stock. Von Phil keine Spur.
    »Uns bleibt nichts anderes übrig, als in jedes Zimmer zu schauen«, sagte ich. »Mein Kollege steckt schon fast fünfundzwanzig Minuten hier oben. — Wie spät ist es genau?«
    »20.39 Uhr, Sir«, sagte der Beamte.
    Wir gingen systematisch vor. Während ich an die Zimmertüren klopfte und sofort danach eintrat, blieb der Beamte mit entsicherter Pistole im Türrahmen stehen.
    Im ersten Stockwerk lagen insgesamt acht Zimmer — vier auf jeder Seite des Ganges.
    Niemand antwortete auf mein Klopfen. Ich probierte die Klinken. Die Zimmer waren unverschlossen. Schlafzimmer ohne sonderliche Behaglichkeit. Sie waren leer und schienen von Männern bewohnt zu werden. Ich tippte darauf, daß Colon und Bibbo ihre Besitzer waren. Wie ich später feststellte, hatte ich richtig vermutet.
    Als ich an die Tür klopfte, antwortete eine erstaunte Frauenstimme:
    »Ja, bitte?«
    Ich trat ein. — Wiederum ein Schlafzimmer, diesmal mit viel Plunder, kitschigen Fotos und billigen Wandteppichen überladen. In einem Bett mit rosaroten Bezügen lag eine rothaarige Frau. Sie hatte sich aufrecht gesetzt, die Bettdecke bis ans Kinn gezogen und die Augen beim Anblick des Polizisten erschreckt aufgerissen.
    Ich blickte mich suchend im Zimmer um, sagte dann »Entschuldigen Sie bitte die Störung«, und verließ das Boudoir.
    Die fünf restlichen Zimmer waren verschlossen. Ich überlegte einen Augenblick, beschloß dann aber, keine Gewaltmaßnahmen zu ergreifen. Erst wollten wir uns davon überzeugen, ob Phil nicht im zweiten Stock war.
    Wir stürmten die Treppe empor, und in der Biegung prallte ich mit einer Dame zusammen, die auch zu der Zunft der Barmaiden zu gehören schien. Sie trug ein schulterfreies, tiefausgeschnittenes Abendkleid aus grüner Seide und hatte damit den richtigen Farbkontrast zu der aschblonden Tönung ihrer Haare gefunden. Die Schöne strahlte mich aus veilchenblauen Augen an und sagte: »Warum so eilig, Sonny Boy?«
    »Halten Sie mich nicht auf. Ich bin gerade dabei, den Weltrekord im Treppensteigen zu brechen«, sagte ich und wollte an ihr vorbei. Dann besann ich mich, machte kehrt und tippte ihr mit dem Zeigefinger auf die Schulter. »Haben Sie hier oben einen jungen Mann gesehen, im grauen Anzug…«
    Ich brach ab, zog meine Brieftasche hervor, entnahm ihr ein Bild meines Freundes und zeigte es der Schulterfreien.
    »Hübscher Junge! Hab ihn leider nicht gesehen.«
    Wir hasteten weiter, und als ich einen Blick über die Schulter zurückwarf, sah ich, daß uns die Frau folgte.
    Ich klopfte an die erste Tür rechter Hand und stieß sie auf, da ich keine Antwort bekam.
    Das Zimmer war geschmackvoll eingerichtet. Es hatte zwei hohe Fenster.
    Vor dem einen waren die Vorhänge zugezogen. Das andere war weit geöffnet. Ich trat zu dem Fenster und sah hinaus.
    Einen halben Meter unterhalb

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